Der Spiegel sieht die Ursache der „Schuldenkrise“ in einem Generationenkonflikt

„…Es gehört zu den gängigen Strategien mächtiger Interessengruppen und der von ihnen gesteuerten Regierungspropaganda sowie der sie unterstützenden Claqueure in den Medien bei wirtschaftspolitisch verursachten Krisen oder um den Sozialabbau zu rechtfertigen, die Schuld auf Sündenböcken abzuladen. Stieg etwa die Arbeitslosigkeit, wurden die Zuwanderer zum Problem gemacht („Die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg“). Oder es werden eben die Arbeitslosen selbst dafür verantwortlich gemacht, dass sie keine Arbeit finden („Jeder findet Arbeit, wenn er nur arbeiten will“). Als die Arbeitslosenversicherung abgeschafft wurde, waren es die „Parasiten“ und „Schmarotzer“ die angeblich das „Fordern“ nötig machten. Die Zerstörung der gesetzlichen Rente wurde mit dem demografischen Wandel und der „Überalterung“ der Gesellschaft begründet. In früheren Zeiten, waren die Juden an allem Schuld und heute sind es die Moslems (vor allem die Türken und Araber) die „keine produktive Funktion“ (Sarrazin) haben.

Rassismus, Islamismus, Fremdenfeindlichkeit, Stigmatisierung von Homosexuellen, Frauendiskriminierung, Abwertung von Behinderten und Obdachlosen, ja auch das Auseinanderdividieren von „Ossis“ und „Wessis“ kurz: „gruppenbezogene Menschfeindlichkeit“ (Heitmeyer) ist ein weitverbreitetes Syndrom und ein häufig eingesetztes Instrument, um soziale Ungerechtigkeit zu legitimieren und bestehende Machtverhältnisse zu rechtfertigen oder um sogar in einer Art „Schuldumkehr“ das Versagen der Politik den Minderheiten in die Schuhe zu schieben.

Einem 35-jährigen Wirtschaftsredakteur hat SPIEGEL Online dieser Tage die Plattform geboten nun auch noch die „Schuldenkrise“ (man beachte schon die herrschende Umdeutung der Finanzkrise in eine „Schuldenkrise“) als einen Generationenkonflikt auszumachen. Er will die Jugend Europas gegen ihre Eltern auf die Barrikaden schicken. Er deutet den Kampfruf der „Indignados“ “Que se vayan todos” („Alle sollen abhauen“), der gegen die herrschenden Parteien und Geldeliten gerichtet war, um in die Parole „Die Alten sollen abhauen“.

Und wie immer, wenn der „Generationenkonflikt“ beschworen wird, plädiert der studierte Politologie und Psychologe in der Wirtschaftsredaktion des Spiegels für den Abbau sozialer Errungenschaften:

Lockerung des Kündigungsschutzes, „Arbeitsmarktreformen“, Verringerung des Abstands der Einkommen zwischen Jüngeren und der Älteren. (Und das noch auf der Basis einer Forderung des Ifo-Instituts, das bekanntermaßen ja schon immer für Lohnsenkungen von Alt und Jung eintritt.) Schließlich wird noch gegen die „Rentengarantie“ (!) in Deutschland polemisiert, deren einzige Garantie die Senkung des Rentenniveaus auf 43% vom Netto vor Steuern ist (die Abschläge durch die Einführung der Rente mit 67 noch gar nicht eingerechnet).

Es gibt eine zunehmende Zahl von Menschen, ob sie nun jung sind oder alt, die mit immer weniger Einkommen und sozialen Leistungen auskommen müssen. Es gibt immer mehr Arme unter den Jungen wie unter den Alten und es gibt wenige Reiche, die immer reicher wurden – auch dort, ob jung oder alt. Die Unterstellung von den reichen Alten trifft im Übrigen für die Mehrheit der Älteren nicht zu, mehr als die Hälfte aller Renten sind Kleinstrenten und die Altersarmut ist programmiert. Die Kernfrage müsste also sein, warum in einer wachsenden Wirtschaft immer mehr Menschen – jung oder alt – mit immer geringerem Einkommen und immer schlechteren arbeitsrechtlichen und sozialen Absicherungen leben müssen.

Gäbe es denn in Südeuropa insgesamt mehr Arbeit, wenn „Arbeitsmarktreformen“ durchgeführt würden und der Kündigungsschutz gelockert würde? Hätten die Jüngeren wirklich etwas davon, wenn das Lohniveau der Älteren noch weiter abgesenkt würde?

Mit dem Aufruf zum Kampf der Jüngeren gegen die Älteren will der Jung-Journalist von den zugrundeliegenden Ursachen etwa für den dramatischen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa ablenken – nämlich von der durch kriminelle Machenschaften herbeigeführte Finanzkrise und deren katastrophalen Folgen für die öffentlichen Haushalte sowie für die Realwirtschaft und schließlich von der auf einer falschen Euro-Krisen-Analyse basierenden Austeritätspolitik, die gerade von der Bundesregierung für ganz Europa durchgesetzt wurde.

Wie sollen in einer politisch bewusst herbeigeführten wirtschaftlichen Rezession in den südeuropäischen Ländern neue Arbeitsplätze entstehen. Werden durch das Sparen ohne Rücksicht auf Verluste nicht viel mehr Alte entlassen, als dass Junge eingestellt werden könnten? Werden etwa durch die Senkung der Arbeitslosenhilfen oder der Renten nicht Alte und Junge gleich betroffen? Was ist daran Generationen-„gerecht“, dass alle auf einem immer niedrigeren Niveau darben sollen, obwohl in der Vergangenheit der gesamte Reichtum der Gesellschaft größer geworden ist? Die Ungerechtigkeit nimmt nur zu, egal welcher Generation man angehört.

Nur wer danach fragt, warum immer mehr gesellschaftlicher Reichtum zu immer mehr Armut führt, wird zu einer Lösung der Probleme auch für die Jungen finden.

„Schuldenkrise als Generationskonflikt“ überschreibt der Spiegel diese die falsche Krisenpolitik kaschierende und rechtfertigende journalistische Pannenhilfe.

Aber auch was die Schulden anbetrifft, hätte ein „Wirtschaftsredakteur“ auf die ziemlich banale Einsicht kommen können, dass den Staatsschulden die Forderungen derjenigen gegenüberstehen, die den Staaten das Geld geliehen haben. Es werden also auch künftig nicht die nachkommenden „Generationen“ belastet, sondern eine künftige Gruppe von Bürgern zugunsten einer anderen, die im Besitz der Staatsobligationen ist. Da Kredite an den Staat typischerweise von den Wohlhabenderen gegeben werden können, empfangen diese also auch wieder die Auszahlungen, und zwar völlig egal ob sie jung oder alt sind. Der Besitz ist nur ungleich verteilt. Schulden sind also kein Problem zwischen Alt und Jung, sondern auch in aller Zukunft eine Frage von Arm und Reich. Diese soziale Ungleichheit wird auch auf bei der Schuldenkrise in einen Generationenkonflikt umgedeutet.

Einmal mehr wird von einer Armuts-Reichtums-Debatte abgelenkt und die tatsächlichen Konfliktlinien in den Gesellschaften werden verschleiert und stattdessen wird versucht die Jungen gegen die Alten auf Barrikaden zu treiben.

Quelle und gesamter Text: http://www.nachdenkseiten.de/?p=14114



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