B-Day auf der Insel: Hoffentlich gehen sie endlich

UK_location_in_the_EU_2016.svgDiese aktuelle Karte der EU aus der Wikipedia zeigt den gelben Zipfel, den wir verlieren würden, wenn die Briten heute mit „Leave“ über den Brexit, also den Ausstieg des Landes aus der EU, abstimmen.

Großbritannien (im folgenden England genannt) ist in der EU wie der Blinddarm im Körper eines Menschen: unnütz, aber gefährlich!

Ein überkommenes Relikt aus der Zeit, als wir noch Gras fressen mußten – und es dank unseres Blinddarms auch noch konnten.

Großbritannien – der Blinddarm der EU

Heute ist das Organ zu nichts mehr nütze, und wenn der Wurmfortsatz sich entzündet, muß der Betroffene sogar aufgeschnitten und das Relikt aus der Zeit als Grasfresser entfernt werden – oder er verstirbt an der Appendizitis.

So ist es auch mit dem Vereinigten Königreich Großbritannien und der EU. Die EU entstand mit dem letztlichen Ziel, einen europäischen Bundesstaat ohne Binnengrenzen zu formen – mit gemeinsamer, von allen Bürgern gewählter Regierung, gemeinsamer Währung, gemeinsamer Politik. Die Briten wollen das alles nicht.

I want my money back

Beim Euro machen sie nicht mit, bei den offenen Grenzen (Schengen) haben sie sich ausgeklammert – im Grunde wollen Sie nur den freien Zugriff auf den Markt der EU – und das ohne Gegenleistung. Das kann man auch ohne all die vielen Sonderkonditionen, die die anderen echten Europäer den Engländern sonst noch in der Hoffnung gewährt haben, daß die Insulaner halt nur mehr Zeit für die Erkenntnis brauchen, getrost Rosinenpickerei nennen.

Der Gipfel dieser Entwicklung war ja Maggie Thatchers Aufschrei von 1984 beim EU-Gipfel in Fontainebleau „I want my money back“. Das war damals verständlich, denn die EU war seinerzeit noch zu 80% eine Landwirtschaft. Länder wie England mit nur kleinen Agrar-Anteilen bekamen demgemäß weniger EU-Ausgleichszahlungen ab.

Und was passierte? Die Briten bekamen einen massiven „Rabatt“ auf ihre Finanzanteile, der zwei Drittel der britischen Zahlungen an die EU simpel wieder zurückschickte. Ein Opfer für den hehren Gedanken, das nicht gelohnt wurde. Diesen Sonderrabatt bekommt das Land bis heute, obwohl es sich inzwischen dank der EU zu den reichsten Staaten der Union gemausert hat. Inzwischen finden die anderen Staaten das ungerecht.

Die britische Haltung zu Europa kann man so zusammenfassen: „Wir wollen keinen föderalen Staat Europa – wir möchten einfach nur absahnen.

Ein vereintes Europa ist keine Frage der Wirtschaftlichkeit

Wer die Medienberichte zum heutigen Brexit-Referendum verfolgt, stellt fest, daß der wichtigste Aspekt dabei nahezu völlig unter die Räder kommt: Die EU wurde gegründet, damit die Einzelstaaten von Europa letztlich zu einem föderalen europäischen Staat mit gemeinsamer Regierung zusammenwachsen – aber davon ist in fast keinem Bericht mehr die Rede. Schließlich wollen die Engländer das erklärtermaßen nicht.

Jeder, nicht nur auch, sondern insbesondere die Politiker, macht aktuell nur eine Milchmädchenrechnung auf, um festzustellen, ob es ihm oder seiner Klientel mehr Vor- oder mehr Nachteile bringt, wenn England die EU verlassen sollte – oder eben nicht.

Laßt die Insulaner endlich gehen…

Deshalb sollten wir uns eigentlich alle freuen, daß die Briten heute zum zweiten Mal über den Verbleib in der EU abstimmen wollen – und hoffen, daß sie diesmal auch wirklich gehen. Denn für mich ist das Ziel der EU immer noch ein Staat Europa, und nicht nur ein Selbstbedienungsladen für Briten, Polen und Ungarn in Sachen Wirtschaftsvorteile.

Genau das wollen die Briten nicht, das werden sie ja nicht müde, immer wieder zu erklären. Also lasst sie doch diesmal endlich gehen und alleine klar kommen.

Die Zeit vor der EWG

Am 25. März 1957 wurde die EWG mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge durch Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland gegründet – Großbritannien war damals nicht dabei. Seinerzeit war ich gerade mal 9 Jahre alt.

Zu den prägenden Erlebnissen in dieser Sache gehört für mich eine Einreise nach Deutschland über die holländischen Grenze. Ich hatte mir aus Holland 20 verschiedene Streichholzschachteln mitgebracht, weil wir die als Kinder sammelten (in Deutschland gab es wegen des Zündwaren-Monopols nur „Welt-Hölzer“ und „Haushaltsware“), und die Grenzer wollten uns damit nicht zurück nach Deutschland lassen. Auch das Vorzeigen des Dienstausweises meines Vaters (er war Polizist) half nicht.

Erst, als wir die Streichhölzer unter den Augen der Grenzer schachtelweise abflammten, so daß sie nicht mehr zum Anzünden, sondern nur noch zum Bau von Streichholz-Häusern benutzt werden konnten, durften die Streichholzschachteln dann nach Deutschland eingeführt werden…

Neustart nur mit „echten“ Europäern

Wenn ich mir aber das Verhalten von Staaten wie Polen oder Ungarn in der Flüchtlingskrise anschaue, fehlt mir auch dort die richtige Einstellung zur Europäischen Union. Auch diese Länder sehen sie nur als eine Art Geldverteilungsmaschinerie ohne jegliche höhere Werte.

Deshalb wäre es sowieso an der Zeit, einen europäischen Neuanfang zu wagen. Denn mit lauter Bremsern an Board dürfte das Ziel eines Vereinten Europa mit Sicherheit auf der Strecke bleiben.

Deshalb plädiere ich in Sachen „Vereintes Europa“ für einen Neustart, und zwar nur mit Ländern, die wirklich bereit sind, als Gleiche unter Gleichen in einem Staat Europa zu leben – ansonsten hat das Ganze doch seinen Sinn komplett verloren.

Bild: Furfur, CC BY-SA 3.0

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