Auch Morgenmagazin an Prism beteiligt

Von einer "diplomatischen Blamage für die USA" oder wahlweise einer "Blamage für Obama" konnte man allerorten lesen. China, Russland, Kuba und Ecuador hätten die Vereinigten Staaten düpiert, das Weiße Haus ziemlich dumm aussehen lassen, berichtete man. Der "Verräter" komme wohl um eine Verhaftung herum, unkte es aus dem Äther. Was für eine Sprache: Blamage, Verräter! Blamabel ist viel mehr dieser Verrat an objektiver Berichterstattung, dem sich die deutsche Medienlandschaft da ungeniert hingibt.
Im Radio des SWR argumentierte ein Experte sogar so: Snowden sei nur deshalb aus dem Schneider, weil er durch die Hilfe von Ländern abtauchen könne, in denen es die Freiheit und die Transparenz schwer hätten. Schon dreist, von Freiheit zu sprechen, während dieselbe hier bespitzelt, ausgehorcht und überwacht wird. Noch dreister, eine etwaige mangelnde Transparenz in Kuba zu kritisieren, während man Snowden zum macht, er habe Transparenz in eine Sache gebracht, die man gar nicht transparent haben wollte.

Dem Verräter hätten Länder geholfen, die "tradionell kein gutes Verhältnis zur USA haben", konnte man im Radio des HR hören. Der Verräter zu Gast bei den Bösen der Welt? Hier wird eine entpolitisierte und enthistorisierte Sprache bemüht, um Bezüge auszublenden. Denn wieso es ein zerrüttetes Verhältnis gibt, fällt unter den Tisch. Es ist einfach da und es scheint sich mit der Aufnahme eines Verräters zu bestätigen, zu bewahrheiten.
Im Morgenmagazin des ZDF schäkerte man schon zur frühen Stunde über diese kuriose Agentengeschichte. Der Verräter auf der Flucht - "fast wie ein Film, aber spektakuläre Realität". Dass Snowden ein Programm verraten hat, welches nur gegen den Terrorismus spitzelte, wusste man natürlich zu bekräftigen. Alle anderen, die man trotzdem so nebenher ausspähte, finden da gar keine Erwähnung mehr. Und dass Julian Assange seit einem Jahr in der Botschaft Ecuadors in London sitzt und sich nicht mehr frei bewegen kann, erwähnte man nebenher so, als sei das ganz selbstverständlich, dass sich jemand wie er verschanzen muss. Als sei dies das Normalste von der westlichen Welt.
Wie kommt man überhaupt dazu, diesen Mann als Verräter zu brandmarken? Hat die Öffentlichkeit kein Recht darauf, dass man ihr verrät, wie sie überwacht wird? Müsste kritischer Verstand nicht fragen, weshalb Snowden eigentlich flüchten muss, statt die Flucht mit der trockenen Sprache des Journalismus zu legitimieren und nachvollziehbar zu machen? Und warum wird die verunmöglichte Verhaftung als Blamage ins Licht gerückt, als eine Realität rechtsstaatlichen Scheiterns? Ist das Rechtsstaat, wenn man heimlich meine e-Mails liest?
Sind das die Meldungen eines verborgenen Propagandaministeriums, die man da an uns weitergibt?
Nicht Prism ist hier der Skandal, sondern dass es jemand entblößt hat. Und die Medien, für die Pressefreiheit immer mehr die gewerbliche Freiheit ist, die Presse anzuwerfen, um egal welchen Inhalt zu vertreiben, spielen munter dabei mit. Sie echauffieren sich zwar, dass China Ai Weiwei wie einen Banditen behandelt, kritisieren aber nicht das Vorgehen im Falle Assanges oder Snowdens.
Prism und Konsorten sind vor allem auch ein Produkt dieser Hofberichterstattung. Ohne sie, wären solche Maßnahmen kaum möglich. Zwar lieben die Schranzen im Vorzimmer zur Macht, die journalistischen Funktionseliten, den Verrat, wirft er doch eine tolle Story ab - aber den Verräter jagen sie wie ein ordinärer Geheimdienst. Auch das Morgenmagazin ist so gesehen an Prism beteiligt. Auch die Experten im SWR und HR und in allen anderen Legitimationsaußenstellen des Überwachungsstaates haben sich für die absolute Kontrolle entschieden, weil sie sich nicht dafür entscheiden können, gegen sie zu sein.

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