Der liebe Gott und die böse Bibel!

„Der liebe Gott und die böse Bibel!“So möchte ich überspitzt meine Wahrnehmung während eines Gesprächs über eine Bibelstelle zusammenfassen. Was war passiert? Bei der Vorbereitung einer hl. Messe war das Tagesevangelium die Ankündigung der Zerstörung des Tempels aus dem Lukasevangelium in Kapitel 21. Da kam es zu einer kleinen Diskussion, ob wir nicht ein anderes Evangelium nehmen könnten. Denn, so die Begründung, ich glaube an den lieben Gott; das ist mit dieser Stelle nicht vereinbar. Diese Aussage machte mich stutzig. Denn so eine ähnliche Äußerung hatte ich schon einmal während eines Bibelgespräches gehört. Da sagte eine der Teilnehmerinnen: „Jesus sagt hier so harte Worte. Das paßt gar nicht in mein Bild von Jesus!“ Der Grund dieser Aussage war, wieder aus dem Lukasevangelium: „Er sagte zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, daß Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als daß er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt.“ (Lk 17, 1f.).Und wenn man einmal sensibilisiert für diese Aussagen ist, dann begegnet man ihnen öfter in seinem Umfeld. Sie werden nicht immer so klar geäußert. Oft begegnen wir ihnen verschleiert. Dahinter steckt ein falsches Gottesbild. Aufgrund von Ereignissen und Entwicklungen im Leben bastelt sich so mancher Zeitgenosse ein Bild von Gott zusammen, welches nicht an der Bibel ausgerichtet ist. Je nachdem, was die Person erlebt hat oder wie ihr Gott im Weg steht, stellt sie sich Gott für ihre Lebenssituation passend vor. Alles, was diesem Bild nicht entspricht, wird aussortiert. Die Bibelstellen, die das selbstgeschaffene Gottesbild hinterfragen, werden ausgeblendet. Sagt die Person, sie glaube an einen liebenden Gott, dann werden alle Stellen, in denen von Untergang, Strafe oder Hölle die Rede ist, ausgeschlossen. Damit kann man sein Gottesbild stärken. Aber man merkt nicht, daß man der Gefahr erliegt, einem falschen Gottesbild hinterherzulaufen.Gott sagt zu Mose: „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ (Ex 20, 4).Bei der Aussage, du sollst dir kein Gottesbild machen, denken wir eher an Bilder oder Statuen. Ein viel gefährlicheres Gottesbild ist das selbstkonstruierte. Wir begegnen ihm heute öfter und können es in einer weichgespülten Theologie erkennen. Wenn wir uns Gott als sündenblind vorstellen, ist das auch eine falsche Vorstellung. Ebenso falsch ist die Vorstellung, daß er nur darauf wartet, daß wir einen Fehler begehen, dieses kleinlich aufschreibt und am Ende unseres Lebens peinlich genau abrechnet. Gott gegenüber schreiben wir doch keine Klassenarbeit, wie in der Schule. Und je nachdem, wie ich die Aufgaben in meinem Leben gelöst habe, muß ich dann die Konsequenz tragen. Gott ist immer der ganz andere. So bin ich dankbar, in der Heiligen Schrift mein Gottesbild immer wieder überprüfen zu können. Gerade die Stellen, die mich herausfordern, sind sehr hilfreich, nicht einem falschen Gottesbild aufzusitzen. Gott möchte uns herausfordern, aus der Komfortzone heraus. Zu Heiligen möchte er uns formen. Und dabei richtet er sich nicht immer nach unseren Wünschen. Denn ein selbstkonstruiertes Gottesbild ist flexibel und wird wie gewünscht zurecht gebogen. Damit ich mein Leben leben kann und mich nicht nach Gott ausrichten müßte. Gerade jetzt in der Adventszeit sind wir eingeladen, unser Gottesbild zu überdenken. Und dabei kommt uns Gott entgegen. Er wird Mensch. In Jesus Christus zeigt er uns, daß er es am Ende gut mit uns meint. „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ (Joh 14, 2), sagt Jesus zu seinen Jüngern. Mit diesem Glauben lassen sich die Bibelstellen, die einen eher erschrecken lassen, in einem ganz anderen Licht lesen. Denn mit diesen Stellen will uns Gott keine Angst machen, sondern auf Gefahren aufmerksam machen. Damit wir uns nicht in einem falschen Gottesbild verrennen. So wird aus einem „Mein liebes Gottesbild und die böse Bibel“ ein „die herausfordernde Bibel und der Gott der Liebe“!

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