Auch Männer sollten gleichberechtigt werden!

Gleichstellung geht auch Männer an. Nicht nur, weil gesellschaftliche Veränderungen am Besten erreicht werden können, wenn alle zusammenarbeiten. Auch weil Männer massiv davon profitieren. Zum Beispiel liegt die Suizidrate bei Männern deutlich höher als bei Frauen – ein Grund dafür: dass sie weniger offen über Gefühle sprechen können oder glauben, das nicht zu dürfen. Immerhin gibt es auch bei der Gleichberechtigung für Männer Erfolge zu verzeichnen: So nehmen mittlerweile über ein Drittel aller Väter die Möglichkeit einer Familienpause mit Elterngeldbezug wahr. Doch so wie ich mir wünsche, dass öfter mit statt über Frauen gesprochen wird, möchte ich diesen Monat und insbesondere zum Vatertag am 13. Mai einen Mann zu Wort kommen lassen: Meinen Mann und engagierten, liebevollen Papa unseres Sohnes. Denn „ein guter Vater ist einer der unbesungensten, ungelobten, unbemerktesten und doch eines der wertvollsten Güter unserer Gesellschaft“ (Billy Graham).

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Gleichberechtigung für Männer!

Das fordern einige Männer, die glauben, Frauen wären so stark auf dem Vormarsch, dass längst Männer unterdrückt würden. Doch wer meint, mehr Rechte für Benachteiligte würde den Übervorteilten etwas wegnehmen, der sei daran erinnert, dass die Einführung des Frauenwahlrechts keinesfalls zu Einschränkungen des Wahlrechts für Männer führte. Gleichstellung sollte nicht im Kampf der Geschlechter enden. Doch wenn wir von Männern und Gleichberechtigung sprechen, geht es tatsächlich nicht nur um unsere Unterstützung für Frauen. Sondern auch um die Anerkennung von Männern, und zwar von Männern in klassischen „Frauendomänen“.

Was? Ein Mann? Hier?

Das fängt an bei Vorbehalten gegenüber männlichen Erziehern im Kindergarten. Nicht selten fürchten Eltern von einem Erzieher sexuelle Übergriffe auf ihre Kinder. In zahlreichen großen Tageszeitungen sind in den letzten Jahren immer wieder Berichte von solchen Unterstellungen, teilweise von Misstrauen im Kolleginnenkreis oder Kündigungen bedingt durch den Druck der Eltern zu lesen gewesen. Nicht etwa, weil derjenige zuvor irgendwie auffällig geworden wäre, sondern schlicht weil es sich um einen Mann handelt, der in einem klassischen Frauenberuf arbeitet. Irgendeine versteckte Motivation muss doch dahinterstecken! Wie anders ließe sich erklären, dass ein Mann seine Tage umgeben von kleinen Kindern verbringen möchte und sich nichts Schöneres vorstellen kann?

Auch ich habe das in anderer Form schon erlebt. Zugegeben, das mag auch ein bisschen an mir liegen. Ich fühlte mich schon immer von starken Frauen angezogen, bin emotional und rede offen über meine Gefühle. Ich habe mich bewusst zur Gründung einer Familie entschlossen und jeden Schritt auf diesem Weg aktiv mitgestaltet, vom Lesen von Babybüchern über den Kauf der Erstausstattung und die Wahl der Kinderzimmerdeko bis hin zum gemeinsamen Besuch des Geburtsvorbereitungskurses.

Umso mehr erstaunt es mich immer wieder, wie wenig andere Männer in Familien präsent sind, wie selten sie an Baby-Angeboten teilnehmen oder wie wenig ihre Frauen ihnen in Bezug auf die gemeinsamen Kinder zutrauen. Als ich einmal vertretungsweise für meine Frau an einem Kurs teilnahm, wollte man mich zur Teilnahme ermutigen mit „Du musst auch nicht mitsingen, wenn du nicht willst.“ Das zeigt mir, wie tief die Vorstellung, Männer müssten sich für Zuneigung zu ihrem Kind schämen, in unserer Gesellschaft – und auch in vielen Familien – verankert ist. Warum ist vielen Männern das Singen vor ihren Kindern oder anderen Erwachsenen peinlich? Warum braucht es die zusätzliche Bestätigung, dass die Männer der anderen ja auch nicht freiwillig singen würden?

Ich glaube, dass dieses Phänomen so tief sitzt, dass es selbst den meisten Männern gar nicht auffällt. Ja, ich glaube sogar, dass vielen Männern gar nicht erst die Idee kommt, sich in der Erziehung ihrer Kinder zu engagieren, weil es von der Gesellschaft weder gewollt noch wertgeschätzt wird. Kinder sind Frauensache. Das ist vielleicht einer der Überreste von „Frauen an den Herd“. Aber was macht das mit uns als Gesellschaft, wenn Männer in einem so wichtigen Lebensabschnitt keine Rolle spielen, müde belächelt oder gar ausgelacht werden, wenn sie sich für Baby- und Kinderthemen interessieren? Wenn sie als Erzieher arbeiten oder Tagespflegepersonen werden wollen? Was macht es mit uns Männern, wenn wir im Leben unserer Kinder kaum eine Rolle spielen?

Traut euch!

Häufig wird Männern nachgesagt nach Macht und Einfluss zu streben. Aber wo im Leben könnte man(n) mehr Einfluss haben als bei der Erziehung seiner eigenen Kinder? Schon Konfuzius wusste: „Wenn du für ein Jahr planst, baue Reis an. Wenn du für zehn Jahre planst, pflanze Bäume. Wenn du für 100 Jahre planst, erziehe Kinder.“ Ich möchte daher jedem ans Herz legen: Nutzt diese einmalige Chance, die Entwicklung eines ganz besonderen Menschen zu begleiten, ihm Liebe und Geborgenheit zu vermitteln, ihm einen sicheren Hafen zu schaffen, ihn an euren Erfahrungen teilhaben zu lassen, mit ihm Späße zu machen, zu singen, zu lachen und die Welt zu entdecken! Verändert die Welt, verändert das Männerbild und lasst euch dabei nicht von Vorurteilen aufhalten!

Sören Rekel-Bludau und
Hanna Bludau, ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hardegsen
Artikel erstmals veröffentlicht im Hardegser Stadtgeflüster 05/2020


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