11.07.2013: Antisemitismus in Europa im 19. und 20. Jahrhundert (10)

11.07.2013: Antisemitismus in Europa im 19. und 20. Jahrhundert (10)Ich fasse hier eine Vorlesung zusammen, in der es um das sehr ernste Thema "Antisemitismus" geht. Hier werden Fakten und Daten zusammengetragen, die u. U. wichtig für unseren Test am Semesterende sind. 

Ich möchte jedoch NIEMANDEM mit dem Inhalt der Posts dieser VL zu nahe treten, beleidigen oder (um Gottes Willen) aufhetzen! Ich distanziere mich vehement von antisemitischen Ansätzen/ Denkweisen und gebe mir Mühe, dies in meinen Formulierungen DEUTLICH klar zu machen. Hallo, ihr Lieben!Nach der Hektik der letzten Tage bin ich euch noch die Zusammenfassung der o. g. Vorlesung schuldig. In der letzten Veranstaltung ging es im Wesentlichen im den sog. sekundären Antisemitismus. Hierbei handelt es sich u. a. um die Leugnung des Holocaust bzw. von Auschwitz, die in der heutigen Zeit vor allem von der politisch rechten Seite erfolgt. Besonders diese Leugnung beweist auf erschreckende Art, dass das antisemitische Denken auch nach der Aufhebung der Nürnberger Gesetze im Rahmen der Postdamer Konferenz in den Köpfen der Menschen noch weiterleben kann. 

Die Aufhebung der Gesetze gegen Juden stellt damit eine anti-antisemitische Normsetzung auf politischer Ebene dar. Frank Stern spricht in diesem Zusammenhang von einem sog. "verordneten Philosemitismus", den er widerrum auch nicht für gut heißen mag. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer Umpolung des Antisemitismus.Auch in den Jahren 1946/47 kam es immer wieder zu Ausschreitungen  gegen Juden und Friedhofsschändungen. Die NSDAP war weg, die Nazis nicht. Ein besonders prägnantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang ein Artikel aus dem Jahre 1945, der im Dezember im "Tagesspiegel" veröffentlicht wurde. Dieser trägt den Titel "Juden in Deutschland - Auswanderung oder Assimilation?".Nach dem Krieg entstanden die sog. "DP"- Lager ("DP" = "displaced persons"), die beispielsweise als Sammlungsort für sowjetische Kriegsgefangene dienten. In vielen Gemeinden lebten im Jahre 1946 mehr Juden als 1932. Ein Umstand, der massig Zündstoff für übriggebliebene Antisemiten bot. Die Mangelwirtschaft, der florierende Schwarzmarkt und die Besserversorgung der Juden durch die Alliierten sorgten dafür, dass sich der Rest der Gesellschaft schlecht behandelt sah. Es kam zu antisemitischen Moblisierungen und der Erkenntnis, dass die Stereotypen den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten. E. Noelle Neumann ist eine Meinungsforscherin, die herausfand, dass sich sogar mehr Menschen im Jahre 1952 zum Antisemitismus bekannten als noch 1949.Der Sekundärantisemitismus wurde im Jahre 1961 durch Peter Schönbeck definiert. Er spricht hierbei von einer Trotzreaktion, die einzig und allein dazu dient, antisemitische Äußerungen am Leben zu erhalten. Leugnung bzw. Schuldprojektion scheint hier die einzige Lösung auf den Völkermord zu sein. Beim sekundären Antisemitismus handelt es sich sogar komischerweise oft um einen Antisemitismus ohne Juden, der sich oft in der Maske des Antizionismus wieder findet. Man sagt eben nicht mehr "Die Juden sind... .", sondern eben "Der Staat Israel ist... ." (s. a. Günter Grass).Politische Skandale gab es in der Nachkriegszeit massenweise. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Fall um Veit Harlan, der bei "Jud Süß" Regie führte und auch nach 1945 noch problemlos weiter drehte. Gerade in Bezug auf diese weiteren Filme kam es immer wieder zu Boykottaufrufen, gegen die er sich wehrte und Recht erhielt. Ein weiteres Beispiel ist die Schrift "Wieviele Welt- (Geld) Kriege müssen die Völker noch verlieren?" von Friedrich Nieland. Hier spricht der Autor davon, dass die Vergasungen im Zweiten Weltkrieg DURCH Juden stattgefunden hätten, da Deutsche niemals auf eine solche Idee gekommen wären. Die Schuld sei ihnen lediglich "angehängt" worden. Gegen Ende der 40er Jahre und Ende der 50er Jahre kam es immer wieder zu Ausschreitungen gegen Juden und Synagogenschmierereien.. Konrad Adenauer rief in diesem Zusammenhang im Radio dazu auf, den Schlägern eine "Tracht Prügel zu verpassen". 1960 wurde der Paragraph 130 des Strafgesetzbuches geändert. Dieser sah von nun an Gefängnisstrafe ab drei Monaten bei antisemitischen Ausschreitungen vor. Es handelt sich hierbei um die erste strafrechtliche Konsequenz in Bezug auf dieses Thema. In diesem Zusammenhang kam natürlich auch wieder die Diskussion über die Judenschutzgesetze auf, die niemand, wollte. Heute steht die "Holocaustleugung" oft in Konflikt mit der Meinungsfreiheit. Klingt komisch, ist aber so. 
Man kann trotzdem sagen, dass der Antisemitismus im Laufe der Zeit immer weiter (auch) in die arabische Welt "exportiert" wurde. Im Rahmen des Antizionismus werden heute andere Motive als damals gegen den Staat Israel bzw. die Juden angeführt. Dieser Umstand beweist einmal mehr, dass es sich bei der Judenfeinschaft um ein sehr flexibles Konzept handelt. Der eigentliche Inhalt des Antisemitismus ist heute unbestimmter denn je. 

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