Boom! Die Pille danach ohne Rezept – auch in Deutschland. Per sofort?!

Es ist soweit! Ist es soweit? So ganz sicher ist sich noch keiner, aber die EU Kommission hat am Mittwochabend entschieden, EllaOne (Ulipristal) aus der Rezeptpflicht zu entlassen.

Hoppla – erst diskutiert man monatelang und bremst, wo man kann …. und dann wird das einfach freigegeben – faktisch hört sich das für die Öffentlichkeit an nach: per sofort. Dabei weiss noch niemand (speziell die betroffenen Apotheker, die das durchsetzen müssen) , wie genau das jetzt zu laufen hat?

Das BMG sagt, man werde der Entscheidung folgen und das deutsche Recht für die beiden Präparate (Ulipristal und Norlevo: PiDaNa) schnellstmöglich anpassen- und auch die Packungen müssen erst noch angepasst werden respektive zumindest eine Bewilligung eingeholt werden, bevor man sie ohne Packungsänderung oder Umzeichnung (da steht überall drauf: rezeptpflichtig) abgeben darf.

Den Apothekern in Deutschland würde ich raten, bis das passiert ist, die Pille danach noch nicht selber abzugeben und wie bisher an den Arzt weiter zu verweisen. Auch im Notfalldienst. Immerhin hat man bei der Pille danach 3 (Norlevo) bis 5 (Ulipristat) Tage nach dem Geschlechtsverkehr Zeit.

Aber: Aus der Rezeptpflicht entlassen – bedeutet das jetzt einfach “freiverkäuflich”? Oder gibt es da Vorgaben, die man erfüllen sollte?

Ich hoffe, da werden verbindliche Vorgaben gemacht und ihr bekommt etwas Hilfe von Euren Verbänden, was die Umsetzung betrifft.

Von mir ein paar Hilfestellungen:

Die Beratung der Pille danach ist Aufgabe des Apothekers/ der Apothekerin. PTA sind fähige Angestellte, aber das gehört von der Problematik eindeutig in Eure fähigen Hände! Bisher hat das der Arzt gemacht (oder machen sollen), jetzt wird das zu Eurer Aufgabe, die ihr aber sicher kompetent übernehmt.

Haltet die Beratung schriftlich fest – erstellt vorher einen standardisierten Fragebogen (mit einfachen Ja/Nein-Antworten) anhand dessen ihr die Beratung machen könnt. Dadurch wisst ihr immer, ob alles notwendige gefragt wurde, es macht einen sicherer und auch schneller bei der Beratung – und der Bogen kann danach im Zweifelsfall auch als offizielle Dokumentation dienen.

Die Deutsche Apotheker Zeitung hat einen Artikel erstellt, in dem sie zusammenfassen auf was es bei der Beratung für die Pille danach ankommt. Das kann man als Ausgangspunkt nehmen. Hier findet sich der Artikel.

In meinem Buch “Haben Sie diese Pille auch in grün?” habe ich praktisch alles angegeben, was bei uns so gefragt werden muss – und sogar in der Reihenfolge, nach der wir vorgehen … also kann das auch (zusammengefasst) als Vorlage gelten. Nur um hier ein bisschen Werbung dafür zu machen :-)

Die Frage, ob das auch für unter 16 jährige geht kann ich bejahen. Einziges Cave: Die Person muss Urteilsfähig sein, also verständnisvoll und reif genug, zu verstehen, um was es geht und das muss individuell ermittelt werden. Dazu sollte man sich folgende Überlegungen machen: weiss die Frau, was sie will / kann sie ihren eigenen Willen äussern? Ist sie intellektuell entsprechend entwickelt? Hat sie die Informationen über die Pille danach, die Anwendung und die damit verbundenen Risiken verstanden? Kann und tut sie eventuelle Alternativen in Betracht ziehen?

Eine Zeitlang wurde diskutiert, ob die Pille danach eine Gewichtslimite hat – sie also nur für schlanke Frauen einsetzbar ist. Nach Auswertung aller verfügbaren Daten kam die EMA bzw. dessen Committee for Medicinal Products for Human Use zum Schluss, dass eine Wirkminderung bei höherem Körpergewicht nicht erwiesen und daher Gewichtseinschränkungen für Levonorgestrel und Ulipristalacetat nicht gerechtfertigt sind. (Quelle)

Im Notfall kann eine solche Beratung durchaus auch durch eine Notfallklappe passieren. Ist nicht toll – aber das ist keine Beratung durch die Klappe. Meist kommt es ja nicht vor, dass sich draussen eine Riesenschlange bildet – nicht in den paar Minuten. Dann … das fällt zwar unter Notfall … aber auch dafür hat man 3 bis 5 Tage Zeit (je nach Pille danach) und kann das als Patientin durchaus auch auf den Morgen verschieben, wenn man in der Apotheke wieder einen Beratungsraum hat. Ich empfehle diese Beratung unbedingt im Beratungsraum vorzunehmen oder in einer wirklich stillen Ecke oder gar im Büro der Apotheke.

Wichtig ist beim Abschluss auch auf die möglichen Nebenwirkungen (spezifisch: Übelkeit und dass sie bei Erbrechen innert 3 Stunden zurück kommen müssen) hinzuweisen. Dass die Pille danach die Periode verschieben kann (und wenn sie mehr als 5 Tage über dem erwarteten Termin noch nichts bekommen haben, dass sie dann zum Arzt gehen). Dass die Pille danach nur die Verhütung für jetzt gerade ist – und für den Rest des Zyklus weiter verhütet werden muss – im Falle von Ulipristal ausserdem zwingend mit Kondomen, da die die normale Verhütung ausser Kraft setzen kann (!).

Besorgt Euch von den Herstellerfirmen der Pille-Danach-Anbieter Prospekte zum abgeben bei der Beratung – als Ersatz für die Packungsbeilage. Die könnt ihr zwar auch mitgeben, aber in den Prospekten steht die Info verständlicher drin.

Dann geht es um die Abgabe. Ich gebe die Pille danach nicht ab – ich lasse sie direkt in der Apotheke einnehmen. Auf Vorrat gebe ich sie nur via Rezept ab. Immerhin “ist” das die Pille danach.


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