Bad Homburger informieren sich über Jugendarbeit in Lijiang

Bad Homburger informieren sich über Jugendarbeit in Lijiang

Sechs Tage besuchte eine Delegation aus Bad Homburg die chinesische Stadt Lijiang. Sozialdezernent Dieter Kraft sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs Soziales, Jugend und Wohnen lernten chinesische Schulen, Kindergärten sowie Einrichtungen der Jugendarbeit kennen. Sie tauschten mit Fachleuten der Verwaltung von Lijiang Informationen über die Konzepte aus und erlebten den Alltag in dortigen Bildungseinrichtungen.

Die Stadt Bad Homburg bereitet mit dieser Reise einen Jugendaustausch vor. Nächster Schritt ist ein Gegenbesuch von Fachkräften aus Lijiang, die Bad Homburger Einrichtungen kennen lernen werden. Die Delegation wird für sechs Tage Ende August oder Anfang November 2012 erwartet. Die Erkenntnisse aus den beiden Informationsfahrten fließen in das Konzept für eine geplante Jugendbegegnung ein, die für 16- bis 18-jährige ausgearbeitet wird. Der Austausch selbst ist dann für 2013 geplant. Das Projekt wird von der Bundesrepublik finanziell gefördert.

Neue Eindrücke, Informationen und der intensive Erfahrungsaustausch mit Pädagogen aus Lijiang füllten die sechs Tage aus. Trotz des anstrengenden Programms ist das Fazit sehr positiv. „Der vorausgehende Fachkräfteaustausch ist bei einer Jugendbegegnung mit China wichtig und der richtige Weg“, sagt Stadtrat Dieter Kraft.

Die Bad Homburger erlebten in Lijiang eine Gesellschaft, die zwischen gelebter Tradition und Moderne pendelt. Trachten in der Grundschule, die wie selbstverständlich und selbstbewusst getragen werden, sind eine Seite, das Stadtbild mit fast ausschließlich westlich gekleideten Menschen eine andere. Konsequent wird die Trennung von Staat und Religion durchgehalten. Als beeindruckend erlebten die Gäste die Bemühungen um Integration der Minderheiten in Lijiang. Bildung besitzt in allen Einrichtungen höchste Priorität, ein Freizeitangebot, das eher auf Unterhaltung ausgerichtet ist, ist zumindest in den städtischen Einrichtungen nicht vorhanden. Großen Wert legt die Verwaltung in Lijiang auf Chancengleichheit in der Bildung bei der Bevölkerung in Stadt und Land sowie auf Konzepte gegen Jugendarbeitslosigkeit und Jugendkriminalität.

Zum offiziellen Programm zählte neben einem Empfang durch Bürgermeister Ren Bin Zhang auch ein Erfahrungsaustausch mit der regionalen Bildungsministerin Yin Lin Zhang. Sie stellte das Bildungsprogramm der Stadt Lijiang vor, erläuterte die Konzepte und vermittelte der Besuchergruppe Eckdaten. Die Leiterin des Fachbereichs Jugend, Soziales und Wohnen, Barbara Callenberg, vermittelte einen Einblick in die Bad Homburger Bildungslandschaft und berichtete über die hiesigen Angebote für Kinder und Jugendliche.

Die Bad Homburger Delegation lernte in den folgenden Tagen den Alltag in verschiedenen Bildungseinrichtungen kennen. Besucht wurde zum Beispiel die Lijiang Nr. 1 Senior Highschool, eine Ganztagsschule mit angeschlossenem Wohnheim. Eigene Schreibversuche unternahmen die Bad Homburger in der Lijiang Municipal Experimental School. Die Delegation bekam Einblick in den Unterricht in unterschiedlichen Klassen mit teilweise bis zu 50 Schülerinnen und Schülern.

Unterricht spielt auch für Drei- bis Sechsjährige schon eine Rolle, so im Lijiang Municipal Kindergarten. 79 Erzieherinnen betreuen 865 Kinder. Zwei Unterrichtseinheiten täglich sind Pflicht. Ansonsten wird viel, überwiegend angeleitet gespielt.

Eine Gesamtschule mit Grundschule ist die Fuhui School of Old Town District, die einen Schwerpunkt auf musische Bildung legt. Musik-, Kunst- und Tanzunterricht werden durchgängig angeboten. Als Problem benannten die Lehrerinnen und Lehrer die Größe der Klassen mit bis zu 50 oder gar 60 Schülerinnen und Schülern.

Das Jugendzentrum Youth Outdoor Activity Centre of Yulong Contry arbeitet erst seit 2012. Ziel ist auch hier die Unterstützung der schulischen Bildungsarbeit durch Talentförderung und Wettbewerbe für Schulen. Schwerpunktbereiche sind Sport, Kultur, Medien und Wissenschaft. Zusätzlich nutzen Schulen die Räume für ausgelagerten Unterricht. Die in Deutschland weit verbreitete Mitbestimmung Jugendlicher war dagegen für die Gastgeber eher fremd und wurde in einer Einrichtung mit ausschließlich älteren Jugendlichen praktiziert.

Das Lijiang Teachers College ist vergleichbar mit einer deutschen Fachhochschule. In drei Ausbildungsjahren kann ein Abschlusszeugnis erworben werden. Wer das College absolviert, kann eine Lehrtätigkeit an der Schule annehmen, im Tourismus- oder im IT-Bereich arbeiten. Ausländische Studierende kommen meist aus den USA und Kanada, aber auch aus Japan, Korea, Thailand und den Philippinen. Die College-Leitung zeigte großes Interesse am dualen System und sprach auch ihr Interesse an Deutsch als Fremdsprache aus. Allerdings fehlen noch die Lehrkräfte.

Ein beeindruckendes Erlebnis war der überraschende private Besuch bei Xuan Ke, einem über die Grenzen Chinas bekannten Musiker und Dirigenten. Er hat Naxi, die Ureinwohner Lijiangs, zu einem Orchester zusammengeführt, das auf alten Instrumenten täglich in der Altstadt in einem Privattheater spielt. Xuan Ke saß 21 Jahr im Gefängnis, ist Katholik und Kritiker des Systems. Er sprach sehr offen über seinen Wunsch, das Ende des Kommunismus mitzuerleben.

Hintergrund:

Lijang liegt an den östlichen Ausläufern des Himalaya im Südwesten Chinas. Die Stadt besitzt eine sehr reizvolle Umwelt und eine beeindruckende Kultur. Auf dem Gebiet von Lijiang gibt es drei Unesco-Welterbe: Die Altstadt, die erstmals vor rund 800 Jahren erwähnt wurde, mit dem Palast des Wu im Zentrum, den Yulong-Berg (Jade-Drachen-Schnee-Berg), der seinen Namen von den 13 Gipfeln hat, die wie der gezackte Rücken eines Drachen in der Natur liegen, sowie die Kultur und Sprache der Naxi (sprich „Nashshi“), die „Ureinwohner“ und neben den Han-Chinesen die größte Bevölkerungsgruppe in Lijiang. Lijang hat zudem den am höchsten gelegenen Golfplatz der Welt. Die Stadt hat 120.000 Einwohner, der Bezirk rund 1,4 Millionen. Lijiang ist ein wichtiges Tourismusziel. 80 Prozent der rund zehn Millionen Touristen im Jahr sind Chinesen.

Vertreter Bad Homburgs und Lijiangs haben am 25. Juli 2011 ein „Memorandum of Understandig“ unterzeichnet. Es leitet den Ausbau der Kontakte zwischen den Städten in die Wege. Die Zusammenarbeit soll Wirtschaft und Handel sowie Umwelt und Naturschutz, Tourismus, Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Gesundheit umfassen. Erstes Projekt ist der jetzt geplante Jugendaustausch. Eine Delegation aus Lijiang war im Dezember 2011 zu Besuch in Bad Homburg.

Magistrat der Stadt Bad Homburg v.d.Höhe



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