77. Anschein von Literarizität

Harsch das Urteil des Rezensenten über den dritten Band von Matthias Göritz:

Leider muss man konstatieren: Anstatt das Potenzial seiner Werkzeuge auszunutzen, fasern die Gedichte in labberiges Pathos aus, verfallen in einen rhythmisch unglücklichen Stop-and-Go-Modus oder hüllen noch die belanglosesten Gedanken in den Anschein von Literarizität. Sei es die zyklische Schilderung eines Krankenhausaufenthaltes, eine als Sonettenkranz gebaute Roadmovie-Romanze oder seien es tagebuchartige  Notate: Weder inhaltlich noch sprachlich kann »Tools« wirklich begeistern. Wenn im Peter-Lustig-Parlando eine kleine Geschichte der Tulpe im eurasischen Kulturkreis in Verse gebrochen wird, kommt dabei mit Ausnahme einiger etymologischer Nebenbemerkungen wenig herum. Was hängen bleibt sind eher gruselige Kalauer und Momente klebrigen Kitsches. Wird die Dichterin Emily Dickinson mit den Worten »Du, / eine Frau,/ in die man sich / wieder verliest« apostrophiert, ist das ein ziemlich müder Kalauer und kein erfrischendes Wortspiel, das die Möglichkeiten der Sprache nachvollzieht. Auch Verse wie »Tränen hinterlassen keine Spur, / Ähnlich ist es mit dir« haben weniger poetischen als Poesiealbencharakter. / Kristoffer Cornils, junge Welt 13.6.

Matthias Göritz: Tools. Gedichte. Berlin Verlag, Berlin 2012. 112 S., 19,90 Euro



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