Besuch im Paradies

Besuch im Paradies

Beim Zigarettenholen erwarten einem allerhand Überraschungen, das ist bekannt, und man stellt sich darauf ein: Vaganten und träumende Verkäuferinnen, Straßen ohne Wiederkehr und schwarze Schwäne. Aber ich hätte nie gedacht, anstelle eines Kiosks ein Paradies zu finden. Gehöre ich doch keineswegs zu den Paradiessuchern, ja ich glaube nicht einmal an Paradiese. Sie sind für mich Klischees – falsche Träume. Etwas für überdrehte Manager und Späthippies. Meistens sind sie auf Inseln angesiedelt und strotzen vor Fehlern, die Gott nie machen würde.

Auch mein Paradies befand sich auf einer Insel. Weitab vom großen Touristenstrom, nirgends in den Prospekten zu finden, die die Briefkästen verstopfen. Gerade so, wie sich Aussteiger ein Paradies vorstellen.

Doch auf meiner Paradiesinsel gab es weder Palmen, Happy Hour, noch ein nennenswertes Nachtleben. Ich hatte auch kein Internet und interessanterweise vermisste ich es auch nicht. Schlimmer noch, ich schaute weder fern, noch hörte ich Radio, und Zeitungen las ich auch keine. Zurück in meiner Welt musste ich feststellen, dass in der Zwischenzeit nichts passiert war, das mich betroffen hätte. Da beginnt man unsere Informationswelt zu hinterfragen.

Trotzdem war das Paradies nicht menschenleer, obschon ich den unendlichen Sandstrand und das Meer an manchen Tagen für mich alleine hatte. Und karg war das Paradies auch nicht. Die Vegetation war üppig und abwechslungsreich und oft bekam ich Besuch von Hasen, Rehen, Fasanen, Nebelkrähen und anderen Vögeln. Apropos Vögel: Auf dem Meer schwammen Enten und Schwäne – weiße notabene. Für einen Alpenbewohner ein ungewohnter Anblick.

Was mir vom ersten Tag an auffiel: im Paradies träumt man anders. Und die Wirklichkeit ist Traum, und der Traum die Wirklichkeit. Auch die Zeit fließt anders als gewohnt. In langen Wellen ohne Hektik. Und für die Insulaner scheint sie still zu stehen. Dinge wie Blogschreiben oder das tägliche Verfolgen von Nachrichten erscheinen einem plötzlich sinnlos. Man beginnt im Jetzt zu leben. Genauso wie die Insulaner.

Unwillkürlich taucht der Wunsch auf, sich dort niederzulassen und womöglich seinen Lebensabend zu verbringen. Wenn die Stunde des Abschieds gekommen ist und das Schiff wartet, fällt das Loslassen entsprechend schwer.

Wo dieses Paradies liegt, möchte ich nicht verraten. Es wäre jammerschade, wenn es von Menschenmassen überschwemmt würde. Obschon sich vermutlich die meisten Zeitgenossen dort langweilen würden.

Leider hat mich meine Welt wieder (und umgekehrt) und das Paradies ist nur mehr eine Erinnerung. Doch ohne Souvenir bin ich nicht zurückgekehrt. Ein Bündel wertvoller Gedanken und einzigartiger Träume und die Gewissheit, dass ich eines Tages dorthin zurückkehren werde.

Euer Traumperlentaucher



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