Das andere Berlin: Ein Bettelticket und die Würde des Menschen

Alfred B. (Name geändert) will mit seiner Frau in Berlin ins Theater. Der Hartz IV-Empfänger, den mit 54 keiner mehr einstellen will und seine Frau, die einen 400-Euro.Job gefunden hat, der die Hartz IV-Zuschüsse reduziert, gehen nicht, wie alle anderen, zur Garderobe. Sie wollen ihre Mäntel nicht abgeben. Denn sie wissen ja noch gar nicht, ob sie tatsächlich in die Vorstellung können.
Denn die 3-Euro-Tickets für Hartz IV-Empfänger sind Restkarten. Erst wenn die Vollzahler durch sind und noch Karten übrig sind, hat das Ehepaar B. eine Chance.
Eine halbe Stunde schon stehen die beiden im Foyer, sie sind zeitig gekommen. Die mitleidigen Blicke der "normalen" Theaterbesucher schmerzen wie Nadelstiche. Natürlich weiß jeder hier, was los ist. Und natürlich ist in vielen Blicken Mitleid, in anderen eisige Ablehnung. Beides schmerzt. Denn die B.s wollen kein Mitleid, sie wünschen sich Gerechtigkeit.
Nun ist niemand mehr an der Kasse. Alfred B. geht mit den beiden Hartz IV-Bescheinigungen hin. Denn Bedürftige müssen nachweisen, dass sie auch tatsächlich einen Anspruch auf das Billigticket haben, das bei vielen längst Bettelticket heißt. Denn die ganze Situation führt dazu, dass sie sich wie Bettler fühlen.
Als die beiden endlich ihre Eintrittskarten haben, ist die Freude auf den Theaterabend längst im Meer der Entwürdigung untergegangen.
Vielleicht liegt es an Erfahrungen wie dieser, dass keiner das Bettelticket haben will. Die Verkaufszahlen erreichen nur Promille der gesamten in Berlin verkauften Eintrittskarten für Kultureinrichtungen.
Aber es gibt in Berlin 400 000 Arme, die Anspruch auf dieses Ticket haben...

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