§ 140 SGB III, Zumutbare Beschäftigungen

§ 140 SGB III, Zumutbare BeschäftigungenDas versprach einen ordentlich Verdienst. Wobei Verdienst falsch ist. Einkommen. Einnahmen. Umsatz. Gewinnspanne. Ich sollte für den Typen sein Zeug durch die Gegend fahren. Nicht angestellt. Sondern selbstständig. Dafür würde er auch mehr abdrücken pro Stunde. Mehr als für die Kerle, die sich nicht für die Selbstständigkeit entscheiden mochten. Das klang verlockend. Ich überlegte eine Nacht, rief an und sagte, dass ich es machen würde. Wer nicht wagte … weiß man doch. So war ich mein eigener Chef. Und es kam trotzdem was rein monatlich. Rechnungen konnten beglichen werden; man war nicht ganz ohne Salär. Legte einen Aufstieg vom Arbeitslosen zum Macher hin. Ich wurde zwar sicher nicht reich, aber doch satisfaktionsfähig, um mal pathetisch zu sprechen. Wie gesagt, ich sagte Ja. Es war nicht das, was dem Jobcenter vorschwebte. Aber auch nicht das, was es ablehnte. Besser als nichts. Auch damit fiel man aus der Statistik.

Irgendwie war ich nun Unternehmer und doch nicht mein Chef. Nur was Risiken betraf. Ansonsten war nicht ich mein Chef, sondern ein Typ namens Z. Ihm gehörte der Laden und er sagte, wie es zu laufen hatte mit seinen Angestellten. Problem war nur, dass ich nicht zu seinen Angestellten gehörte. Ich nicht. Und Godot auch nicht. So nannten sie den Kerl, weil wenn er Zeug ausfuhr, musste man meist vergeblich auf ihn warten. Godot war schon seit einigen Jahren sein eigener Chef. Und Z. war seit damals der Chef dieses Chefs ohne Mitspracherecht.
   »Ich kann am Freitag nicht«, sagte ich nach zwei Wochen zu Z. Er schaute mich böse an.
   »Und wieso?«
   »Habe Termine.«
   »Legen Sie sich die Termine auf Nachmittag«, empfahl er mir und wollte sich gleich mit empfehlen.
   »Kann ich nicht«, rief ich ihm nach.
   Er drehte sich um und stierte mich an, als wolle er mich gleich auf die Hörner nehmen.
   »Tut mir leid, am Freitag bin ich unpässlich.«
   Tatsächlich hatte ich gar keine Termine. Ich wollte nur mit einer Bekannten frühstücken gehen. Wenn Selbstständigkeit überhaupt etwas bedeutete, so dachte ich mir, dann doch wohl, dass man mal im Bett bleiben kann. Oder frühstücken. Eben sein eigener Herr sein. Der Kaiser über die eigene Zeit, die einem auf Erden so bleibt.
   »Es tut mir auch leid, aber ich brauche Sie. Sie werden also arbeiten müssen.«
   Ich antwortete nicht mehr und zeigte ihm mental den Stinkefinger. Ich würde am Freitag Eier und Speck essen, da konnte er machen was er wollte. Wer war er denn bitte? Etwa mein Chef?

Am Montag erschien ich dann wieder. Ich hatte am Freitag ordentlich abgesagt. Per Telefon. Habe auf den Anrufbeantworter gesprochen. Schon vor Dienstbeginn warnten mich die Kollegen, die bei Z. angestellt waren. Z. habe wohl sehr getobt. Mich ein »Arschloch« genannt und mir mit Rauswurf gedroht.
   »Das kannst du doch nicht machen«, sagte einer und zwei andere nickten.
   »Warum?«
   »Weil das so offensichtlich war. Außerdem sagt er, wie es hier läuft.«
   »Wie meinst du das?«
   »Er ist der Boss«, antwortete er und verdrehte dabei die Augen.
   »Deiner ja.«
   »Verstehe ich nicht … Ach, etwa weil du auf selbstständiger Basis hier angestellt bist? Komm, stell dich nicht so an, Godot macht doch auch keine Mätzchen.«
   »Wird er vielleicht noch. Jetzt heißt es nur: Warten auf Godot.«
   Ich lachte über diesen schlechten Witz.
   »Nein, aber mal im Ernst, was Godot macht, ist seine Sache. Schließlich ist er sein eigener Chef.«
   »Trotzdem, wenn jeder so handeln würde.«
   »Wenn jeder seine Belegschaft selbstständig engagiert, wo kämen wir da eigentlich hin?«
   Ich hatte keine Lust mehr, rauchte meine Pall Mall bis knapp zum Filter hinab und machte mich an die Arbeit.
»Wo waren Sie am Freitag?«, fragte mich eine Stimme keine zehn Minuten später. Sie drang aus dem Dunkel der Lagerhalle zu mir hinüber.
   »Krank«, rief ich zurück.
   Da stand nun Z. vor mir. Wie ein Teufel, den es aus seiner Gruft ans Tageslicht verschlagen hatte.
   »Ich glaube Ihnen nicht.«
   »Da kann man nichts machen.«
   »Haben Sie ein Attest oder eine Krankmeldung oder irgendeinen Beleg?«
   »Entschuldigen Sie mal, ich bin nicht Ihr Angestellter. Löchern Sie die da drüben mit Ihrer Wut«, ereiferte ich mich und zeigte auf die Gruppe derer, die vorher auf mich einredeten.
   »Außerdem stelle ich Ihnen den Freitag ja nicht in Rechnung, also regen Sie sich mal ab.«
   »Ich entlasse Sie!«
   Er hatte einen hochroten Kopf auf. Röchelte. Er war ein so viel besserer Unternehmer als ich. Ohne Frühstück, aber mit Herz und Herzinfarkt bei der Sache. Einen Infarkt hat er dann aber doch nicht bekommen.
   »Sie müssten mich dazu zunächst mal einstellen«, feixte ich. »Aber wissen Sie was, ich werde die Zusammenarbeit mit Ihnen auflösen. Keinen Auftrag von Ihnen mehr annehmen.«
   Und so zog ich ab, löste meine Firma auf und bekam nicht mal eine Sperre meiner Bezüge vom Jobcenter. Für ausbleibende Aufträge konnte ich ja nichts. Unternehmerisches Risiko und so. Z. hatte es ein wenig unterschätzt. Jetzt lässt er schwarz für sich arbeiten. So sind ihm seine Handlanger gefügiger.
   Und Godot? Auf den warten sie noch heute. Aber wenigstens muckt er nicht auf, spart seinem Dienstherrn Lohnnebenkosten und bringt hin und wieder Geld mit, wenn er mal wieder den Spiegel des Betriebslasters beschädigt hat oder dergleichen. Unternehmer halt. Die bringen das Land voran.
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