8. Hymnenfrage

Das Jahr 1950 neigte sich dem Ende zu. Im Radio sprach Theodor Heuss, Präsident der noch jungen Bundesrepublik, über die vergangenen zwölf Monate: Wiederaufbau, Rechtsreformen, Sozialprodukt. Erst am Schluss kam der Knalleffekt: “In der Presse lasen Sie, der Bundespräsident werde heute eine neue Nationalhymne anordnen”, hob Heuss an. Und mit sonorer Stimme las er vor, wie diese “Hymne an Deutschland” aussehen sollte: “Land des Glaubens, deutsches Land, Land der Väter und der Erben, uns im Leben und im Sterben Haus und Herberg, Trost und Pfand.” Danach intonierte ein Knabenchor die Komposition. “Tief bewegend”, fand Theodor Heuss diese Zeilen, die er selbst einige Monat zuvor bei dem Bremer Dichter Rudolf Alexander Schröder, Autor von Gedichtbänden wie “Elysium” und “Heilig Vaterland”, in Auftrag gegeben hatte. Doch damit war er ziemlich allein. Die Mehrheit der Deutschen hatte gar keine Lust auf eine neue Hymne und wäre am liebsten bei dem 1841 von Fallersleben verfassten “Deutschlandlied” geblieben. Das schien jedoch kaum möglich. Vor allem dessen erste Strophe, die mit der Zeile “Deutschland, Deutschland, über alles” begann, erinnerte Anfang der Fünfziger nicht nur die Alliierten zu sehr an den nationalsozialistischen Größenwahn. Also wurde improvisiert. Zu offiziellen Anlässen erklangen in den ersten Jahren der Bundesrepublik abwechselnd Beethovens “Ode an die Freude”, das Studentenlied “Ich habe mich ergeben, mit Herz und Hand” oder auch “Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien”. Mit dem Kölner Karnevalslied hatte der gelernte Bäcker Karl Berbuer 1949 einen bundesweiten Überraschungserfolg gelandet. Nur konnten Zeilen wie “Wir sind zwar keine Menschenfresser / doch wir küssen um so besser” die fehlende Nationalhymne auf Dauer natürlich nicht ersetzen. Spätestens als ein peinlich berührter Konrad Adenauer bei einem Staatsbesuch in Chicago mit dem Schlager “Heidewitzka, Herr Kapitän” begrüßt wurde, war klar, dass es so nicht weitergehen konnte – dennoch sollte es bis zu einer Einigung im Hymnenstreit noch zwei Jahre dauern. / Karin Seethaler, Spiegel

Volksdichter machten sich flugs ans Werk und sandte Texte ein wie diesen:

Einst von eitlem Wahn betöret,
liefst du fremden Götzen nach.
Nun von Feindes Macht verheeret,
traf dich wohlverdiente Schmach.
Doch gesühnt ist, was verbrochen
und gefrevelt war zuvor:
Wie ein Phönix aus der Asche,
neuverjüngt steig nun empor.



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