Barcelona 2011: Alter Wein – neue Schläuche?

Ach ja – alle Jahre wieder der Mobile World Congress in Barcelona. Das Gipfeltreffen der Branche im altehrwürdigen bis auf den letzten Platz ausgebuchten Messegelände kurz „FIRA“ mitten in Barcelona.

FIRA Barcelona (Foto: perfecttravelblog.com)

FIRA Barcelona (Foto: perfecttravelblog.com)

Einige Spieler sind dieses Jahr mal wieder „nicht dabei“ und doch präsent, der (immer noch) größte Hersteller von Mobiltelefonen zum Beispiel, dessen Karriere durch Gummistiefel und Fernsehgeräte bekannt wurde. Die Rede ist von Nokia Oy, die einen neuen Chef haben, der früher einst für Microsoft in Amerika arbeitete.
Nokia ist führend in der Welt in den aufstrebenden „emerging“ Markets (sprich Afrika und Asien), wo es auf einfache, leicht verständliche Telefone ankommt. Aber das ist der „Szene“ zu langweilig und sie sind auf was anderes aus: Smart und bunt und schnell muß es sein, GHz Prozessoren und Multi-Multi-Media, Videos, Downloads und natürlich Appstores. Man kann mit einem Handy auch Geld verdienen, wenn es schon verkauft ist.

Wie so etwas geht, hat Apple (offiziell auch nicht in Barcelona) vorgeführt: Damals haben die Nokia Manager schallend gelacht, heute nicht mehr. Stephen Elop verkündete am Sonntag Abend der gelangweilten Presse das, was wir Insider alle schon irgendwo vermutet bis geahnt haben: Nokia goes Windows Mobile.

Symbian ist… noch nicht ganz „out“, erst sollen nochmal 150 Millionen Handys damit verkauft werden (150.000.000 Handys nette Zahl), aber die Branche, die Kunden, die Entwickler sind  etwas verwirrt, wie es danach weiter gehen soll.

Dass Symbian – ich schreibe nichts Neues – in die Jahre gekommen ist, dass es umständlich geworden ist und irgendwie den zigTausend Entwicklern nicht gelingen will, das zu bauen, was Analysten und Fanatiker erwarten: Rasend schnell, rasend bunt, am liebsten der HeimPC in Notizbuch-Größe, schon traurig. Wird Symbian nun mit einem Knall verschwinden? Wohl nicht, aber so langsam ist absehbar, daß es „auslaufen“ könnte.
Eine Ehe zwischen Nokia und Android hätte vielen gefallen, dann aber wären sich Android und Apple direkt gegenübergestanden und vielleicht ahnte Stephen Elop, dass manchem Kartellwächter eine solche Konstellation „unheimlich“ geworden sein könnte….

und MeeGo? Das wurde schon letztes Jahr vorgestellt. Die Kooperation zwischen Intel und Nokia war – ganz ehrlich – so dröge, wie die Pressekonferenz im letzten Jahr ablief. Da war – zumindestens mir – klar, daß das nichts werden würde. Bis heute hat kaum Jemand irgendwas Funktionierendes mit MeeGo gesehen. Und ob und wann das N9 oder N9-01 mit MeeGo auftauchen wird… mal sehen.

Nokia geht nicht kampflos zu Microsoft, sondern möchte am Ende da als Gewinner da stehen. Als Morgengabe kommen die Ovi-Maps zu Microsoft und Nokia darf – als einziger – am Look and Feel von Windows Mobile frei herumschrauben, was anderen Herstellern bei Todesstrafe verboten ist. Auch scheint Geld geflossen zu sein und zwar nicht wenig. Die Frage ist, wie schnell es für Windows Mobile 7 vernünftige Programme gibt, welche die Kunden wollen und ob Nokia resp. Microsoft „verstehen“, daß es Zielgruppen gibt, die NICHT in die Cloud wollen. Kann man sich es leisten, die einfach wegzubügeln?

Szenenwechsel.

Der weltgrößte Mobilfunkanbieter China Mobile darf gemeinsam mit dem großen Netzwerkhersteller ZTE (ebenfalls aus China) kostenlos ein TD-LTE Testnetz bei E-Plus in Deutschland aufbauen und ausprobieren. Die Chinesen setzen schon seit UMTS-Zeiten auf eine spezielle Zeitmultiplex-Variante, die es so nur in China gibt und E-Plus hat wieder einmal das unglaubliche Glück, quasi zum Nulltarif modernste Netztechnik zu bekommen. Die teuren 800 MHz-Frequenzen hat man sich ja mit dem genialen Trick erspart, UMTS auch auf 900 MHz machen zu dürfen. Das neue TD-LTE wird von E-Plus auf 2,6 GHz irgendwo in einem Ballungszentrum ausprobiert.

Und wenns nichts wird? Unwahrscheinlich und wenn schon: E-Plus ist mal wieder im Gespräch.

Wenn ich mir das recht so überlege, könnten E-Plus Kunden schon einmal damit beginnen, bei der örtlichen Volkshochschule einen Chinesisch-Kurs zu belegen. Daß China auf „Einkaufstour“ in Europa ist, um die gegenseitigen Beziehungen zu „verbessern“ und sicherzustellen, daß ihre Produkte in Europa weiter verkaufbar bleiben, besonders wo es dort immer wieder Bedenken und Vorschriften gibt, ist ja ein alter Hut.

Da wäre es doch ein logischer Schritt, wenn China entweder bei KPN oder bei E-Plus in der einen oder andern Form einsteigen würde. Die Zahl der Chinesen, die deutsch sprechen, dürfte locker ausreichen, um die Hotlines von BASE & Co. zu betreiben und der Satz „ich gebe Sie mal weiter an die Technik“ bekäme neues Gewicht, zumal die aktuelle Netztechnik zum großen Teil von ZTE aus China geliefert werden soll.

Daß sich dabei so ganz nebenbei nochmal gewaltig Kosten sparen lassen, ist doch im Sinne der Kunden, die in einschlägigen Foren schon über Minutenpreise von 5 Cent (oder weniger) für Anrufe und SMS in alle Netze träumen, weil sie es leid sind, viel zu viel Geld für wacklige und löchrige Netz auszugeben, weil die Marktführer vor lauter „Save for … was eigentlich?“ Kunden und Netze komplett aus den Augen verloren haben.

Daß Kunden etwa des E-Plus-Discounter Simyo mal wieder über Netzstörungen und andere Probleme jammern, interessiert im fernen Barcelona nicht. Simyo gibt es auch in Spanien, doch dort verwenden sie das Netz von Orange Spanien und die sind bekanntlich mit der Deutschen Telekom befreundet.  Das haben sie kürzlich klar gestellt, das bedeutet aber auch: Alle Träume von Orange in Deutschland, die E-Plus kaufen und dann mit Preisen a la Österreich (1000 Minuten in alle europäischen Netze für 25 Euro) den Markt aufrollen, sind ein für alle Mal ausgeträumt. Basta.

Ach ja die Deutsche Telekom: Die verkündet jetzt den „Durchbruch“ beim mobilen Bezahlen, den es schon vor 10 Jahren hätte geben können, wenn man der Firma Paybox nicht nur Steine in den Weg gelegt hätte. Dem Dienst Mpass, das von den Leuten, die damals bei Paybox Geschichte schrieben, realisiert wird, ist die Telekom jetzt endlich beigetreten, träumt aber weiter von NFC (Near Field Communication), außer Nokia hat bis heute keiner ein lieferbares Gerät parat.

Für den Erfolg des mobilen Bezahlens ist das alles überflüssig, es würde eine ganz popelige SMS und/oder ein sogar Anruf eines Computers reichen, wo man seine PIN eingibt und bezahlt. Aber das ist den Bedenkenträgern seit über 10 Jahren nicht sexy genug.

Und weil ich gerade am Kritisieren bin:

Sorry, ich nerve, aber es ist einfach ein Trauerspiel, wenn in den Gebäuden führender Weltkonzerne in Deutschland das Netz des nationalen Marktführers einfach nicht stattfindet. Da hilft es auch nichts, den dort arbeitenden (ausgelagertern) Service-Sub-Unternehmen großzügig Karten von E-Plus auszuhändigen (weil deren Netz dort auch durch Abwesenheit glänzt.) Vermutlich denkt das gastgebende Unternehmen selbst, ein Rahmenvertrag beim roten Weltmarktführer reicht doch, wer telefonieren will, wird schon das Netz wechseln. Nur dessen Netz ist auch nicht so flächendeckend, wie man das vom ältesten deutschen Privatfunker erwarten würde.

Nationaler magentaner Marktführer und der rote Weltmarktführer haben immerhin inzwischen begriffen, daß Datenroaming in Europa viel zu teuer ist und bieten in Barcelona – wenn auch noch nebulös – neue Tarife an, von denen der Marktführer vollmundig von der ersten Roamingflatrate erzählt, nur o2 hat das schon eine Weile im Angebot. Richtig flat ist das übrigens alles nicht, weil ab einer gewissen Datenmenge wieder „gebremst“ wird, aber mit einem nachweislich datensparenden BlackBerry kann man mit diesen Angeboten weitgehend unbeschwert in Kontakt bleiben.

BlackBerry ist in Barcelona anwesend (richtig so) und kündigt einige logische Weiterentwicklungen seiner Produkte an, auf die wir uns freuen dürfen. Das neue Playbook könnte den andern Anbietern die Schweißperlen auf die Stirne treiben.

Und wenn Sie es unbedingt multi-medial-total wollen: Bei HTC kommen neue Modelle im Stundentakt, aber seien Sie sich im klaren: Nachdem Kauf ist so ein Gerät grundlegend veraltet und nach Service nach dem Kauf sollten Sie besser auch nicht fragen.

Soviel im Moment.

Hasta La Vista Babies…. I’ll be back.


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