Das Ende eines Hormonrausches und die Folgen

Möglicherweise habe ich mir gestern selber eine Diagnose gestellt. Ich war beim Arzt wegen der Auswertung meines großen Blutbildes und der Urinwerte. Im Vorgespräch vor ein paar Tagen hatte ich unter Tränen meinen Zustand der letzten Wochen geschildert: chronische Infekte, Muskel- und Gliederschwäche, Schlappheit, Hitzewellen und totale Erschöpfung. Dass es keinerlei Veränderung in den äußeren Bedingungen gegeben hat, aber ich einfach nicht mehr konnte. Ich äußerte verschiedene Vermutungen wie Rheuma, Pfeiffersches Drüsenfieber, Eisenmangel, Schilddrüse etc. und all das wurde auch im Blutbild getestet. Das Ergebnis: ich bin kerngesund. Naja, so richtig konnte ich mich nicht darüber freuen. Lieber wäre mir eine Diagnose gewesen, mit der man arbeiten könnte.
Der Arzt stellte noch einige Fragen zu meinem Gemütszustand und warf eine leichte depressive Verstimmung in den Raum, die ich nicht bestreiten konnte. Ich war schon in den letzten Wochen etwas schwermütiger und melancholischer gewesen als vorher, kein Wunder bei den ständigen Krankengeschichten und meiner Herbstabneigung. Wir besprachen das weitere Vorgehen mit Vitamin D-Aufbaupräparaten und einer vorbeugenden Contramutan-Anwendung. Irgendwie kamen wir wegen der Hitzewellen und der nächtlichen Schweißausbrüche auch auf die hormonellen Aspekte zu sprechen. Ich ahnte zwar, dass diese auch eine Rolle spielten und meinte noch zum Arzt, aber wieso sollten sie chronische Infekte und allgemeine Schlappheit auslösen? Zumal sich ja nichts verändert hatte seit Beginn meiner Probleme Anfang/Mitte September. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Doch, es hatte sich etwas verändert, etwas Grundlegendes: die Kleine hatte sich Anfang September abgestillt und ein über 5 Jahre andauernder Schwangerschafts- und Stillhormonrausch war zuende gegangen! Konnte das des Rätsels Lösung sein?!
Mit dem Großen wurde ich im Juni 2010 schwanger. Nach seiner Geburt stillte ich ihn 20 Monate lang und war zum Zeitpunkt seines selbstbestimmten Abstillens schon mit der Kleinen im 2. Trimester schwanger. Die Kleine stillte ich noch länger, nämlich 28 Monate lang und unsere Stillbeziehung ging Anfang September 2015 zuende. Ich war also tatsächlich 5 Jahre durchgehend in einem Hormonrausch gewesen, den ich zwar mittendrin nicht wirklich bemerkte, dessen Ende aber mit Sicherheit Auswirkungen hinterlassen musste. Wir theoretisierten noch ein wenig darüber, der Arzt hielt diesen Einwurf durchaus für bedenkenswert, und je mehr ich nachdachte und später zuhause recherchierte, umso plausibler scheint mir diese Erklärung zu sein.

Das Stillhormon Oxytocin ist ja bekannt dafür, Wohlbefinden auszulösen, Stress zu reduzieren und die Wundheilung zu verbessern (also möglicherweise auch Infekte abzuwehren). In Tests mit Mäusen förderte das Oxytocin die Muskelregeneration nach Verletzungen. Es wird allgemein als Kuschel- und Wohlfühlhormon bezeichnet. Obwohl ich diese Auswirkungen während der langen Stillepisoden nicht bewusst spürte, kann ich mir lebhaft vorstellen, dass das Abfallen dieses Hormons nach dieser langen Zeit Spuren hinterlassen haben muss. Vergleichbar ist das vielleicht mit einem wichtigen Bewerbungsgespräch oder einem Fallschirmsprung, wofür Adrenalin, das sogar Kopf- oder andere Schmerzen übertünchen kann, ausgeschüttet wird, um die Stresssituation zu meistern und ggf. Glücksgefühle zu empfinden, nach Abfallen des Hormons aber oft eine Leere und Erschöpfung eintritt und die unterdrückten Schmerzen wieder spürbar sind. Nur dass es in meinem Fall ein über 5 Jahre ständig erhöhter Hormonspiegel unterschiedlicher Hormone war, der nun auf einmal wieder auf Normalniveau zurückgefallen ist.
Sicherlich hatten alle Familienmitglieder in den letzten Wochen mit übermäßig vielen Infekten zu kämpfen. Sicherlich gibt es weiterhin keinerlei Entlastung außerhalb der Kita. Sicherlich schlägt mir der Herbst von Jahr zu Jahr mehr auf die Seele. Wenn nun tatsächlich noch diese Tatsache eines beendeten 5-jährigen Hormonrausches mit den dazugehörigen körperlichen Veränderungen dazukam, ist mein körperlicher und seelischer Zustand kein Wunder. Das zeitliche Zusammentreffen mit dem Abstillen der Kleinen ist schon verblüffend und mir erst gestern in dem Gespräch klar geworden. Wie gesagt, es sind lediglich meine Überlegungen, die mein Arzt aber durchaus für bedenkenswert hielt. Für mich passt das aber alles jetzt besser zusammen. Es ist sicher nicht die alleinige Erklärung, denn mein Mann hat ja in letzter Zeit ähnlich wie ich gelitten. Aber vielleicht das i-Tüpfelchen. Zumindest kann ich mit dieser Theorie etwas anfangen. Nichts ist schlimmer, als wenn man so gar keine Erklärung hat.
Was meint ihr dazu, ist das lediglich ein hanebüchener Strohhalm, an den ich mich klammere, oder eine plausible Erklärung? Hattet ihr ähnliche Probleme nach solch einer langen "hormongeschwängerten" Zeit? Sollte ich beim Frauenarzt noch einen Hormoncheck machen lassen (ändert ja nichts mehr;))? In jedem Fall werde ich jetzt erstmal das Vitamin D und Contramutan nehmen und sehen, ob es was hilft. Zum Jahresanfang 2016 wollen wir noch einmal die Blutwerte überprüfen. Schön ist es natürlich doch, dass ich kerngesund bin! Auch wenn ich mich im Moment überhaupt nicht so fühle...

wallpaper-1019588
Wings for Life World Run 2024 in München – persönliche Eindrücke
wallpaper-1019588
Crunchyroll: Drei weitere Anime erscheinen im Simulcast
wallpaper-1019588
Algarve News vom 29. April bis 05. Mai 2024
wallpaper-1019588
Wings for Life World Run 2024 – mein erster Lauf seit langem