Der kleine HHSV oder wenn Pleitegeier die Preise verderben…

© Lupo  / pixelio.de

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Ich habe mich vor kurzem mit einem befreundeten Polizisten über einen sehr traurigen Fall unterhalten: er erzählte mir, er habe vor kurzem eine junge Dame zur Justizvollzugsanstalt gefahren. Die müsse nun eine Gefängnisstrafe antreten, weil sie immer wieder Luxusartikel bestellt habe, obwohl sie schon längst pleite war. Dabei handelte es sich um so viele Fälle, dass die Gerichte ihr nun einen Platz in einem Gefängnis verschafft hätten. Auf die Frage meine Freundes an die Dame, warum sie immer wieder bestellt habe trotz ihrer Insolvenz und der schon aufgelaufenen Strafandrohung, sagte sie ihm, das Bestellen und der Erhalt von Waren löse bei ihr immer eine so grosse Befriedigung aus.

Nun, so ähnlich scheint mir die derzeitige Entwicklung beim kleinen HHSV aus der Hansestadt Hamburg zu sein. Dass es sich bei diesem Verein um einen sportlichen Scheinriesen ganz nach dem Vorbild des Herrn TurTur aus den Jim Knopf-Büchern des Schriftstellers Michael Ende handelt, ist zumindest allen Norddeutschen schon seit langem klar, aber dass man in Hamburg  inzwischen auch komplett den Sinn für wirtschaftliche Realitäten verloren zu haben scheint und seine innere Befriedigung aus dem nicht mehr seriös finanzierbaren Ankauf von Spielern zieht, ist dann doch eine neue Qualität.

Es war ja letztes Jahr schon für den Rest der klug und vernünftig wirtschaftenden Vereine unverständlich, was der kleine HHSV sich da mit “der Sylvie ihrem Mann” Rafael van der Vart erlaubte, aber was derzeit da abgeht, da kann man wirklich nur noch mitleidig mit dem Kopf schütteln: der Kommentator der WAZ, Klaus Wille, bringt es eigentlich hier auf den Punkt, denn tatsächlich stolpert man in Hamburg planlos durch die Liga:

“(…) Heute stolpern die Hamburger durch die Liga. Seit Jahren planlos. Mal mit jungen Spielern, lieber aber mit teuren Alt-Stars, die ihre besten Tage hinter sich haben, wenn der HSV sie holt – ob nun Ruud van Nistelroy oder Rafael van der Vaart. Trainer und Manager wechseln in rasender Folge. Und zwischendurch entdeckt garantiert alle paar Monate einer ein neues Millionen-Loch, das irgendein Vorgänger gebuddelt hat.”

Und nun scheinen die Löcher mit noch rasanterer Geschwindigkeit aufgedeckt zu werden (Klick): 100 Millionen Euro sind genannt, und zwar nicht von irgendwem, sondern vom Ex-Aufsichtsratschef Udo Bandow.

Aber der Scheinriese mit den roten Hosen setzt weiterhin auf eine rosige Zukunft auf Pump, denn man muss ja nur genug neue Spieler zu Phantasiegehälter kaufen oder mieten (es ist für einen einen Juristen ziemlicher Quatsch, wenn bei der Überlassung eines Spielers gegen Zahlung einer Geldsumme von “Entleihe” gesprochen wird), dann wird schon Alles gut. Denkt sich der naive Hamburger…

Natürlich kann man sich sportlichen Erfolg kaufen – die Bayern und Dortmund sind gute Beispiele dafür. Aber eine solche Entwicklung greift nicht von heute auf morgen, sie setzt solide Planung und eine solide wirtschaftliche Basis voraus.

Beides gibt es aber nicht beim kleinen HHSV; ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: da sitzt ein Spieler beim FC Arsenal auf der Bank und wird von dort durch Hannover 96 zu angemessenen Konditionen nach Deutschland geholt. Dieser Spieler, Johan Djourou, macht dann 18 durchaus ansehnliche Spiele beim grossen HSV – aber ist damit noch lange nicht aufgerückt in den Rang eines internationalen Spitzenspielers der ersten Kategorie.

Und genau deswegen versucht Hannover 96, sich mit Arsenal auf einem finanziellen Niveau über einen Wechsel oder eine weitere Überlassung des Spielers zu einigen, welches dessen spielerischem Niveau entspricht. Und die Verhandlungen sind auf einem guten Weg – bis die kaufsüchtigen Pleitegeier aus Hamburg auf dem Plan erscheinen und frei nach dem Motto “Und ist der finanzielle Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich völlig ungeniert” die  Preise kaputt machen.

Postwendend, nachdem sich der schweizer Söldner für die Rothosen entschied, folgte in Hamburg der kurzfristigen Euphorie nach der Einkaufstour das Zähneklappern (nicht anders als bei anderen Süchtigen): nun herrscht Transferstopp, und bis 31.08.2013 müssen so eben mal 10 Millionen Euro aufgetrieben werden – angeblich durch Spielerverkäufe (Klick). Wenn man sich allerdings die Liste der Spieler ansieht, die der hamburger Scheinriese abgeben will, dann braucht man kein besonderer Kenner des Fussballs zu sein, um auch dies in den Bereich des Wunschdenkens einzuordnen.

Hannover 96 wird es übrigens verschmerzen, dass der Söldner Djourou jetzt die “bessere sportliche Perspektive” in Hamburg sucht. Das Zeichen, nicht jeden Preis zu zahlen, ist sicherlich langfristig deutlich wichtiger für die finaziell sauber aufgestellte KGaA, die den Spielbetrieb in Hannover organisiert. Denn immerhin haben sich die Roten auch schon das ein oder andere Mal wirtschaftlich unsinnig verhalten und mit dem Pleitegeier Kontakt aufgenommen – doch diese Zeiten sind in der niedersächsischen Landeshauptstadt vorbei. Das ist – bei allen anderen negativen Tendenzen bei Hannover 96 – Gut so! Immerhin das!

Photo: www.pixelio.de


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