30. Centogedichte

Texte, die nur aus Zitaten anderer Texte bestehen, nennt man meist Plagiate. Viele Forscher lehnen auch die lateinische Centodichtung der Spätantike – Cento bedeutet Flickenteppich – als literarisch wertlos ab. Doch in den letzten Jahren nahm das Interesse an Centopoesie zu, und eine Dissertation der Universität Gothenburg in Schweden hat jüngst gezeigt, daß diese Gedichte innovativ sein und zu denken geben können.

Sara Ehrling untersuchte zwei Centos, die nur aus Vergilzitaten zusammengesetzt sind, eines der berühmtesten Dichter der Römer, der u.a. die Äneide schrieb. Die beiden Texte sind Hochzeitsgedichte, eins stammt von Ausonius aus dem späten 4. Jahrhundert und das andere von Luxorius 100 Jahre später. Es zeigt sich, daß man im Cento eine Quelle für eigene Zwecke nutzen kann. / eurekalert.org

John Lemprières „Classical Dictionary“ von 1788 (Reprint 1994 nach der revidierten Ausgabe von 1850) schreibt über Ausonius Decimus Magnus:

ein Dichter, der im 4. Jahrhundert in Bordeaux in Gallien als Sohn des Julius Ausonius geboren wurde, (…) Sein Werk besteht aus Epigrammen teilweise nach griechischen Vorlagen, aus Grabinschriften (parentalia) auf Freunde und Verwandte, Idyllen, Grabschriften auf die Helden des Trojanischen Krieges, poetischen Episteln usw. Er verfaßte auch die consular fasti (Konsullisten) Roms, ein nützliches, heute verlorenes Werk. Manche vermuten, daß er zum Christentum übertrat; aber das erscheint zweifelhaft. Sein Stil ist manchmal obszön, und seine ausschweifenden Verse, die er aus neu zusammengesetzten Textstellen Vergils komponierte, stigmatisieren sein Andenken auf ewig. (…)

Hier eine Werkausgabe Lateinisch-Englisch von 1919 (Pdf, die Volltextversion sehr fehlerhaft)



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