AKW Mühleberg: Ein Riss geht durch

Am Kernmantel des AKWs Mühleberg wurde erstmals ein wanddurchdringender Riss entdeckt. Das Nuklearsicherheitsinspektorat wiegelt ab.

AKW Mühleberg: Ein Riss geht durch

Über den Zustand des Kernmantels im AKW Mühleberg spricht weder die Betreiberfirma BKW noch das Nuklearinspektorat (Ensi) gerne. Schliesslich ist der rund neun Meter hohe Stahl­zylinder ein wichtiges Element für die Sicherheit des AKWs. Durch ihn fliesst das Kühlwasser. Und in seinem Innern befinden sich die Befestigungen für die Brennelemente und die Steuerstäbe, mit denen die Reaktorleistung reguliert wird.

1990 stellte man am Kernmantel erstmals Risse fest. 1996 liess die BKW deshalb vier Zug­anker montieren, die den Stahlzylinder sichern sollten. Bis Ende 2010 musste die BKW dem Ensi zudem ein Instandhaltungskonzept für den Kernmantel vorlegen. Ausschnitte daraus, die dem Beobachter vorliegen, zeigen nun, dass sich der Zustand des Kernmantels weiter verschlechtert hat. Zum einen sind die Risse mittlerweile total 3,5 Meter lang. Bei der Jahresrevision 2009 stellten Techniker zum anderen an der Schweissnaht Nummer 4 erstmals einen Riss fest, der die Wand des Kernmantels vollständig durchdringt.

Das sei ein «völlig neues Gefahrenmoment», sagt Jürg Aerni von Fokus Anti-Atom. Durch einen beschädigten Kernmantel seien sowohl die Brennelemente als auch eine sichere Schnellabschaltung und Notkühlung gefährdet.

Bei der Aufsichtsbehörde Ensi sah man jedoch nicht einmal einen Anlass, den Durchriss im Jahresbericht zu erwähnen: Dieser sei zwar bei einer Prüfung mit einem Ultraschallmessgerät festgestellt wor­den, bestätigt Peter Flury, Abteilungschef Betriebsüberwachung beim Ensi, «bei der vi­suel­len Überprüfung war jedoch kein Riss zu erkennen. Und um einen Durchriss zu erkennen, ist die visuelle Prüfung klar zuverlässiger als die Ultraschallprüfung.»

Solange man die betroffene Stelle nicht mit einem dritten Verfahren untersucht habe, müs­se man «vorsichtshalber da­von ausgehen, dass ein Durchriss vorhanden ist», urteilt hingegen der Nuklear­sicher­heitsspezialist Christian Küppers vom Öko-Institut Darm­stadt: «Der Durchriss bestärkt uns in unserer Forderung, dass der Kernmantel ausgetauscht werden muss und nicht bloss geflickt werden sollte.»

Bei der Jahresrevision 2011 will die BKW nun erstmals alle Schweissnähte untersuchen – 21 Jahre nach der Entdeckung des ersten Risses. Schon im Mai machte jedoch BKW-CEO Kurt Rohrbach im Interview mit dem «Beobachter» klar, dass ein Austausch des Kernmantels nicht in Frage kommt. Das sei «keine Option», erklärte er.


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