Damals und heute

Damals

Ich war auf einer Mädchenschule, natürlich war es eine kirchliche Mädchenschule. Aber für mich, als evangelische Minderheit war das katholische Primburium nur peripher in meiner Wahrnehmung. Mein Religionsunterricht fand nicht so oft statt. Oder ich war nicht da. Irgendwie so war das. Unsere Schule hat viel Wert auf Aufklärung gelegt d.h. alle zwei Jahre waren externe Besucher von der Caritas oder sonstigen Vereinigungen da und haben mit uns über pubertäre Veränderungen des Körpers, Sex und Verhütung gesprochen. Der arme Biologielehrer musste dafür immer seinen Unterricht opfern. Doch einmal traf es auch die Sportlehrkraft und sie sagte: “Ich finde es wichtig, dass mit Mädchen über diese Themen gesprochen wird, damit sie selbstbewusst sind und keine unwissenden Dinger, die alles mit sich machen lassen. Das ist endlich mal lebensnaher Unterricht.” Und weil es mir schon so lange auf dem Herzen lag. Und weil ich noch nie verstanden hatte, was es mir im Leben bringt einen Handstandüberschlag vom Schwebebalken zu machen (nicht dass ich das gekonnt hätte). Und weil es einfach die ideale Vorlage war, fragte ich: “Warum machen wir dann nicht mal im Sportunterricht lebensnahen Unterricht wie zum Beispiel Selbstverteidigung. Ist das für Mädchen nicht genauso wichtig, dass sie sich im Notfall verteidigen können?” Natürlich hatte die Sportlehrkraft kein Gegenargument, außer dass sie selbst keine Selbstverteidigung beherrsche. Aber das konnte ja unmöglich ein Hindernis sein. Ich diskutierte lang und kam immer wieder darauf zurück. Irgendwann war das Schuljahr vorbei und meine Sportlehrerin wahrscheinlich einfach froh, mich nicht mehr unterrichten zu müssen.

Heute

Man kann also nicht sagen, dass ich Selbstverteidigung für Frauen nicht für nötig halte. Oft ist es ja gar nicht die Gefahr von außen, sondern viel mehr die Angst von innen, die man damit bekämpft. Aber wenn mir heute am Ausgang eines Supermarkts ein Flyer für einen kostenlosen Selbstverteidungskurs für Frauen entgegengehalten wird, dann erfüllt mich das mit gemischten Gefühlen.

Der Hintergrund sind natürlich die Silvester-Vorfälle von Köln, schreckliche Vorfälle, die sich auf keinen Fall wiederholen dürfen und jeder Frau ist es zu wünschen, dass sie sich in solchen Situationen verteidigen kann. Aber der Run auf Pfeffersprays und Selbstverteidungskurse, der darauf folgte, erzeugt in meinen Augen eine Panik, die übertrieben ist.

In meinem popligen, kleinen Vorort ist das Leben nach Silvester bestimmt nicht gefährlicher als davor. Ich fühle mich in meinem Alltag nicht bedrohter als davor. Und auch auf meinen Reisen nach München fühle ich mich nicht anders als davor, einzig meine Mama betont noch eindringlicher, dass ich in der großen (bösen) Stadt doch vorsichtig sein soll. Und wahrscheinlich ist das auch nicht nur in meiner Wahrnehmung so, sondern auch in der Realität.

Die Fragen sind also: Dramatisieren wir? Übertreiben wir? Führen wir uns selbst in eine Panik, die vollkommen unberechtigt ist? Und schafft man mit der Panik nicht erst die Angst und damit den Auslöser? Ist die vermeintliche Gefahr nicht ein a priori erdachtes Phänomen, das uns grundlos in Hysterie treibt? Und wenn ja, was sagt das über uns aus?



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