Der Anfang vor dem Anfang oder warum ich Prologe nicht mag

Der Anfang vor dem Anfang oder warum ich Prologe nicht mag

In letzter Zeit sind sie mir häufig begegnet: Prologe. Ein Prolog ist ein Text vor dem eigentlichen Beginn eines Romans, der zumeist aus einer anderen Perspektive als die eigentliche Geschichte einen Vorgeschmack geben soll, was da noch kommt. Autoren scheinen sich darin übertreffen zu wollen, diese Prologe möglichst geheimnisvoll zu gestalten. Schließlich soll der Leser motiviert werden, die Geschichte bis zum Ende zu lesen. Doch warum braucht es dazu einen Prolog?


Die Spannungskurve fängt unten an


Im Regelfall beginnt ein Roman mit der Einführung der verschiedenen Figuren, ihrer Konflikte und Beweggründe, bevor die Spannungskurve ansteigt. Deshalb werden beispielsweise bei Thrillern gerne Prologe verwendet, die dann zum Beispiel aus der Perspektive des Mörders schildern, wie er es genießt, seinem Opfer die Haut abzuziehen. Danach beginnt der Roman mit dem Kommissar, der von alledem noch nichts ahnt und frustriert über seinen Job einen Whiskey nach dem anderen in sich hineinkippt. Dank des Prologs kann man also gemütlich schildern, wie der Kommissar sich betrinkt. Der Leser ist ja schließlich angefixt. Zumindest hofft man dies. Doch mich hat der Autor dann zumeist schon verloren.

Ein Prolog ist wie ein Koitus Interruptus


Zu Beginn werde ich als Leserin aufgepuscht. Mein Spannungspegel wurde aufgeladen und dann, wenn ich voller Erwartung weiterblättere, passiert erst mal gar nichts. Stattdessen frage ich mich bei jedem Umblättern, wann denn die Geschichte endlich wieder auf das Level kommt, das der Prolog versprochen hat. Natürlich muss es nicht in jedem Fall so sein, doch nach meiner Erfahrung ist es recht oft so. Jedes Mal frage ich mich, warum denn der Autor nicht anstelle eines geheimnisvollen Prologs einfach einen spannenden Anfang geschrieben hat. Ist denn diese ausführliche Einführung des trinkenden Kommissars wirklich nötig?

Es sollte anfangen, wenn es anfängt


Als ich mich vor Jahren daran setzte, meinen ersten Roman zu schreiben, da hatte dieser einen Prolog. Nun, ich habe diesen Roman nie veröffentlicht und würde ich dies heute überlegen, so würde ich mit Gewissheit den Prolog entfernen und den Anfang so umschreiben, dass er für sich wirkt. Mir geht es bei fast jedem Projekt, das ich seitdem begonnen habe, so, dass ich mehrere Anfänge schreibe, die ich dann allesamt wieder lösche, weil sie immer noch viel zu früh beginnen. Denn viele der Details, die ich zuerst meine, den Lesern vorab über meine Figuren mitteilen zu müssen, kann ich auch später einflechten oder sie erschließen sich schlicht aus den Handlungen der Figuren. Mittlerweile liebe ich es geradezu, die Geschichte möglichst mit einem Knalleffekt beginnen zu lassen. So lauten meine ersten beiden Sätze bei »Tote Models nerven nur« wie folgt:
Sie ist tot. Verdammt.Anfang von »Tote Models nerven nur«

Ich denke, damit ist klar, was kommt.

Ein Prolog als i-Tüpfelchen


Es gibt sie natürlich, die tollen Geschichten, die durch einen Prolog diesen Akzent bekommen, der sie perfekt macht. Aber viele Romane mit Prolog, die ich gelesen habe, waren am Ende eher enttäuschend. Prologe sind nicht unumstritten und mit Vorsicht zu genießen. Dies führen Richard Norden oder auch Die Schreibdilletanten in ihren Beiträgen aus. Ich zucke mittlerweile zusammen, wenn ich ein Buch aufschlage und ich das Wort Prolog lese. Es erscheint mir so, dass es für viele Autoren eine Art Allheilmittel ist, um jeder Geschichte irgendwie Spannung zu geben. Doch wenn die Geschichte nicht spannend und fesselnd ist, dann hilft auch kein Prolog.
Erzähle mir, wie du Prologe empfindest. Kennst du tolle Beispiele oder bist du auch eher skeptisch, wenn du einen Prolog siehst?

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