Der Höllenmaschinist - Teil 8 der Fortsetzungsgeschichte

   Sie ging zum Fenster hinüber. Hinter der Mauer fuhren Autos entlang. Minivans und Geländewagen, Mütter brachten ihre Kinder zum Sport oder fuhren zum Einkaufen. Es gab einen kleinen Stau. Einer Limousine gelang es nicht auf Anhieb, in die Kreuzung einzubiegen. Keine gewöhnliche Limousine, ein Sondermodell, das um mehrere Meter verlängert war. Der Wagen sah bizarr aus, schneeweiß lackiert, schwarz getönte Scheiben, chromglänzende Felgen und fast so lang wie ein Schulbus; er hätte einem Comic oder einem Computerspiel entsprungen sein können. Der Fahrer musste zurücksetzen und einen weiten Bogen fahren, dann erst kam er in die Seitenstraße hinein. Mona kannte diese Autos. Sie waren sehr gut ausgestattet, mit Fernsehern, Stereoanlagen, Minibars, einige besaßen angeblich sogar einen Whirlpool. Früher hatte sie manchmal eine solche Limousine bestellt, gemeinsam mit ihren Freundinnen. Sie fuhren hinaus in die Stadt, besuchten Kinos und Restaurants, Bars und Diskotheken, und am nächsten Morgen teilten sie die Rechnung miteinander – und ein paar Geheimnisse. Nach ihrer Operation wäre das vielleicht wieder möglich.  
   Von unten drang ein brummendes Geräusch zu ihr empor. Der Gärtner war damit beschäftigt, den Rasen zu mähen. Sie beobachtete ihn dabei. Der Mann saß auf einem kleinen Traktor, fuhr langsam von der einen Seite des Gartens zur anderen hinüber. Mona kannte ihn, er war ihr gleich an seinem ersten Tag aufgefallen, zunächst nur wegen des Namens: Manolo. Sie mochte den Namen, er klang so ähnlich wie ihr eigener, enthielt nur zwei Buchstaben mehr. Mona und Manolo, das passte zusammen. Inzwischen mochte sie auch den Mann selbst. Er sah gut aus, wie er mit nacktem Oberkörper auf dem Traktor saß, nach einer Weile anhielt, den vollen Fangkorb abnahm und den Rasenschnitt mit energischen Bewegungen über der Ladefläche seines Kleinlasters ausschüttete. Allerdings war er einige Jahre jünger als sie, Mona schätzte ihn auf Anfang dreißig. Normalerweise hätte sie keine Chance bei einem so jungen Mann, dafür war der Unterschied einfach zu groß. Aber vielleicht nach der Operation… Wenn er sähe, was sie zu bieten hätte…
   Mona drehte sich zum Spiegel. Vielleicht sollte sie öfter etwas weit Ausgeschnittenes tragen. Ihre Brüste waren noch immer ziemlich straff – auch ohne Operation. Sie verdienten es, beachtet zu werden. Diese beiden Prachtstücke hielten dem Vergleich mit jüngeren Frauen stand. Mona öffnete die Verschnürung des Korsetts und nahm ihre Brüste in die Hände; sie fühlten sich gut an, voll und schwer, ohne übermäßig zu hängen. Und die Brustwarzen wurden sofort steif, sehnten sich nach zärtlichen Berührungen, auch wenn sie nur von den eigenen Händen kamen. Mona stöhnte, sie nahm die Brustwarzen zwischen die Finger, kniff sie zusammen, rieb sie hin und her. Einen Augenblick überlegte Mona, ob sie ihr Spielzeug hervorholen sollten, doch das brauchte sie gar nicht, so sehr war sie erregt. Ein paar Berührungen, ein paar Gedanken reichten aus…
   Plötzlich wurde ihr die Stille bewusst. Das Brummen des Motors war verklungen. Sie sah wieder aus dem Fenster. Der Traktor stand mitten auf dem Rasen, aber Manolo war nicht mehr zu sehen. Offenbar machte er eine Pause. Verständlich, denn die Sonne brannte vom Himmel herab und es gab keinen Schatten, unten auf dem Rasen. Mona spähte in alle Richtungen, so weit es ihr das Fenster gestattete. Wahrscheinlich war Manolo in das Gartenhaus gegangen, in dem der Traktor für gewöhnlich stand. Vielleicht ruhte er sich dort aus, vielleicht trank er eine kühle Limonade. Aber nein, das ging ja gar nicht, im Gartenhaus gab es keinen Kühlschrank, nur ein paar alte Möbel, die sie aus dem Haupthaus verbannt hatten. Aber in ihrer Küche gab es einen Kühlschrank, dazu kistenweise Limonade und sogar eine Maschine, die Eiswürfel produzierte.
   Vielleicht sollte sie doch nicht bis nach der Operation warten. Rasch zog sie das Korsett aus und schlüpfte in einen bequemen Trainingsanzug. Damit ließe sich vielleicht irgendwie eine glaubhafte Geschichte konstruieren, sie wäre gerade beim Sport gewesen, wollte sich etwas Kaltes zu trinken machen und so weiter. In der Küche fand sie alles Nötige, eine Karaffe, zwei Gläser, ein paar Zitronenscheiben. Die Handgriffe erledigte sie schnell und routiniert, ohne viel nachzudenken. Erst als sie vor der Tür des Gartenhauses stand, kamen ihr Gewissensbisse. Mona sah noch einmal zum Haus zurück, sah die weißen Wände, sah die verspiegelten Scheiben, die in der Sonne glänzten und sie an den Eispalast aus einem Märchen erinnerten, das sie als Kind gehört hatte. Damals fürchtete sie sich vor der alten Hexe, die in dem Palast lebte – heute war sie kurz davor, selbst zu dieser Hexe zu werden. Mona klopfte an die Tür.
   „Hallo“, sagte sie mit bebender Stimme. „Darf ich reinkommen?“
   Manolo war überrascht, sie zu sehen, versperrte ihr aber nicht den Weg. Im Gartenhaus standen die alten Möbel aus ihrem Wohnzimmer, inzwischen jedoch mit Kratzern übersäht und mit irgendwelchem Zeug bepackt, mit Gartengeräten, einer Sporttasche und Plastiktüten, Mona sah nicht genau hin. Was sie dagegen sehr interessierte, war ein Foto, das an der Wand hing. Offenbar ein Familienfoto, es zeigte eine Frau und zwei kleine Kinder. Alle drei lächelten, eines der Kinder winkte in die Kamera. Es erinnerte Mona an die Bilder, die sie selbst von ihrer Familie gemacht hatte und die sich über das ganze Haus verteilten. Dieses Foto jedoch hing nicht unter Glas, in einem funkelnden Rahmen, es war mit ein paar Reißzwecken an der Wand befestigt.
   „Deine Frau?“, fragte Mona. „Deine Kinder?“
   „Ja. Ich nehme es ab.“ Er griff nach dem Foto.
   Sie hielt ihn zurück. „Nein, nicht. Es kann ruhig da bleiben, es gefällt mir.“
   Er schwieg.
   „Wann hast du sie zuletzt gesehen?“ Mona schenkte etwas Limonade in ein Glas ein.
   „Vor einem Jahr.“
   Sie reichte ihm das Glas. „Das muss schwer sein für dich.“
   Er trank einen Schluck. „Das können Sie nicht verstehen.“
   „Doch, ich glaube schon… Willst du Sex?“
   „Was?“
   „Ob du Sex willst?“ Sie zog den Reißverschluss ihrer Trainingsjacke herunter.
   „Das dürfen wir nicht.“
   „Nur ein bisschen Spaß. Sonst nichts.“
   Manolo sah ihre Brüste und sagte nur ein Wort: „Schön.“
   Peter riss seine Arme hoch, hielt sich die Augen zu. „Genug, das reicht. Mehr brauchst du mir nicht zu zeigen.“
   „Es geht aber noch weiter“, sagte Helena. „Möchtest du nicht wissen, was Mona mit den Eiswürfeln angestellt hat?“
   „Hör auf, mich zu quälen.“
   „Also gut. Schluss mit der Vorstellung.“
   Die Szenerie löste sich auf. Das Gartenhaus verschwand, Mona und Manolo verschwanden. Peter und Helena fanden sich im Krankenhaus wieder. Nichts hatte sich verändert, die Maschinen, die Peters Körper am Leben erhielten, summten und blinkten.
Fortsetzung folgt.
Unter diesem Link finden Sie die bisher erschienen Teile.
Der Höllenmaschinist - Teil 8 der Fortsetzungsgeschichte
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Der Höllenmaschinist - Erzählung
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