Como en Casa: Essen daheim – und so viel besser als zuhause

welcome como en casa münchen

Manchmal hat das Internet (und der neue Facebook-Algorythmus)  ganz wunderbare Fallen.
Da ist man also dabei, einen Fotokurs zu planen, und plötzlich ploppt sie ganz unerwartet vor einem auf: Eine Fan-Seite die Spanisch klingt, auf Englisch schreibt und auf der, als letzter Post, eine große italienische Flagge mit pausbäckigem Koch thront.

Ich blinzle kurz, glaube einen Moment lang, mein Hirn hat schon wieder irgendwelche Sprachensalat-Erscheinungen produziert, aber nein, es ist in der Tat alles wahr: zwei spanischsprechende Menschen die in München wohnen laden regelmäßig zum Essen bei sich daheim ein, und zwar diesmal zum Italienischen Dinner.

Wenige Momente später bin ich schon dabei, Mr. Fulano und Mrs. Fulanita (das sind die beiden Menschlein, die mit fiktiven argentinischen Namen hinter dem zauberhaften Vorhaben stecken) anzuschreiben.

Ein paar Emails und wenige Tage später sitze ich dann also da, in diesem fremden Wohnzimmer. Um mich herum Bilder, die mir unbekannte Lebensgeschichten erzählen, vor mir ein großer Tisch gedeckt mit Tellern und Besteck aus einer fremden Küche – nicht fremd wie die eines Restaurants allerdings, diese blanken, universal gleichen Gastro-Teller. Nein, das ist das Porzellanservice, das die beiden Gastgeber zur Hochzeit geschenkt bekamen, aus dem sie täglich selber essen, und dabei lachen, erzählen, träumen, erinnern.

Man schaut sich um, bemerkt, die Musik spielt auf Italienisch, sieht eine runde Focaccina auf jedem Platz, Basilikumpflänzchen und Kirschtomatchen dekorieren den Tisch, man fragt sich, wie das hier wohl aussieht, wenn wir nicht da sind.

Wir, das sind mein Freund und ich (wir kommen als Erste an, ich hab ja immer Angst, zu spät zu kommen), doch gleich trudeln noch weitere vier Gäste ein, die wir nicht kennen.

Ein bisschen komisch ist das schon, am Anfang, wie nackig in der Runde zu stehen, ohne Vorkenntnis, ich bin ein bisschen nervös, mit den ganzen “neuen Leuten”. Die Hand hält sich am Prosecco mit Erdbeeren fest, das Fest beginnt. Setzt Euch nur hin, sagt sie, und trägt Minuten später den ersten Gang herein. Spätestens jetzt ist man zuhause.

amusebouche 2 como en casa

Ich hatte meine Kamera bewusst nicht mitgenommen, darum gibt es leider nur ein paar unschöne Smartphone-Fotos, aber glaubt mir, wenn ich sage, es war wunderbar.

Mr. Fulano (ich respektiere hier mal den Wunsch nach Netz-Anonymität, allerdings ja, die Beiden haben sich auch “in echt” vorgestellt) verköstigt uns mit vier Gängen, die nicht nur ganz toll schmecken, sondern auch fürs Auge ein wahrer Genuss sind: Bocconcini mit Ricottafüllung im selbstgemachten Teigmantel. Handgedrehte Cappelletti mit Parmesanfondue und Parmaschinken-Chip. Rosa gebratener Thunfisch, Radicchiorisotto und Paprikaspiegel – daraufhin ein bombenhaft cremiges Schokoparfait, das meinen Schokoladenbedarf bis zum Herbst mal gedeckt hat. Zu jedem Gang ein auserwählter Wein, den Mrs. Fulanita immer wieder liebevoll nachschenkt, selbstgebackenes, bissiges Brot, das Ganze mit solcher Hingebung zubereitet und dekoriert, dass man sich fühlt wie der geehrteste unter den Ehrengästen.

Spätestens als mein Freund dann fragt, ob man die Parmesansoße zu den Cappelletti nicht auch mal daheim nachbauen könnte, weiß ich, ich bin nicht die Einzige, der’s gerade richtig gut geht.

Die Unterhaltung ist nett, nicht gezwungen, kunterbunt, so wie die Menschen, die am Tisch sitzen. Unsere Gastgeber sitzen allerding nicht mit dabei. In der Küche ist dafür viel zu viel zu koordinieren, sagen sie gleich, aber sie schwirren ab und zu herein, schauen, ob alles OK ist, räumen ab, bringen den nächsten Gang herein, schenken Wein und Wasser nach, kontrollieren, ob die Musik noch läuft. Sie sind angenehm präsent.

Nach dem Dessert kommen sie dann herein, um zu bleiben: setzen eine Espressomaschine ab, schenken viele Tässchen ein, sinken jeder in einen Sessel am Tischende. Man sieht sie strahlen, über den Abend hinweg hat sich ihr Gesicht verändert, nun sehen sie müde aus, zufrieden, und genauso satt mit Emotionen, wie wir uns alle fühlen.

Ich muss meine Lust bremsen, ihnen Löcher in den Bauch zu fragen. Aber sie erzählen von selber, von ihrer Idee, wie und von wo sie hierher kamen, warum sie das tun, was sie tun.

Mr. Fulano und Mrs. Fulanita, das bedeutet auf argentinischem Spanisch mehr oder weniger “Herr Irgendwer” und “Frau Soundso”. Sie haben sich zwei Zufallsnamen ausgedacht, zwei unscheinbare Pseudonyme, als wären sie einfach irgendwer. So bescheiden, und so unwahr. Denn unsere Gastgeber waren gestern zwei ganz besondere, feinfühlige, tolle Menschen. Mit wunderbarere Einfachheit haben sie einen unvergesslichen Abend geschaffen, ihr Haus, ihr Leben geöffnet, uns hereingelassen.

Gestern nachmittag noch war mir ein Tweet zugeflogen:

“Wir leben in einer Welt, in der wir lieber unsere Essensfotos mit der ganzen Welt teilen als unser Essen”.

Wie traurig, wie wahr, dachte ich mir. Doch noch amselben Abend wurde ich eines Besseren belehrt.

focaccina como en casa

Wer mehr Infos zu Como En casa möchte:

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