Auch mal an andere denken

Auch mal an andere denken

Meine Maus,

in der Nacht von Samstag auf Sonntag war Walpurgisnacht. In vermutlich vielen Regionen ist es Tradition, dass in dieser Nacht toleriert wird, wenn Jugendliche in einem gewissen Rahmen Streiche spielen — Laternenmasten mit Klopapier umwickeln zum Beispiel. Als Du in dieser Nacht geschlafen hast, haben das die Kids bei uns im Dorf auch getan.

Dass sie jedoch ›Deinen‹ Spielplatz um die Ecke mit Rasierschaum und Luftschlangen unbenutzbar machten, hat Dich und mich gestern schockiert. Zu Recht. Denn das ist nicht okay, wenn Kinder am nächsten Tag nicht rutschen, schaukeln und klettern können.


Du bist fassungslos über den Spielplatz gelaufen und hast »Eieiei!«, »das dürfen die doch nicht« und »das ist nicht okay!« gerufen. Du warst richtig erbost und Du warst traurig, dass Du nicht schaukeln konntest.

Wir sind dann auf den Spielplatz an der Schule gegangen. Dort haben die Jugendlichen nur ein wenig gewütet. Und Du konntest wenigstens eine Schaukel benutzen. Die andere Schaukel jedoch: die war schmutzig. Und Du hast geschaukelt und dabei wieder »Eieiei!« gerufen.

Dich hat das sehr beschäftigt. Du hast unablässig davon gesprochen, dass die das nicht dürfen. Und Du deiner Mama davon erzählen wirst. Und dass das nicht okay ist. Und Du hast ja recht.

Dann sahst Du nochmal die Schaukel links neben Dir. Die Sitzfläche ein wenig verschmutzt mit Rasierschaum. Ohne äußeren Anlass schautest Du mich mit großen Augen an und sagtest: »Papa! Bitte sauber machen. Damit andere Kinder besser schaukeln können!«.


Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie sehr Du mit deinen drei Jahren schon an andere denkst. Das ist nichts, was wir Dir »anerzogen« hätten. Du hast das schon sehr früh gemacht. Hast mit 1 ½ Jahren anderen Kindern im Sandkasten von Dir aus Dein Spielzeug angeboten.

Hast immer Dein Essen mit uns und anderen Kindern geteilt. Wenn einem Kind der Ball weg rollt, dann holst Du ihn und bringst ihn dem Kind zurück — ohne, dass Dich jemand darum gebeten hätte.

An Deinem dritten Geburtstag hast Du deine Gäste richtiggehend bewirtet. Und das hat Dir sichtlich Freude bereitet. Du magst natürlich nicht, wenn man Dir etwas weg nimmt — aber wenn man Dich vorher fragt, gibst und teilst Du von Herzen.

Dieser Charakterzug von Dir macht mich sehr stolz.

Du machst mich sehr stolz. Jeden Tag. Du bist richtig, so wie Du bist. Ich bin dankbar, dass ich Dich habe.

Ich liebe Dich!
Dein Papa


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