Consulting und Familie – kein Aus für die Beraterkarriere

Das Problem war vorprogrammiert. Nach der Uni fiel die Entscheidung Unternehmensberater zu werden. Die gesamte Woche war man in der Welt unterwegs, unterstützte internationale Kunden in spannenden Projekten. An den Wochenenden blieb genügend Freizeit und schließlich lernt man auf einer Party die Traumfrau fürs Leben kennen. Nach Jahren der wilden Ehe wird geheiratet. Noch ist die Beziehung und der Beraterjob gut kombinierbar. Doch was passiert, wenn sich plötzlich Kinder ankündigen? Ist die Consulting-Karriere damit besiegelt? Gerade in einer aufstiegsorientierten Branche wie die Unternehmensberatung? Mit welchen Maßnahmen sich Familie und Consulting-Beruf vereinbaren lassen, erfährst Du in diesem Beitrag.

Consulting und Familie

Familie – (k)ein Ende der Beraterkarriere?!

Er gilt als der Familienkiller schlechthin: der Consultant-Job. 4 Tage die Woche in der Weltgeschichte auf Kundenprojekten unterwegs, am Freitag dann Überstunden im Office. Wochenende? Wird genutzt für Hausarbeit und um am Abend auszugehen. Zeit für Familie? Jetzt noch nicht!

Auch Berater werden älter. Und mit den Jahren ändern sich die Präferenzen. Dem Single-Dasein weicht irgendwann eine Partnerschaft. Hat diese bestand, folgt meist die Familiengründung. Und plötzlich wartet zu Hause nicht nur der Ehepartner, sondern ebenfalls Nachwuchs.

Auch mir ist es so ergangen. Im Herbst 2014 erblickte unser erster Sohn das Licht der Welt, 20 Monate später folgte ihm sein kleiner Bruder. Somit stand ich ebenfalls vor der Entscheidung: will ich zukünftig weiter mobiler Berater sein, meine Frau und die Kinder dann zwischen Freitag und Sonntag unterstützen? Oder hänge ich den Job als Consultant an den Nagel, stehe damit aber für meine Familie bereit?

Um eins vorweg zu nehmen: Beraterkarriere und Familie sind keine entgegengesetzten Pole, schließen sich nicht gegenseitig aus. Jedoch gilt es zu planen und den ein oder anderen beruflichen und privaten Kompromiss einzugehen. Nachfolgend eine Liste von praxistauglichen Möglichkeiten, wie der Consulting-Job sowie die Rolle als Familienoberhaupt unter einen gemeinsamen Hut gebracht werden können.

Consulting und Familie vereinbaren – die Möglichkeiten

Bevor ich auf die einzelnen Maßnahmen eingehe, lohnt es sich einen Schritt zurückzutreten. 2016 stellt sich die Arbeitsmarktsituation für angestellte Berater so dar:

  1. Unternehmensberatungen kämpfen um die besten Talente, das Angebot für Jobsuchende ist groß (siehe Webtipp).
  2. Einmal eingestellt möchten Consultancies ihre top qualifizierten Fachkräfte halten und an sich binden.
  3. Auch Beratungen folgen dem Trend der flexibilisierten Arbeitsmodi.

So bieten mehr und mehr Consulting-Firmen unter den Schlagworten wie „Familie und Karriere“ oder „Worklife Balance“ ihren Mitarbeitern Lösungen an, das Berufs- und Privatleben besser zu vereinbaren (siehe Simon-Kucher & Partners). Das beginnt mit dem Home Office, reicht über Vertrauensarbeitszeit und endet noch lange nicht beim Sabbatical.

Als frischgebackener Vater bzw. Mutter hast Du darüberhinaus zusätzliche Möglichkeiten, weiterhin Berater zu bleiben ohne dabei auf ein Familienleben zu verzichten. Nachfolgend Deine beruflichen Optionen.

  • Leave of Absence: Analog dem Sabbatical lässt Du Dich hier für eine begrenzte Zeit aus der Beratung freistellen. Beispielsweise hatte ich im Sommer 2015 insgesamt drei Monate Auszeit. Zwei davon waren Elternzeit, einer Urlaub. Durch das deutsche Elterngeld solide finanziert, habe ich mich in dieser Zeit mit dem Blogging und dem Inbound Marketing beschäftigt.
  • Interne Versetzung: Insbesondere große Unternehmensberatungen bieten ihren Mitarbeitern auch stationäre Posten in der Heimat an. Analyst, Research Assisstant, Produktmanager sind da nur einige Bezeichnungen dieser Back Office Rollen. So wechselte eine meiner ehemaligen Beraterkollegin nach Geburt ihres zweiten Kindes in den Innendienst und wirkte dort als Personalreferentin.
  • Kürzere Arbeitswoche: Gerade in ihren ersten Jahren entwickeln sich Kinder unglaublich schnell. Um diese einmalige Phase nicht zu verpassen, besteht bei einigen Consulting-Firmen die Option, für eine definierte Übergangszeit Deine Beraterwoche reduzieren. Auch hier kenne ich Kollegen, die von einer vollen Arbeitswoche auf ein 4-Tage Modell umgesattelt sind.
  • Kinderbetreuung: Mehr und mehr Beratungen unterstützen ihre Mitarbeiter bei der Betreuung ihres Nachwuchs. Ob finanzielle Zuwendungen, Partnerschaftsverträge mit Kindertageseinrichtungen oder gar eine eigene KiTa: zu wissen, dass die Liebsten in guten Händen sind hilft Dir als Berater ungemein Dich auf Dein Projekt zu konzentrieren. So umwirbt The Boston Consulting Group potentielle Mitarbeiter mit dem Argument der Kinderbetreuungsunterstützung.
  • Reduktion der Vorort Tätigkeiten: Vielleicht erlauben Dir aber auch die Projektinhalte und der Kunde von bisher vier Tagen auf nur zwei Tagen Auswärtstätigkeit zu gehen. Webkonferenzsysteme und Kollaborationsplattformen begünstigen diese Arbeitsform. Bei der Geburt von Sohnemann Nr. 1 hatte ich mit dem Kunden eine zweitägige Präsenz vor Ort vereinbart. Voraussetzung war ein beiderseitiges Vertrauensverhältnis, geschaffen durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
  • Regionale Beratung: Ein etwas größerer Schritt ist der Wechsel des Arbeitgebers. Du bleibst hierbei weiterhin Berater, jedoch bei einem Unternehmen mit einem starken regionalen Kundenstamm. Speziell in Ballungsgebieten wie z.B. Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart liegen die Chance hoch, ausschließlich in heimatnahen Projekten zu unterstützen. Auch ich wechselte Ende 2015 das Beratungshaus, um als Consultant verstärkt an meinem Wohnort München zu arbeiten.
  • Berufswechsel: Schließlich bleibt Dir immer die Alternative, dem Consulting-Leben den Rücken zuzukehren. Dank hoher Lernkurve und ausgeprägten Kontaktnetzwerk (siehe Beitrag Sieben gute Gründ beruflich (k)ein Consultant zu werden), solltest Du wenig Probleme haben, eine attraktive Festanstellung bei einem renommierten Unternehmen zu erhalten. Zum Beispiel wechselte einer meiner Ex-Kollegen nach 12 Jahren Beratung in die IT Abteilung der städtischen Verwaltung einer deutschen Metropole. Zwar sind seine Projekte jetzt nicht mehr so abwechslungsreich. Dafür sieht er seine Kinder aufwachsen.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: mit Kindern hast Du einen Job mehr 😉 Neben den oben vorgeschlagenen beruflichen Maßnahmen, solltest Du auch privater Ebene aktiv werden. Baue Dein Familien- und Bekanntennetzwerk aus. Organisiere Dich gut (siehe auch Webtipp). Und schmeiße alle Aktivitäten über Bord, die viel Zeit kosten, für Kunden, Arbeitgeber, Familie und Dich nur wenig Mehrwert bringen. Das ist leicht gebloggt. Aus eigener Erfahrung mit zwei kleinen Kindern weiß ich aber selbst, dass diese Aufgabe teilweise komplizierter sind als so manche Consulting-Aufgabe.

Fazit

„Consulting und Familie sind wie Feuer und Wasser. Beides gleichzeitig ist nicht möglich!“

Bis vor 10 Jahren hätten viele Consultants dieser Aussage vorbehaltslos zugestimmt. Inzwischen hat sich die Arbeitswelt in den Unternehmensberatungen gewandelt. Mit der Ankunft der Generation-Y und Z, gehen die Consulting-Häuser flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ein. Durch gezielte Maßnahmen lassen sich Berater- und Familienleben nun viel besser in Einklang bringen.

> Du bist Berater und hast gleichzeitig Kinder? Mit welchen Maßnahmen vereinbarst Du Dein Berufs- und Familienleben?


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