De dicto

"Ich fordere ein generelles Bettelverbot auf öffentlichen Plätzen [...]
Die traditionelle „Kultur des Bettelns“ in unserer abendländischen Gesellschaft hat in einem Sozialstaat keine Berechtigung mehr. Diese Bettelei ist Belästigung und Nötigung.
"
- Peter Hahne, BILD-Zeitung vom 16. Juli 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Ahnungslos predigen - das ist das Metier des oben zitierten Theologen, der als Zierde der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und der Witwe Springer fungiert. Bei denen verkündet er sein Halbwissen regelmäßig so, als sei es tiefgründiges, christlich-karitatives, ja göttliches Wissen. Für Obdachlose nämlich, und das unterschlägt Hahne, der sein Verbot ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit durchsetzen möchte... für Obdachlose nämlich, gibt es keinen Sozialstaat. Ohne Bleibe keine Sozialleistung - und umgekehrt: ohne Sozialleistung keine Bleibe. Der Obdachlose ist somit dazu verdonnert, bei kirchlichen Einrichtungen einzukehren - oder sich dort abweisen zu lassen, wenn Mangel an Schlafplätzen oder mitfühlendem Personal herrscht. Und er ist auch deshalb dazu verurteilt, sein Leben mit Bettel aufrechtzuerhalten.

Natürlich, spätestens seitdem Brecht eine organisierte Bettlerbande zum Gegenstand eines Stückes machte, nämlich Peachums Unternehmen Bettlers Freund ("Die Dreigroschenoper"), wissen wir, dass Hahnes Szenario tatsächlich existiert. Aber deshalb allen das Betteln verbieten? Nur weil es organisiertes Betteln gibt? Nur deshalb sollen auch die vom Freund und Helfer abgeführt werden, die keinen Sozialstaat kennen, weil sie kein Dach über ihrem Kopf ihr Eigen nennen können? Mit derselben hanebüchenen Urteilskraft könnte man übrigens behaupten, rezitiert frei nach Hahne: Die traditionelle Theologie in unserer abendländischen Gesellschaft hat in einer Gesellschaft, in der Konsum und Kommerz, 9 Live und Teleshopping Trost und Erbauung liefern, keine Berechtigung mehr. Die Theologie ist Belästigung und Nötigung. Hahne würde nun behaupten, dass 9 Live und Teleshopping Götzen wären, etwas, das nicht wirklichen Zuspruch liefert. Menschen, die sich dergestalt trösteten, würde er behaupten, seien vom wahren Trost abgeschnitten. So wie Obdachlose, die ja zeitgleich Bettler sind, vom Sozialstaat geschieden sind.

Theologie und Bettelei, so könnte nun ein seriöser Einwand lauten, sei doch etwas ganz verschiedenes. Das stimmt tatsächlich, denn der Theologe hat sich für diesen Zweig entschieden. Der Bettler nicht. Wallraff, der eine Weile als Obdachloser durch die Lande tingelte, berichtigte die überhebliche Ansicht, Obdachlosigkeit sei eine Erscheinung, eine Schuld persönlicher Mangelhaftigkeit. Jeden kann es erwischen und erstaunlicherweise trifft Wallraff auf viele Bettler, die einst ein Studium hinter sich brachten, sogar relativ erfolgreich im Beruf waren - bis das Schicksal in seiner Vielfalt zuschlug, Familie raubte, Karriere ruinierte oder beides zugleich. Bettler können nichts dafür, dass sie sind, was sie wurden - der Theologe aber schon, er hat sich frei entschieden. Ja, also es stimmt: Bettler und Theologe, das sind zwei ganz unterschiedliche Jammertäler.

Und wenn man so begutachtet, was der öffentlich-rechtliche Mustertheologe so gedanklich von sich wirft, diese calvinistische Dummdreistigkeit, die er da absondert und mit seinem schönfärberischen Pastorenduktus einkleidet, diese Anbiederung an den gefühlskalten Zeitgeist, die er mit der Physiognomie des christlichen Hirten betreibt - wenn man das alles so betrachtet, dann müsste man zu dem Schluss kommen: so wie es organisierte Bettelbanden gibt, so gibt es theologische Banden, die die Herrenmoral in ihre Gemeinden tragen. Daher, mit Hahne gesagt: Ich fordere ein generelles Theologenverbot auf öffentlichen Plätzen!


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