Anspruch und Wirklichkeit

Es klingt wie ein Mantra, das Felix Sturm seit Jahren in immer neuen Variationen betet: „Ich will die Besten boxen“, oder „Ich will Herausforderungen, will die Besten boxen.“ Nun gut, er hatte bis vor kurzem eine Begründung dafür, dass er nur sehr selten gegen die Besten boxte: Universum Box-Promotion. Sturm war lange bei dem hamburger Veranstalter unter Vertrag und als hanseatischer Kaufmann sah Klaus-Peter Kohl wohl vor allem aufs Geld bzw. auf die Rendite. Manchmal konnte da schon der Eindruck entstehen, dass der Matchmaker Taouab Mohamed Hedi vor allem darauf achtete, dass die Gegner möglichst billig sind.
Seit Mitte 2010 ist nun Adnan Catic, so heißt Felix Sturm wirklich, und als solchen habe ich ihn in seiner Amateurzeit häufig boxen gesehen, sein eigener Herr. Er hat zusammen mit dem Partner seiner Wahl die Sturm Box-Promotion gegründet. Er hat einen Vertrag mit SAT 1, die seine Kämpfe überträgt. Keiner kann ihn nun noch wie früher dazu zwingen, gegen unwürdige Boxer zu kämpfen. Der Anspruch lautet: „Felix Sturm will die Besten boxen.“
Wie so häufig klafft aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine Lücke. Und diese Lücke hat, was Herrn Catic angeht, die Ausmaße des Marianengrabens. Sturm, der Super Champion der WBA (37 Kämpfe, 34 Siege, 14 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) boxt gegen Ronald Hearns (27 Kämpfe, 26 Siege, 20 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), der die Nummer 50 (!) der unabhängigen Weltrangliste ist.
Um die sportliche Qualität von Hearns Jr. richtig einschätzen zu können, muss man sich nur anschauen, wer direkt vor ihm in der Rangliste steht: Mahir Oral. Das ist eben jener Oral, der in seinem letzten Kampf gegen Sebastian Sylvester um den IBF-WM-Titel im Mittelgewicht boxen durfte und dabei deklassiert wurde. Die Kampfansetzung Sylvester gegen Oral war schon sehr grenzwertig. Aber Oral (33 Kämpfe, 28 Siege, 11 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) ist trotz dieser Niederlage noch immer vor Hearns in der Rangliste plaziert.
Man kann wohl behaupten, seine größte sportliche Leistung besteht darin, der Sohn von Thomas „The Hitman“ Hearns zu sein, dem legendären Weltmeister in drei Gewichtsklassen. Um es deutlich zu sagen: Ich halte Hearns für einen höchstens zweitklassigen, wenn nicht sogar drittklassigen Mittelgewichtler. Wieso also boxt Sturm nun nicht einen der Besten?
Von außen betrachtet sieht es das doch so aus, als wollte Sturm das, was nicht wenige als das Geschäftsmodell seines ehemaligen Veranstalters Klaus-Peter Kohl identifiziert haben, reproduzieren: Einen Titel erringen und diesen dann gegen möglichst billige Gegner verteidigen, um möglichst lange mit möglichst kleinem Risiko so viel Geld wie nur irgend möglich zu verdienen.
Beklagte Sturm sich nicht unlängst in einem Interview, dass „gute Gegner“ alle zu viel Geld fordern? Erwartet er denn wirklich, dass die Top-Boxer nach Deutschland kommen, um für kleines Geld zu boxen?
Ich persönlich halte es für durchaus legitim, wenn Sturm in der ihm als Boxer noch verbleibenden Zeit versucht, so viel Geld wie nur irgend möglich zu verdienen und dabei so wenig Arbeit zu investieren und so wenige Risiken einzugehen wie überhaupt nur möglich. Nun formuliert Sturm aber den Anspruch, die Besten boxen zu wollen und muss es sich jetzt gefallen lassen, daran gemessen zu werden. Und dabei zeigt sich, dass er diesem Anspruch in keiner Weise gerecht wird. M. a. W. fühle ich mich nicht dadurch verprellt, dass Sturm diesen Gegner für sich ausgesucht hat, sondern durch den Anspruch, mit dem er Hearns präsentiert.
© Uwe Betker



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