Der dunkle Pfad (02)

Hier ist der erste Teil dieser Geschichte.

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Zu den ersten Dingen, die ein Kind lernte, nachdem es in den Jedi Orden aufgenommen wurde, zählte, seine Umgebung durch die Macht wahrzunehmen. Dies umfasste zum einen die Situation, in der man sich aktuell befand, mindestens genauso wichtig waren jedoch die Personen und Wesen mit denen man es zu tun hatte. Die Erkenntnisse, die man aus dieser Einschätzung zog bestimmten wesentlich das Verhalten und die konkreten Taten, die in der jeweiligen Situation angebracht waren.

Hatte man diese Fähigkeit erst einmal gemeistert – was für die wenigsten Jedi Anwärter tatsächlich ein Problem darstellte – so ging es im nächsten Schritt darum, mit der Einstellung, die das Umfeld einem entgegenbrachte umgehen zu lernen. Und dies war schon wesentlich schwieriger. Denn viele Personen und ganze Rassen oder Spezies standen den Jedi mit einem gehörigen Misstrauen, wenn nicht sogar mehr oder weniger offener Abneigung gegenüber. Dies bedeutete nicht unbedingt, dass sie sich gegenüber einem Mitglied des Ordens tatsächlich aggressiv verhalten würden, aber ein Jedi nahm solche Gefühle durch die Macht verstärktem Maße wahr.

Als Barriss und Ahsoka auf Geonosis durch die Katakomben der Waffenfabrik geschlichen waren hatte sie die dumpfe, wenn auch irgendwie unbestimmte Feindseligkeit, die von den unzähligen Geonosianern, die sich in den Nischen und Grotten der Höhlen befunden hatten als sehr verstörend wahrgenommen, so als hätte sich eine undurchdringliche, dunkle Decke auf sie gelegt und versucht sie darunter zu ersticken.

Doch das Gefühl, dass sie jetzt empfand, als ihr Geist jenen des anderen Wesens berührte war ein ganz anderes, wenn auch mindestens genauso entsetzlich. Sie verspürte keine latente Aggression, sondern offenen, ungezügelten Hass, jedoch auch Angst und Schmerzen, sowohl körperlich, als auch emotional. Die Wucht mit der sie diese dunklen Emotionen trafen verursachten bei ihr geradezu körperliche Schmerzen und sie schlug instinktiv die Hände über die Ohren als könnte sie damit diese Gefühle abwehren.

Dieses Wesen, dass sich etliche Stockwerke unter ihr befinden musste war enorm stark in der Macht, doch es war kein Jedi. Kein Anwender der hellen Seite konnte je zu solcher Wut, zu solcher Verzweiflung fähig sein.

Sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieses Wesen auch von ihrer Anwesenheit Notiz genommen hatte, auch ihre Präsenz in der Macht spürte und sie sammelte ihre Kräfte, um einen Schutzwall gegen diese Dunkelheit um sich herum aufzubauen, doch es gelang ihr nicht ganz. Sie hörte das Wesen schreien und toben, gegen die Wände seiner Zelle schlagen und treten und sie war nicht sicher, ob sie diese Geräusche mit ihren Ohren oder auch mit ihrem Geist hörte.

Barriss versank noch tiefer in der Macht, wendete jene Technik der Tarnung an, die sie in den letzten Monaten so häufig geübt hatte und die es anderen Machtanwendern unmöglich machen sollte, ihren Abdruck in dem allumfassenden Energiefeld zu erkennen. Doch nur mit allergrößter Mühe schaffte sie es, das Brüllen des Wesens aus ihrem Geist zu vertreiben. In ihrem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz, als hätte sie einen heftigen Schlag erhalten und ihr Magen hatte sich ob dieses abrupten Ausbruchs der dunklen Seite zu einem Knoten verkrampft. Sie keuchte heftig und versuchte das, was man ihr den Großteils ihres Lebens beigebracht hatte – nämlich die Macht zur Heilung bzw. zu Linderung der Schmerzen einzusetzen auf sich selbst anzuwenden. Doch sie musste feststellen, dass ihr dies nun deutlich schwieriger fiel als früher.

Als sie noch ein Jüngling von etwa 8 Jahren gewesen war, hatte Yoda ihr und ihren Kameraden in einer Unterrichtseinheit erklärt, dass die Jedi Gefäße für die Macht waren. Wieviel ein jedes dieser Gefäße aufnehmen konnte, bestimmte, wie stark ein Jedi sein würde, doch wenn der Behälter einmal voll war, war es nur noch möglich, seinen Inhalt auf verschiedene kleinere Gefäße aufzuteilen, nicht jedoch die Gesamtmenge zu erhöhen. Als die Jünglinge den alten Meister daraufhin nur verständnislos angesehen hatten, hatte er ihnen erklärt, dass ein Jedi, der sein maximales Potential erreicht hatte, immer dann, wenn er eine neue Fähigkeit erlernte, Einbußen bei anderen Kenntnissen und Fertigkeiten hinnehmen musste.

Damals hatte Barriss dies nicht geglaubt und war sicher gewesen, dass ihre Stärke in der Macht immer weiter ansteigen würde, doch nun musste sie sich eingestehen, dass Yoda vermutlich recht gehabt hatte. Barriss hatte sich im Laufe des letzten Jahres so viele neue Fähigkeiten angeeignet, dass ihr ureigenstes Talent – das Erkennen und Heilen von Wunden und Schmerzen – dadurch deutlich nachgelassen hatte. Aber dies war ein vergleichsweise kleiner Preis, den sie dafür bezahlen musste, was sie alles gewonnen hatte.

Schließlich spürte sie wie der Druck in ihrem Schädel nachließ, wie sich der Zorn des anderen Wesens langsam aus ihr zurückzog, als hätte es ihre Spur verloren – und bis zu einem gewissen Grad war dies wohl auch der Fall.

Barriss wußte, dass sie diesen Zustand der Tarnung nicht für sehr lange würde aufrechterhalten können, denn es kostete sie viel Kraft und die Form der Macht, die sie dafür anzapfen musste war eine andere als etwa die, die sie verwendete, wenn sie ihr Laserschwert benutzte oder Gegenstände mit der Kraft ihres Geistes durch die Luft bewegte.

Sie musste herausfinden, wer oder was dieses Wesen war und versetzte ihre Erinnerung zu dem Augenblick zurück, in dem sie es zum ersten Mal gespürt hatte. Doch alles war verschwommen und in ihrem Kopf waren nur einige undeutliche Schemen und kurze Bilder: ein rot-schwarzes Muster, gelbe Augen und Stacheln, nein keine Stacheln, Hörner, die aus einem haarlosen Kopf ragten. Und Stahl.

Barriss zuckte zusammen und fast wäre der Schutzschild der Macht, den sie um sich aufgebaut hatte in sich zusammengefallen.

Maul!

Dieses Wesen musste Darth Maul sein. Und doch war dies unmöglich!

Sie hatte die Geschichte um die Rückkehr des Sith Lords, der vor mehr als zehn Jahren auf Naboo in zwei Hälften geteilt worden war und den der gesamte Jedi Orden für vernichtet gehalten hatte mit einer Mischung aus Abscheu und Neugier verfolgt. Immerhin hatten die Sith rund 1000 Jahre lang als ausgelöscht gegolten und nun waren sie im wahrsten Sinne des Wortes von den Toten auferstanden.

Nachdem Maul und sein Zabrak Bruder Savage Opress wie aus dem Nichts auf Raydonia aufgetaucht waren, beinahe ein ganzes Dorf ausgelöscht und Obi-Wan Kenobi fast getötet hatten, zogen sie über mehrere Monate eine Spur der Verwüstung durch den Outer Rim. Viele versuchen die beiden Brüder aufzuhalten, doch niemandem gelang es und die meisten bezahlten dafür mit ihren Leben unter anderem auch die Jedi Meister Salmare und Adi Gallia.

Dann, nach dem Angriff auf Florrum und die Piratenbande um Hondo Ohnaka waren die beiden Sith wieder von der Bildfläche verschwunden und manche hatten sich schon in de trügerischen Hoffnung gewiegt, dass sie nie wieder auftauchen würden. Doch dann griffen die beiden, unterstützt von einem Mob aus Gangstern, Schmuglern und Terroristen den neutralen Planten Mandalore an. Was dort genau passierte, war nur durch die Holonet Nachrichtensendungen überliefert, denn die Republik hatte keine Niederlassung auf Mandalor. Es schien, dass Maul, Opress und ihre Gefolgsleute für etwa zwei Wochen Banken und Geschäfte geplündert, wohlhabende und einflussreiche Personen ausgeraubt und entführt und die Zivilbevölkerung terrorisiert hatten, ohne dass die Sicherheitskräfte von Mandaore irgendetwas dagegen unternehmen konnten.

Bis Death Watch auf der Bildfläche erschien und den Verbrechnern in kurzer Zeit das Handwerk gelegt hatte. Maul und sein Bruder waren verhaftet und angeblich kurze Zeit später von Pre Vizsla, dem Anführer der Death Watch hingerichtet worden.

Der ehemalige Premierminister von Madalore, ein Mann namens Almec, war daraufhin von Vizsla als neuer Staatsführer eingesetzt worden, doch kurze Zeit später dürfte es innerhalb der Death Watch zu einem Konflikt gekommen sein, bei dem angeblich sowohl Vizsla selbst als auch die Herzogin Satine, die frühere Anführerin von Mandalore ums Leben gekommen waren. Seitdem befand sich der Planet in einem erbitterten Bürgerkrieg und die jüngsten Berichte besagten, dass nicht weniger als drei Personen den Titel Mandalore für sich beanspruchten, darunter auch eine Frau.

Soweit Barriss wusste, hatte sich der Senat vor einigen Wochen mit der Situation auf Mandalore beschäftigt hatte und es hatte eine Abstimmung darüber gegeben, ob man Truppen oder wenigstens Hilfsgüter in das System schicken sollte. Aber da der Planet weder Teil der Republik war, noch für die Separatisten von strategischer Bedeutung zu sein schien, hatte man beschlossen, diesen Konflikt als eine interne Angelegenheit zu betrachten und Mandalore seinem Schicksal zu überlassen.

Und dennoch hatte es innerhalb des Jedi Tempels das Gerücht gegeben, dass Obi-Wan Kenobi, kurz vor dem Ausbruch der Kampfhandlungen heimlich nach Mandalore aufgebrochen war und einige Tage später zurückkehrte.

Doch wenn der Senat keine Einmischung wollte, was hatte er dann dort gemacht? War Maul vielleicht gar nicht von Pre Vizsla hingerichtet worden? Hatte der Jedi Rat Obi-Wan auf eine Mission geschickt, seinen alten Nemesis gefangen zu nehmen und nach Coruscant zu bringen? Hierher, dort wohin man auch sie selbst nun gebracht hatte?

Das sah dem Orden gar nicht ähnlich, sich dem Senat zu widersetzen und dennoch schien der Rat von Zeit zu Zeit noch das Rückgrat und die Weitsicht zu haben, sich nicht nur als Lakaien es korrupten und zusammenbrechenden politischen Systems zu positionieren. Barriss glaubt sich zu erinnern, dass sie vor etwa einem Jahr das Gerücht gehört hatte, dass der Orden ein Hochsicherheitsgefängnis für besonders gefährliche bzw. auch machtfähige Individuen betrieb. Weder der Kanzler noch der Senat wussten etwas von dieser Einrichtung. Sie hatte dieses Gerade damals nicht ernst genommen, doch die Tatsache blieb, dass viele der Anführer der Separatisten, die im Zuge von Kampfhandlungen von Jedi Generälen gefangen genommen wurden plötzlich wie vom Erdboden verschluckt waren.

Barriss tastete mit der Macht ihre Umgebung ab, sorgsam darauf bedacht, dass ihr Geist nicht noch einmal mit dem von Maul in Berührung kam, doch sie konnte kein weiteres, höherentwickeltes Individuum entdecken, selbst von den beiden Klonsoldaten, die sie hergebrachten hatten, fehlte jede Spur. Wenn es in diesem Gebäude ein weiteres machtfähiges Wesen gab, so war es weit entfernt…

…oder es war ebenfalls in der Lage, seine Präsent in der Macht zu verbergen.

Barriss lauschte angestrengt und sie glaube, das wütende Brüllen und Schlagen von Maul wieder zu hören, aber sie war nicht sicher, ob es sich dabei nicht noch um die Nachwirkungen seines vorherigen Angriffs auf ihren Geist handelte. Sie ließ sich wieder auf den Boden sinken, zog ihre Beine nah an ihren Körper heran und ließ das Kinn halb auf die Brust sinken, so wie sie es immer tat, wenn sie versuchte eins mit der Macht zu werden. Sie schätzte, dass seit ihrer Gefangennahme rund 6 Stunden vergangen waren und sie hoffte einmal mehr, dass sie durch Meditation erfahren konnte, was mit ihr weiter geschehen würde

Das bewusste Herbeiführen von Visionen zukünftiger Ereignisse hatte nie zu Barriss‘ Stärken gehört. Es gab Jedi, die in der Lage waren, mittels starker Konzentration durchaus detaillierte Einblicke in eine mögliche Zukunft zu erhalten – Pong Krell, der Besalisk, der gemäß offizieller Verlautbarung des Jedi Ordens gegen Ende der Schlacht von Umbara von einem Heckenschützen der lokalen Miliz, den den Klone übersehen hatten erschossen worden war, hatte diese Fähigkeit besessen. Andere erhielten Visionen in ihren Träumen, ohne dass sie dafür bewusst meditieren mussten.

Barriss war nie dazu in der Lage gewesen, viel mehr als ein paar flüchtige Bilder, kurze Eindrücke oder auch nur Gefühle von zukünftigen Ereignissen zu erhalten. Aber in den letzten Monaten hatte sie auch festgestellt, dass es möglich war, neue Fähigkeiten zu entwickeln und durchaus zu perfektionieren, wenn man nur hart genug dafür arbeitete. Warum sollte es ihr als nicht gelingen, die Fähigkeit der Vorausschau ebenfalls zu entwickeln.

Und mit diesem Gedanken tauchte sie in die Macht ein und versucht diese dazu zu bringen, ihr das zu zeigen was sie sehen wollte.

Doch die Macht zeigte ihr etwas anderes.

Fortsetzung folgt!


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