Das 15. Türchen

"Der nächste, der mir mit dem falschen Links ankommt, fliegt im hohen Bogen über Bord!"
Captain Mooks Stimme überschlug sich beinahe, so wütend war er. Aus seiner Nase dampfte es, und die Elfen schlotterten vor Angst mit den Knien. Mit zu Schlitzen verengten Augen musterte Captain Mook seine Mannschaft, die immer noch nicht Steuerbord von Backbord unterscheiden konnten. Die Segel, ja, die hatten sie mehr oder weniger gut drauf. Aber links und rechts ... nein. Es war zum Mäusemelken. Verflixt und zugenäht!
 "Noch einmal, Herrschaften. Vom Heck bis zum Bug gesehen: wie nennt man die rechte Seite?"
Zur Demonstration drehte er seinen Elfen kurz den Rücken zu, so dass er in Richtung Bugspriet schaute, und hob seinen rechten Arm. Den richtigen rechten Arm, versteht sich.
Niemand sagte ein Wort. Captain Mook biss sich auf die Zunge und schluckte die bösen Worte, die ihm im Mund lagen, hinunter. Schwachmaten! Stümper! Idioten! Alle miteinander! Er wedelte ungeduldig mit der Hand in der Luft herum. Noch immer traute sich niemand.
 "Hat niemand was zu sagen? Na?"
Niemand.
Captain Mook rollte mit den Augen, was die sesiblen Elfen zum Glück nicht sehen konnten. Sie wären schreiend davon gelaufen.
 "Äh ...", ertönte da auf einmal ein Stimmchen aus dem Hintergrund. "Sie meinen das richtige Rechts, oder?"
Das war Nummer Fünfzehn, Captain Mook kannte diese Stimme nur zu gut. Nummer Fünfzehn stand bei den Chorproben immer neben ihm und sang ihm laut und falsch in sein Ohr. Allein das wäre Grund genug, ihn kielholen zu lassen. Ausgerechnet der Elf, der selbst seine beiden Füße nicht auseinanderhalten konnte, traute sich. Der Junge hat Mut, dachte Captain Mook.
 "Äh ... also von hinten ... ich meine vom Heck aus gesehen ... das richtige Rechts ist ... äh ... Steuerbord?"
Nummer Fünfzehns Stimme war immer leiser geworden, bis es schließlich zu einem schüchternen Piepsen geworden war.
Captain Mook fuhr herum. Er konnte es nicht fassen!
 "Was hast du gesagt?"
Er spürte, wie sämtliche Elfen, die im Halbkreis vor ihm an Deck versammelt waren, den Atem anhielten und einen Schritt von Nummer Fünfzehn abrückten. Nummer Fünfzehn selbst fühlte sich merklich unwohl in seiner Haut und wurde immer kleiner.
 "Äh ... öh ... mmmmh ...", machte er und rieb sich verlegen die von der Kälte gerötete Nase. "Oder doch nicht?"
 "Richtig! Na endlich hat es jemand von euch Vollpfosten begriffen! Sehr gut, Nummer Fünfzehn! Dafür gibt es einen extra Karamell-Keks!"
Nummer Fünzehn strahlte wie eine Kerze am Weihnachtsbaum.
 "War ja einfach", meinte er.
Die übrigen Elfen brachen spontan in Jubel aus und applaudierten kräftig.
 "RUHE!"
Captain Mook kam mit seinem kräftigen Organ kaum gegen den plötzlich aufbrandenden Lärm an. Er musste erst mit seinen Zipfelstifeln kräftig auf die Planken tramplen, so dass die Glöckchen an den Stiefelspitzen panisch klirrten.
 "Nur weil mir einer von euch ein einziges Mal bewiesen hat, dass er zu mehr taugt, als zum Adventskalendertürchen öffnen, heißt das noch lange nicht, dass man so ein Spektakel veranstalten muss!"
Augenblicklich herrschte wieder Stille.
Und dann hielt er den Elfen eine lange Strafpredigt über Pflichtbewusstsein, Links und Rechts, und das nötige Know-How eines Seemanns. Es waren schließlich nur noch zwei Wochen Zeit - sie mussten sich sputen!

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