De dicto

"Eltern haben eine Verantwortung für ihre Kinder! Wer sie nicht zur Schule schickt, wer die bei uns geltenden Regeln missachtet und in seiner kulturellen Parallelwelt verharrt, der muss Konsequenzen spüren, die wehtun: Kindergeld weg und Schluss mit Sozialhilfe!"
- Stephanie Jungholt, BILD-Zeitung vom 4. Oktober 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Druck, immer nur Druck!, das ist die Devise der Jungholt. So argumentierte sie schon häufig - gerade so, als ob die Gesellschaft wie ein Dampfdrucktopf arbeiten würde. Für sie verstehen Menschen nur diese eine Sprache, wobei offen bleibt, ob sie Migranten und Arbeitslose überhaupt als Menschen anerkennt.

Sie baut ein Szenario auf, das verängstigen soll. Die Migranten, sie kommen hierher und bleiben Sozialfälle - das ist das Argumentationsmuster der NPD, das hier aber als Meinung aus der bürgerlichen Mitte verkauft wird. Dass es Problemfälle in Deutschlands Schulen gibt, das ist kein Geheimnis. Aber die sind international, das heißt: es gibt in Deutschland wahrscheinlich absolut gesehen mehr deutsche Problemfälle als türkische oder arabische. Ohne Schulabschluss gehen auch deutsche Jugendliche von den Schulen - und es ist auch der deutsche Nachwuchs, der sich dem Schulbesuch gänzlich verweigert. Das ist keine Frage der religiösen Konditionierung oder der ethnischen Herkunft: das ist eine Frage des Interesses, eine Frage, ob der Jugendliche überhaupt noch eine Perspektive erkennt oder ob er sich schon als so abgeschrieben von der Gesellschaft wahrnimmt, dass er jeglichen Antrieb aufgibt. Weder die Kinder, die Jugendlichen, noch ihre Eltern brauchen Androhungen und Druck, sie brauchen Aussichten, einen Horizont. Das wäre der Handlungsauftrag an die Politik.

Jungholt baut bei ihrem Vorschlag, Eltern von Schulverweigerern das Kindergeld zu streichen, auf die Worte des humanistischen Menschenfreundes Buschkowsky. Der meint auch, mit Druck kriegt man profunde Probleme dieser Gesellschaft gelöst. Der Vorschlag mag schon an der juristischen Praxis scheitern. Was können denn Eltern dafür, wenn ihre jugendliche Tochter sich total verweigert, die Schule aufzusuchen? Was, wenn der Sohn seiner alleinerziehenden Mutter androht, handgreiflich zu werden, wenn sie ihn in die Schule nötigt? Sozialpädagogische Dienste hierzulande wissen, wie oft Eltern mit Schule und Jugendamt darum ringen, dass ihr Nachwuchs endlich wieder zur Schule geht. Bußgeld bleibt dann jedoch aus - Eltern bestrafen, wenn sie sich engagieren, sich Hilfe ins Haus holen und dennoch ihr Kind nicht zur Schule komplimentieren können: das wäre irrsinnig und käme dem Wesen der Strafe nicht zupass. So wäre es ebenfalls, sollte das Kindergeld als Sanktionsmittel wirksam werden. Kostet ein Kind, das nicht zur Schule zu bewegen ist, kein Geld? Und weshalb Eltern bestrafen, die alles tun, damit es doch geht?

Wie tief Jungholt in die Logik des Sozialdarwinismus verstrickt ist, liest sich spielend. All diesen ausländischen Eltern gehört nicht nur das Kindergeld, sondern auch die Sozialhilfe genommen. Nicht nur gekürzt, nein, gar gestrichen - rigoros, ersatzlos, mit Druck. Die jungholtsche Sprache, sie ist ein Zackzack-Idiom. Preußisches Zackzack für Migranten! Und ihre Sprache verrät eben noch was, entblößt das Weltbild: alle Ausländer, sie beziehen Sozialhilfe - dass es Migranten gibt, die auch was arbeiten könnten, darauf kommt diese Herrenfrau nicht...


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