Der Kapitalismus mal ganz "sozialistisch"

oder: das plastisch-elastische System nimmt viele Formen an, bleibt aber immer was es ist: steifer und unbiegsamer Kapitalismus.
Immer öfter liest man nun in Foren und Kommentarbereichen, dass der Fiskalpakt nicht weniger sei, als die Einführung des Sozialismus durch die EU. Man pumpe Geld in Banken und zentralisiere die Verwaltung - womöglich würden auch noch die Schulden vergemeinschaftet. Zentralisierte Gleichmacherei, Subventionen zur Erhaltung einer maroden Branche: Das ist doch Sozialismus! Denn im Kapitalismus, so weiß man dort ganz sicher, würde man Banken nicht liquide schmieren, sondern verenden lassen. Denn der freie Markt, der kapitalistische Wettbewerb, kennt keine Fürsorge, keine Hilfestellungen - er sortiert die aus, die nicht mehr wettbewerbsfähig seien. ESM und Fiskalpakt sind aber als Gegenteil gedacht. Sie sind also, wenn man vereinfacht und diesseits des Tellerrandes denkt, der Sozialismus, der nun in Europa installiert wird.

Das ist hanebüchen; das ist Unsinn! Selbst jetzt, da der Neoliberalismus zum verbindlichen Staatsauftrag werden soll, scheint die traditionelle Angstmache vor dem Kommunismus noch die Köpfe zu dominieren. Was ist denn der Kapitalismus eigentlich? Ist er der wettbewerberische Fürsorgefeind? Wie läßt er sich definieren? Ein bekannter Blogger schrieb kürzlich: "Der grundlegende Unterschied zwischen sozialistischen und kapitalistischen Bestrebungen ist die Verteilung. Der Sozialismus versucht, möglichst breit zu verteilen, d.h. alle Menschen an den geschaffenen Produkten zu beteiligen. Der Kapitalismus ist bestrebt, durch Verknappung auf der einen Seite Überfluss auf der anderen zu schaffen. Er schafft Reichtum durch Armut und umgekehrt." Das kann man zunächst so stehen lassen - das beschreibt das Wesen des Kapitalismus knapp, jedoch in aller Ausführlichkeit. Mehr braucht man kaum sagen, um das Wesen des Kapitalismus zu umschreiben. Man kann ihn nämlich über Ziele definieren - nicht aber über die Wege, über Mittel, die dorthin führen.
Die Zeit, als der Kapitalismus gegen den Sozialismus und andersherum im Weltenkrieg steckte, blendet über die Tatsache hinweg, dass der Kapitalismus nicht auf das abonniert sein muß, mit dem man ihn identifiziert. Er kann so menschenverachtend klassenständisch wie gleichmacherisch sozialistisch sein, wenn es seinen Zielen nur förderlich ist. Er kann planwirtschaftlich Profite erzeugen oder durch individuelle Betriebsplanungen. Kurzum, er ist nicht ideologisch verblendet auf dem Pfaden zu seinen Zielen - er ist es nur im Ziel. Staatliche Interventionen sind für ihn nicht gleich Frevel, sie dürfen nur nicht unprofitabel sein. Gegen Sozialisierungen hat er nichts, sie sollten nur zum Vorteil auf seinen Konten gereichen. Er ist flexibel in seinen Mitteln, total starr und unbiegsam aber, wenn es um seine Ideale geht.
Es ist eben nicht sozialistische Internationalisierung, wenn er sich nun unter seiner neoliberalen Schule dazu aufschwingt, Subventionen, scheinbar egalitäre Strukturen und Zentralisierung durchzuboxen. Er ist einfach nur beweglich und anpassungsfähig genug, um Sozialisierungen und staatliche Hilfsangebote anzunehmen. Das ist nicht sozialisitisch! Oder anders, provokativ gesagt: Der Kapitalismus kann eben auch "sozialistisch" sein. Nicht so, wie es der oben genannte Blogger unterscheidet, indem er plötzlich möglichst breit verteilen, indem er alle Menschen an den geschaffenen Produkten beteiligen möchte - in seinen Zielen bleibt er sich nämlich treu. Er ist nur pragmatisch genug, den Staat, den er teils verachtet, teils auch zu schätzen und zu benutzen.
Der oben genannten Definition könnte man hinzugesellen, dass der Kapitalismus ein großer Pragmatismus ist - das ging dem realen Sozialismus oftmals ab. Er war pragmatisch in der Abwandlung der Ziele diverser Jahrespläne, nicht aber in den Anschauungen und den Mitteln zur Erfüllung seiner Ziele. Im Kapitalismus kann man sich Bücher kaufen, die den Niedergang, die Verlogenheit und die Bösartigkeit des Kapitalismus thematisieren - im Sozialismus den es gab, fand man Literatur gegen ihn nicht. Der Kapitalismus verkauft einem die Stricke, mit denen man ihn und seine Alchimisten irgendwann aufknüpfen wird, wie Lenin mal feststellte. Michael Moore erklärte vor Jahren, er wundere sich, dass seine Filme gezeigt würden, weil sie dem ganzen System nicht unbedingt gefällig sind - aber das liege daran, dass der Kapitalismus nur den  Profit kenne; und wenn der mit seinem eigenen Abgesang Geld verdienen könne, dann tue er dies auch. Er ist folglich, wie schon erwähnt, in seinen Zielen fixiert, nicht auf seinen Wegen.
Wer jetzt glaubt, die Fiskalpaktierer würden dem Sozialismus in die Galoschen helfen, dem ist nicht zu helfen, der hat nichts kapiert, das Wesen des Kapitalismus nicht verstanden. Der Fiskalpakt ist keine sozialistische Infiltration - er ist die bloße Fortsetzung des Kapitalismus mit anderen Mitteln...
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