Der Algorithmus macht Menopause

Der Algorithmus macht Menopause
Der Algorithmus macht Menopause

Das nun endlich auch meteorologisch eingetretene publizistische Sommerloch wird seit Tagen mit einer gar bemerkenswerten Erkenntnis gefüllt:

Forscher aus Kanada beweisen mittels Computersimulation: Männer treiben Frauen in die Menopause, weil sie jüngere Frauen bevorzugen:

http://www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1003092;jsessionid=760AF62187AC3B7FFD0501DAB58B2B8F

Da das Ganze in einem Journal mit relativ hohem Impact factor (PLOS Computational Biology 5,2) erschienen ist, hat es eine hohe Überzeugungskraft und gibt allerlei pseudowissenschaftliche Erklärungen scheinbar eine gewisse Glaubwürdigkeit:

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/frauenmedizin/news/forscher-aus-kanada-maenner-treiben-frauen-in-die-menopause_aid_1014492.html
http://www.heise.de/tp/artikel/39/39327/1.html
http://www.sueddeutsche.de/wissen/evolution-des-menschen-sind-maenner-schuld-an-der-menopause-1.1696518
http://medicalobserver.com/news/2013067495/studie-belegt-menopause-entstand-aus-evolution
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/317289.html

Liest man sich aber die Annahmen des geprüften Modells durch, befällt einen irgendwie doch der Eindruck, dass es sich (notwendigerweise) um eine sehr vereinfachte Annahme handelt, die ausschließlich darauf beruht, dass die weibliche Fertilität genetisch determiniert wäre, wofür aber m.W. noch kein Nachweis existiert.
Viele im Laufe des Lebens auftretenden Veränderungen im menschlichen Körper sind eben nicht direkt genetisch bedingt sondern Sekundärfolge anderer Prozesse.

Blickt man so in die Wissenschaftsgeschichte der Menschheit zurück, dann erkennt man bald, dass monokausale Erklärungsmodelle stets mehr über den jeweils aktuellen Entwicklungszustand der Wissenschaft ausgesagt haben als über die "Wirklichkeit" selbst. 

Wir erlebten Jahrhunderte, in denen alles mit dem "Göttlichen" erklärt wurde. Es folgte die hohe Zeit der Mechanik, der Chemie, der Quantenphysik, der Biologie und nun die der Computerwissenschaften, die jeweils innerhalb ihrer Annahmen schlüssige Erklärungsmodelle präsentieren konnten.
Jetzt halte ich den heutigen Stand der Naturwissenschaften schon für etwas beweiskräftiger, als irgendwelche Papierrollen aus dem "Heiligen Land", jedoch sollte man sich stets bewußt sein, dass "Beweise" immer nur so gültig sein können, wie ihre Voraussetzungen ("Prämissen") und dann ist es wieder ziemlich egal, ob sie von der Kanzel gepredigt oder von einem Power Macintosh G5 personal computer (running OS X 10.5.8) ausgespuckt wurden.

Garbage in = Garbage out

PS: Gratulation zu den PR Aktivitäten der Autoren und des Verlags dieser Studie!
 


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