Bloggen und bloggen lassen

Bloggen und bloggen lassen – “das Internet” regt sich derzeit über einen neuen professionellen Blog aus, der, wie das mit käuflichen Dingen so ist, nicht unbedingt mit dem Selbermachen-Ethos der Internet-Amateure konform geht – wohl aber mit den Gesetzen von Markt und Aufmerksamkeit.

Offenbar gibt es Menschen, die meinen, dass doch wenigstens in der Blogosspäre so etwas wie Waffengleichheit gelten sollte, wo doch in herkömmlichen Medien, also Fernsehsendern, Radiostationen, Zeitungen und Magazinen bekanntlich keine herrscht – hier wird die Meinung produziert, die Senderchefs, Politiker, Verleger, Eigentümer gleich welcher Art und natürlich Werbekunden, unters Volk bringen wollen. Ob das nun öffentlich-rechtlich ausgewogen nach irgendwelchen ausgeklüngelten Proporzen geschieht oder nach den jeweiligen Neigungen der Chefredaktion spielt keine Rolle – ab und zu wird mal ein Normalo von der Straße in eine Talkshow eingeladen oder darf sich auf der Leserbriefseite Luft machen. Damit ist der Bürgerbeteiligung dann auch schon genüge getan. Denn eins darf man nicht vergessen – unsere Medien sind durchaus eine perfide Meinungsherstellungsmaschinerie – aber nicht in dem Sinne, der ständig ventiliert wird: Es ist gar nicht nötig, dass die Medien von fiesen Beeinflussungsorganisationen wie der INSM, den Illuminaten, Scientology oder ähnlichem unterwandert werden. Allein durch die Tatsache, dass das Medien-Machen dazu dient, den Medienmachern den Lebensunterhalt zu sichern, kann man davon ausgehen, dass dabei Interessen am Werk sind, die vor allem dem wirtschaftlichen Erfolg des Produkts dienen und nicht der heiligen freien Meinungsproduktion. Die ist eher ein Abfallprodukt, denn eine eigene Meinung muss man einfach haben – egal, ob man sie aus der Bild, dem Spiegel oder der arte-Doku bezieht. Gemacht werden die Inhalte aber in der Regel von Leuten, die dafür bezahlt werden.

Ritter besiegt Drachen

Ein Kämpfer gegen den widerlichen Drachen der bezahlten Meinungsfreiheit!

Anders im Internet: Hier darf jeder seinen Senf dazu geben. Weil letztlich nur ein Computer mit Internetzugang gebraucht wird, um einen Blog zu befüllen, kann fast jeder mitmachen – und viele tun es, da bin ich keine Ausnahme. Ich blogge total unbezahlt, um Dinge loszuwerden, die ich einfach loswerden muss, Gedanken, von denen ich denke, dass sie eine gewisse Aufmerksamkeit verdienten. Deshalb freue ich mich immer wieder, wenn mein Blog gelesen wird – und ich freue mich über andere Blogs, auf denen ich interessante Gedanken lesen kann, die ich in den anderen Medien nicht finde.

Das ist natürlich das Ärgerliche an der bezahlten Konkurrenz – hier wird wieder nur das zu lesen sein, was ich schon in anderen Medien nicht lesen möchte – und auch nicht muss! Es steht ja jedem frei, weder RTL noch heute journal zu kucken, niemand muss die Bild oder den Spiegel lesen. Und kein Mensch muss das peerblog lesen, egal wie gut die anonymen Geldgeber die Agenturfuzzis für ihre vermutlich sogar nicht völlig geistlose Bloggerei bezahlen. Glaubt tatsächlich irgendjemand ernsthaft, dass ein langjähriger CDU-Wähler vom peerblog dazu animiert werden könnte, zur Abwechslung mal die SPD zu wählen? Bestimmt nicht. Oder gar, dass sich die frustrierte Masse der Nichtwähler geschlossen erhebt und zur Wahlurne strömt, weil die Menschen vom peerblog dazu animiert würden?! Na also.

Klar kann man sich darüber aufregen, dass Herr Steinbrück doch mit seinen Nebentätigkeiten genug verdienen müsste, um seine Blogger-Lakeien selbst zu bezahlen. Vielleicht tut er das sogar – angeblich hat er ja auch professionelle Twitterer engagiert, um auch diesen Kanal voll zu kriegen. Offenbar gibt es in Deutschland aber noch ein paar Leute mit noch mehr Geld, die von Merkel die Nase voll haben und nun mal ganz innovativ versuchen, ihren Kandidaten besser aussehen zu lassen. Was ändert das an der Tatsache, dass das Wahlvolk ohnehin nur die ihnen zur Wahl gestellten Kandidaten wählen darf? Da ist es letztlich doch scheißegal, wer für wessen Geld das peer- oder angelablog dazu vollschreibt. Was würde sich denn ändern, wenn Merkel Steinbrück wäre?!

Man sollte sich viel mehr darüber aufregen, dass erwachsenen, denkenden Menschen überhaupt so eine ärgerliche Demokratie-Inszenierung zugemutet wird – die wir nicht nur ertragen, sondern bei der wir auch noch mitmachen sollen! Obwohl doch völlig auf der Hand liegt, dass, was immer die nächste Regierung veranstalten wird, die Interessen der Mehrheit im Lande genauso wenig eine Rolle spielen werden, wie das bei der aktuellen Regierung der Fall ist: Wegen diverser Geldversenkungsprojekte im Deutschland- EU- und Weltmaßstab werden die Lebenshaltungskosten rasant weiter steigen, die Arbeitsbelastung derer, die noch einen Job haben auch, und die unnützen Fresser, die sich nicht einmal mehr ausbeuten lassen wollen, werden mit weiteren Schikanen rechnen müssen, weil ja die braven Bürger, die jeden Tag arbeiten gehen, auf Kosten der anderen “entlastet” werden müssen, damit die Reichen noch reicher werden können.

Es gäbe so viel zu kritisieren – aber die kritischen Leute im Lande regen sich über einen neuen Blog auf.



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