Das real existierende Restrisiko

Derzeit überschwemmt einmal mehr eine Jahrhundertflut weite Teile Europas. Die letzte Jahrhundertflut ist gerade mal elf Jahre her – inzwischen heißt es sogar, dass diese Wassermassen ein bisher noch nie da gewesenes Naturereignis seien, hervorgerufen durch eine ungewöhnliche Wetterlage. Ob das nun mit dem berüchtigten Klimawandel zu tun hat oder nicht, für die betroffenen Menschen ist eine solche Katastrophe existenziell.

Und auch wenn die Regierung verspricht, den Opfern unbürokratisch helfen zu wollen und Millionen Euro an Hilfsgeldern bereitstellt, heißt das nicht, dass es nicht wieder eine Menge Menschen gibt, die ruiniert sind. Denn gerade in den bekannten Hochwassergebieten bieten die Versicherungen keine entsprechenden Policen an – die sind ja nicht blöd. Wie soll denn das Geschäftsmodell einer Versicherung in solchen Fällen aufgehen?! Auch ein Versicherungsunternehmen ist dazu da, Gewinn abzuwerfen und eben nicht, um dafür zu sorgen, dass den Menschen in der Not geholfen wird.

Dazu kommt natürlich auch, dass die Menschen immer mehr Krempel haben, der bei einer Überschwemmung kaputt gehen kann. Seit Menschengedenken wohnen die Leute gern an Wasserläufen – das ist ja normalerweise auch praktisch und angenehm. Natürlich war es schon immer auch gefährlich, weil es ja Überschwemmungen geben kann. Wenn dann die Hütte samt dem Jahresvorrat an Getreide weggeschwommen ist, war das schlimm. Aber heute haben die Leute auch Kühlschränke, Autos, Fernseher und so weiter und so fort – da steigen die Schadenssummen schnell in atemberaubende Höhen, obwohl die Flut an sich vielleicht gar nicht höher gestiegen ist.

Gut, dieses Mal sind die Fluten zumindest teilweise höher gestiegen und obwohl in den vergangenen Jahren viel in Hochwasserschutz investiert wurde, müssen sich die Menschen damit abfinden, dass die Natur gelegentlich stärker ist. Ab und zu passiert eben das Unerwartbare, das immer gern als Restrisiko abgetan wird, also etwas, das nach “menschlichem Ermessen” niemals eintreten wird, wobei sich ja immer wieder zeigt, dass das menschliche Ermessen eine erstaunlich unzuverlässige Größe ist. Tschernobyl oder Fukushima sind nur dramatische Spitzen des Eisbergs Restrisiko in der Atom-Industrie. Hurrikans wie Katrina oder Sandy oder jetzt die Jahrtausendflut hierzulande zeigen, wie hilflos auch superentwickelte, hochtechnisierte Gesellschaften Naturkatastrophen ausgeliefert sind. Insbesondere hat sich aber gezeigt, dass streng neoliberal ausgerichtete Staaten wie die USA mit weitgehend privatisiertem und deshalb völlig unzureichendem Katastrophenschutz besonders schlecht in der Verhütung und Versorgung von Katastrophen-Opfern sind.

Natur-Katastrophen wird es immer geben, und es wäre naiv anzunehmen, dass man sie irgendwann technologisch beherrschbar machen könnte. Eine wirklich entwickelte und aufgeklärte Gesellschaft sollte das verstehen und sich entsprechend auf Maßnahmen konzentrieren, die beherrschbar sind: Mit freier Wirtschaft und Konkurrenz sind diese Herausforderungen definitiv nicht zu bewältigen.



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