Berlin, 24 entschleunigte Stunden.

Berlin, 24 entschleunigte Stunden.

Jüngst führte mich ein Kurztrip wieder in meine Heimatstadt Berlin. Es waren nur 24 Stunden, mitten in der Woche. Die aber waren voll mit entschleunigten Erlebnissen - Slow Berlin also - in West und Ost und einem ganz besonderen Konzerterlebnis.

13 Uhr Ankunft in der West-City - Nach Stunden auf der Bahn Heisshunger auf die Mini-Pizza von Ali Baba in der Bleibtreustr.. Es gibt sie hier seit 1972 (nur eine Sorte, mit oder ohne Peperoni) und tatsächlich schmeckt sie und alles hier noch original genau wie in den 80er Jahren. Die abgewetzten Holzbänke gegenüber dem Ofen, die schummerige Atmosphäre, die Wave-Musik - selbst der Preis von 1,80 € pro Stück ist so grossartig fast wie damals.

Weiter geht's in Charlottenburg. Gegenüber dem Schloß Charlottenburg habe ich einen Termin im Bröhan-Museum, einer beeindruckenden, ständigen Sammlung zum Jugendstil mit aktueller Sonderausstellung zu Nordic Design.

Dann auf einen Kaffee mit Flammkuchen in der Kleinen Orangerie des Schloß Charlottenburg, leider nicht ganz so charmant wie früher aber auch hier ist die Zeit stehengeblieben.

Nun geht's nach Mitte, zu International Wardrobe. Der Laden ist eine Fundgrube für Textilien und ethnologische Pretiosen aus aller Welt, die die Inhaberin K. Koppenwallner von ihren Reisen mitbringt und verkauft. Für mich ist es Slow Fashion, eine authentische Weltkollektion statt artifiziellem Konsumhype. Außerdem hat sie dieses bemerkenswerte Buch geschrieben:

Nun weiter, in den me Collectors Room in der Auguststraße. Hier ist es die Wunderkammer, die immer wieder neu fasziniert und die die Chance bietet, sich auf unzählige Geschichten einzulassen.

Szenenwechsel in den Wedding: das frühe Abendessen nehmen wir im Bus des Cafés und Restaurants Pförtner in der Uferstraße. Sehr sympathische Leute mit guter, ambitionierter Küche in berlinsch-grungiger Atmosphäre.

Gleich nebenan startet um Punkt 20 Uhr der nächste Teil des vollen aber entschleunigten Tagesprogramms: der Piano Salon Christophori lädt seit 17 Jahren fast allabendlich (!) zu klassischen Konzerten in Christophs Werkstatt, in der er - im Hauptberuf Mediziner - Flügel repariert. 199 Plätze, zumeist ausgebucht, hochkarätige Solisten aus Europa und aller Welt, die sich hier die Tasten, Saiten oder Rotweingläser („free drinks") in die Hand geben. Wir hörten die letzten drei Beethoven Sonaten für Klavier, der Solist kündigte sie ausführlich und euphorisch an: „Beethoven wurde ja auch der Beethoven unter den Komponisten genannt...". Der Opus 111 klang in dieser Industriehalle und nur zwei Meter vom Klavier entfernt mitunter wie - Jazz...

Noch ein Absacker im Barbereich des Pförtners (s.o.), wer weiss, wie lange noch, denn das Areal wurde gerade an einen Investor verkauft. Natürlich für Büros und Luxuswohnungen.

Schlaftrunken geht's ins Hotel, das ein guter Freund reserviert hat, denn er wohnt darüber im selben Haus: Das Ackselhaus im Prenzlberg hat derzeit nur 2 Appartments zur Vermietung, mein „Strandhaus" hat mir dann vor der geruhsamen Nacht noch wirklich die Schuhe ausgezogen.

Am nächsten Morgen gab es noch ein frühes Milchhörnchen mit Mohn, das mich endgültig in die West-Berliner Kindheit zurückkatapultierte, aus dieser Slow-Bäckerei, direkt neben dem Apple Dealer - Prenzlberg eben.

All diese Orte sind eigentlich solche, die man besser für sich behält, damit sie ihren Zauber bewahren. Aber so viele Leser hat dieser Blog nun auch wieder nicht und die sind nette Menschen.


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