60. Mexikanische Lyrik

»Ich vernichte durch den kapitalismus ich da draußen im angesicht des schmerzes ökonomischen verlustes ich angesichts des lochs des anderen.« So schreit Minerva Reynosa (32) ihre Entfremdung heraus. Und bei Eduardo Padilla (35) betet ein Nihilist »für ein massives Desaster, das uns befreie von Herren und Sklaven gleichermaßen«. Von den Klassengegensätzen auszugehen, ist selbstverständlich für die junge mexikanische Dichtung, die in der aktuellen Ausgabe des Literaturmagazins poet zweisprachig vorgestellt wird. Herausgegeber ist Andreas Heidtmann vom Leipziger »poetenladen«. …

Und schließlich Rollenlyrik eines Rockstars, Antikriegssongs von Julián Herbert, als wäre hier ein Otto Dix zu Gange: »die Schenkel meiner Frau zeigen in Richtung Schlacht« oder »Langsam kam die Party in Schwung: / abgehackte Hände auf dem Monopolytisch, / im DVD-Player lief ein Neujahrsporno.« Doch plötzlich weht eine nächtliche Szene auf einem Parkplatz heran, zwei Dichter, die sich zum ersten Mal sehen. Herbert gelingt der poetische Hochseilakt, diese Begegnung so zu vergegenwärtigen, als hätten die beiden, nicht er, sie geschrieben, nur mit Bildern und streng nach Regeln der altchinesischen Dichtkunst. Im Morgengrauen malen sie das gemeinsam gefertigte Gedicht in formvollendeter Schrift an ihre zerbeulten Autos, während sie – sehr suggestiv – Wodka fließen lassen. Unentwegt. Eine Flasche. Bis der Mond ganz klar zu sehen ist. »Una botella de vodka / hace más transparente la luna.« Zwölf einfache Zeilen, die einem den Atem verschlagen. Ihr Titel? »Das Herz der Samstagnacht«. Ihre imaginären Autoren? Tom Waits und Li Po. / Antonín Dick, junge Welt

Andreas Heidtmann (Hrg.): poet nr. 12 – Literaturmagazin. poetenladen, Leipzig 2012, 90 Seiten, 9,80 Euro



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