Cross Triathlon European Championship Schluchsee 2015

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Nachdem ich wie viele meiner cross-affinen Sportfreunde im vergangenen Jahr bereits den Weg in den nahe gelegenen Schwarzwald zum ETU European Cup gefunden hatte, war klar, dass 2015 – mit dem Status einer offiziellen Europameisterschaft – der Wettkampf bereits früh gesetzt war im Rennkalender. Zeitlich nicht ganz optimal – aber machbar – war der 19. Juli als Datum auserkoren, was genau drei Wochen nach dem IRONMAN in Klagenfurt lag. Wie 2014 war das Triathlon-Wochenende zu einem Fest für den Sport zusammengefasst mit dem offenen Schluchsee-Triathlon und dem Liga-Finale am Samstag und der Cross-Variante am Sonntag. Also zockelte ich mit meinem gerade neu erhaltenen Wägelchen am Samstag hinunter in den Hochschwarzwald, schaute mir noch das Ende der Ligarennen und die Siegerehrung an, traf ein paar der üblichen Verdächtigen, die ich in diesem Jahr – ohne Liga-Start meinerseits – nicht zu Gesicht bekam, bezog mein Apartment im Hotel Sonnenburg direkt an der Wechselzone und genoss die entspannte Betriebsamkeit bei bestem Sommerwetter. Sogar der Schluchsee hatte erstaunliche 23°C Wassertemperatur – also deutete alles auf einen “Non-Wetsuit Swim” hin…

Nach diversen Gesprächen mit bekannten Triathleten, dem Abholen der Startunterlagen, der Entscheidung nicht zum Wettkampf-Briefing zu gehen und der obligatorischen Portion Pasta, genoss ich die Nähe zum Wettkampfareal und zum See und gönnte mir einen schönen Sunset Swim allein.

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Der Morgen begann dann erst einmal nicht, wie der Abend geendet hatte und begrüßte uns mit einem Morgen-Gewitter. Es blieb aber warm und es regnete auch nur drei Tropfen. Aber es blieb stark bewölkt und wurde erst nach dem Rennen richtig sonnig und heiß. Quasi Traum-Bedingungen für Onkel Jörgi. Schade, dass der ITU-Offizielle dann mit einem anderen Thermometer maß und wir Age Grouper mit Neo schwimmen durften. Das Wasser war definitiv zu warm dafür und bei einer Meisterschaft sollte man davon ausgehen können, dass alle adequat schwimmen können. Auf der anderen Seite frischte der Wind ziemlich auf und es gab einmal mehr diese typischen, tückischen, kurzen Schluchsee-Wellen mit Strömung, die einem das Leben etwas schwerer machten. Wie auch immer: Der Start der Elite erfolgte pünktlich um 09:00 Uhr, gefolgt von den Junioren und Altersklassen-Athleten um 09:03 Uhr. Das passte aus meiner Sicht ganz gut, denn wir überholten nur eine Handvoll versprengter Profi-Damen in der zweiten 750 m-Schwimmrunde. Am Anfang war das Gehaue und Gesteche aber wie immer bei Meisterschaften sehr groß und Kollege Bernd Kiesel bekam so einen dummen Schlag ab, dass er erbrechen und das Rennen bereits in der Auftakt-Disziplin beenden musste.

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Irgendwie ist es der Gegenentwurf zu Klagenfurt: Während ich mich vor dem Rennen in Kärten mies fühlte, in den Tagen zuvor immer besser und am Renntag schließlich fabelhaft, war das Gefühl hier am Schluchsee vor dem Rennen richtig gut und positiv und im Rennen bescheiden. Auf irgendeine Weise fühlt ich mich richtig schlecht und kraftlos. Aber ich kämpfte mich halt so durch, versuchte schnell gute Füße zu finden und blieb dran, so gut es eben ging. Der Australian Exit war dann wieder sehr hart im tiefen Kies und auf in die zweite Runde. Irgendwann spülten die Schluchsee-Wellen mich dann mit einer Gruppe an Land und ich hatte keinen Plan, wo ich mich befand. Egal. Den steilen Weg hoch zur Wechselzone, Neo, Badekappe, Schwimmbrille dieses Mal (Lernpunkt von 2014!) sauber in den zur Verfügung gestellten Behälter, Socken und Schuhe an, Helm und Brille auf und auf der Fahrt nach dem Aufstiegs-Balken und dem ersten Uphill dann die Handschuhe an. Ich merke, dass es beim Schwimmen nicht ganz so übel gelaufen sein muss, da mein Team-Kamerad Martin Schädle (später Gesamtsieger Amateure) mit mir wechselt und später erst Tom Kerner und Sven Müller vorbeifahren. Nach und nach kann ich auf ein paar der Profi-Mädels auffahren und von hinten kommen ein paar Bike-Kanonen, die nicht so die Schwimm-Asse sind. Das gleiche Spiel: Irgendwie finde ich nie so richtig meinen Rhythmus, fühle mich saft- und kraftlos. Dazu habe ich ein wenig Pech mit möglichen Helfern und muss die erste Runde fast gänzlich alleine fahren. Aber irgendwie keule ich halt, was geht. In der zweiten Runde ist die Strecke schon sehr viel ausgefahrener und ich verschätze mich in einer Kurve etwas…peng, rutscht das Vorderrad weg und ich spüre nur den schmerzhaften Aufprall auf einer Wurzel mit dem rechten Oberschenkel und der Schulter. Ich schiebe ein paar Meter den folgenden Berg hoch, während mich ein halbes Dutzend Athleten überholen, die ich zuvor passiert hatte. Ich muss mich mental zusammenreissen, steige wieder auf und versuche an der schweizer Elite-Dame dranzubleiben. Trotz der nicht so großen Hitze, habe ich meine Flasche bereits zur Hälfte der zweiten Runde leer und erwische eine Neue bei der Verpflegungsstelle in der Rothaus-Brauerei. Plötzlich tippt jemand auf meine Schulter. Es ist mein Liebslings-Konkurrent, der sagenhaft nette, offene und freundliche Guy Evans aus dem Vereinigten Königreich (der allerdings mit seiner deutschen Frau und den Kindern in der nahe gelegenen Schweiz wohnt und arbeitet). Wir waren letztes Jahr in jeder Disziplin fast auf die Sekunde gleich schnell und er sagte schon in der Wechselzone beim Einchecken, dass er sich auf ein Rematch freue. Jetzt lässt er mich aber mit einem Mitstreiter am letzten Berg stehen und ich kann nicht folgen. Ich fühle mich nun noch kraftloser und versuche wenigstens an Frau Lüthi dran zu bleiben. Wenig später bekomme ich aber eine zweite Luft und hole Guy im einzigen wirklich schweren Singletrail-Downhill am Ende der Runde wieder ein.

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So wechseln wir fast zeitgleich und ich weiß, dass ich trotz des schlechten Gefühls gar nicht so schlecht liegen kann. Allerdings lässt er mich gleich im ersten Anstieg stehen wie einen nassen Sack und ich sehe ihn erst im Ziel wieder. Zu diesem Zeitpunkt beginnt das Rechnen im Kopf: Der österreichische Überbiker Gerald Will wird sicher wie immer vor uns sein. Guy Zweiter. Und ich? Mit etwas Glück befinde ich mich auf dem dritten Platz. Leider spüre ich jetzt stark die Prellung am Oberschenkel, die ich mir zuvor bei dem Crash zugezogen habe. Plus meine allseits bekannten Achillessehnen. Ach, wie ist das Leben schön, wenn der Schmerz nachlässt. Mehr schlecht als recht quäle ich mich über den wunderbar selektiven Laufkurs, der mir im Vollbesitz meiner Kräfte (1) so richtig Spaß machen würde und mir (2) richtig in die Karten spielen würde. So muss ich mein Bestes geben, was eben an diesem Tag da ist und hoffen, dass es reicht. Es reicht. Im Ziel angekommen, ruft der Sprecher Achim Seiter sofort meinen Namen und den dritten Platz aus. Erleichterung. Die Platzierung ist gar nicht so im Fokus, aber ich bin froh darüber, wie ich mich durchgekämpft habe an einem Tag, der alles andere als optimal war. Sofort fällt mir das hervorragende Zitat von Martina Navratilova ein:

“Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an, wie gut du bist, wenn du gut bist, sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.”

Guy kommt gleich zu mir und wir beglückwünschen uns gegenseitig. Er erzählt mir, wie sehr er an seinem Laufen gearbeitet hat (Bestzeit in unserer AK und drei Minuten schneller als ich) und wie er vor zwei Wochen bei Brett Sutton in St. Moritz trainiert hat. Ein wahrer Champion! Reinhold hat derweil mit seiner Freundin ausgeharrt, angefeuert und schöne Bilder geschossen. Danke Dir!

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Nach ein wenig Zielverpflegung und Austausch mit diversen Freunden, schlappe ich rüber in mein Zimmer und dusche erstmal meine Wunden sauber, packe dann meine Siebensachen und checke aus. Beim Rad-Checkout treffe ich noch Sven Müller und wir unterhalten uns lange. Noch so ein ausgesprochen netter, offener Kerl. Er hatte offenbar einen richtig guten Tag erwischt und ich kann mich aufrichtig mit ihm freuen, weil ich weiß, wie geil das Gefühl ist, wenn man ordentlich Druck auf dem Pedal hat, andauernd Athleten überholt und Bäume ausreißen könnte. Er wird dann auch souverän Europameister in der M35. Dan  gemütlich chillen, Kuchen essen (sehr lecker!!) und warten auf die Siegerehrung. Jetzt sticht die Sonne und alle jaulen unter der Hitze. Welch ein Glück, dass wir zuvor so gut durchgekommen waren.

Die Team-Kameraden vom Humanspeed Enduranceteam schlugen sich auch alle wacker. Von uns fünf Startern erkämpften wir uns zwei Goldmedaillen (Martin & Pete), sowie zwei Bronzemedaillen (Krissi & ich). Keine schlechte Ausbeute. Wir machen noch ein Team-Foto und verabschieden uns dann. So denn meine Verletzungen in den nächsten zwei Wochen adäquat verheilen, sehen wir uns beim Xterra in Schalkenmehren wieder.

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Fazit: Eine echte Werbung für den Sport! Tolle (im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbesserte, anspruchsvollere) Strecken, ein wirklich gut organisiertes Rennen, gute Wetterbedingungen. Ein sehr viel breiteres, internationaleres Feld. Viele Zuschauer. Rundes Rahmenprogramm. So kann es im nächsten Jahr weitergehen! Vielleicht sogar eine Empfehlung als Weltmeisterschaft?

Race Stats:

  • Wetter: Stark bewölkt, windig, aber trocken bei 25°C, Wasser 23°C und sehr wellig
  • Strecken: 1,5k Swim (wie immer zu lange 1,7k), 30k Bike (angeblich 32K) und 10k Trailrun (angeblich 12,8k)
  • Zeiten: 26:28 (Swim) – 3:09 (T1) – 1:35:59 (Bike + T2) – 54:10 (Run) = 3:00:47
  • Platzierung: 3. Swim – 5. Bike – 2. Run = 3. Platz M45
  • Equipment: Zone3 Vanquish Wetsuit + Goggles, Grand Caynon CF SLX 9.9 MTB, Nationalmannschafts-Anzug (Molon Labe), Rudy Project Brille und Helm, Pearl Izumi MTB-Schuhe, Montrail Rogue Racer Laufschuhe
  • Ergebnisliste gibt’s hier!
  • Rennbericht der DTU gibt’s hier!

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