10.000 für den Everest

10.000 für den Everest

In Deutschland werden etwa drei bis fünf Milliarden Euro pro Jahr, also 36 bis 60 Euro pro Kopf,  an rund 600.000 gemeinnützige Vereine und 15.000 Stiftungen gespendet. Der Deutsche Spendenrat, ein Verband von 64 Organisationen, gab für 2008 ein Spendenaufkommen von 2,16 Milliarden Euro bekannt und davon entfielen mehr als 50 Prozent auf Spender im Alter von über 60 Jahren. Ein großer Teil davon kommt von Privatpersonen, die regelmäßig spenden. Muss man erst so alt werden, um regelmäßig zu spenden? Eine Studie des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) hat ergeben, dass sich nur 25% der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren als Spender bezeichneten.

Tamim und Ola haben das Rentenalter noch lange nicht erreicht. Die hilfsbereiten Kölner melden sich nun mit einem Spendenaufruf der besonderen Art an ihre Mitmenschen. Sie besteigen den höchsten Berg der Welt. Den Mount Everest für eine Spende von 10.000€ für Kriegsopfer. „Da wir beide syrisch-stämmig sind, haben wir uns dabei für Syrien entschieden“, sagt Tamim. „Dies ist vielleicht eine andere Art und Weise das Thema Spenden aufzubereiten und neu zu präsentieren.“

Gemeinsam mit der Hilfsorganisation Islamic Relief wollen die beiden auf das Unglück in Syrien hinweisen. Dort, wo ganze Dörfer und Städte seit Beginn der Revolution in Syrien 2011 von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Aus Angst vor neuen blutigen Überfällen des Assad-Regimes, bleiben viele Syrer zu Hause. Schulen, Büros und Märkte können nicht mehr betreten werden. Die medizinische Versorgung wird beinahe unmöglich gemacht. Tausende Syrer flüchteten in Nachbarländer. Darunter auch Iraker und Palästinenser, die zuvor Schutz in Syrien suchten.

„Ich habe bereits Berge in der Schweiz bestiegen“, sagt Ola. „Ich war einmal in einem Pfadfinder-Camp und  habe dort Engländer kennengelernt, die bereits ehrenamtlich für Islamic Relief gearbeitet haben.“ Islamic Relief UK organisiert sogenannte „Challenges“, also Herausforderungen, denen sich Freiwillige stellen, um Spendensummen für Projekte einzunehmen. „Die meisten Herausforderungen sind eher lokal.“, sagt Ola. „Das kann zum Beispiel Bungeejumping sein, oder ein Marathon.“ Alle Projekte sind für gewöhnlich „Wasserprojekte“. Eine Freundin habe ihr damals von ihrem Trip zum Everest erzählt und Ola dafür begeistert. „Solche Aktionen für einen guten Zweck mache die Everest-Besteigung aber gleich viel interessanter.“, sagt Ola.

„Ola ist ein Mensch, der die Natur mag und hin und wieder gern verrückte Sachen macht. Diese Sache ist bei ihr direkt auf Anklang gestoßen.“, sagt Tamim lachend.

Ihre Aktion gliedert sich in zwei sogenannte Challenges. Challenge eins ist die Summe von 10.000€ zusammenzubekommen. Die 10.000€ ließ sie selbst erst skeptisch werden. „Ich dachte erst, das ist so schwierig, wie können wir das schaffen“, gesteht Ola. Challenge zwei ist die Besteigung des Everest. Dabei seien beide Challenges von vornherein miteinander verbunden gewesen, erklärt Tamim. Aktionen wie ihre hat Islamic Relief UK bereits öfter angeboten. Bei Islamic Relief Germany ist dieses Konzept bereits in Planung.

Die Idee hinter den Challenges ist weniger die Besteigung des Berges, immerhin zahlen Tamim und Ola die Reise komplett aus eigener Tasche, sondern vielmehr das Erreichen des Spendenbeitrages. „Wir haben hier und da mit Gottes Hilfe das gemacht, was man eben so an Gutem tun kann“, sagt Tamim. „Wir haben bei Spendenaktionen mitgemacht, oder waren auf Demonstrationen.“ Dabei hätten sie sich plötzlich ein eigenes Ziel gesetzt und spornen sich selbst dazu an, den benötigten Betrag zu erreichen. „Man braucht eigentlich keine Bergbesteigung, oder ein Event. Man kann sich die Ziele auch so setzen“, sagt Tamim. „Aber diese Sachen sind sicherlich ein Faktor, der dabei hilft zum Spenden anzuspornen.“

„10.000 Euro, das bedeutet bei 200 Personen ein Betrag von 50 Euro!“, erklären sie in ihrem Werbevideo. Die Aktion kommt bisher gut an und Tamim und Ola haben bereits fast 50% des erhofften Betrags zusammen. Sollten sie noch vor dem 1.November die 10.000 erreichen, werden sie die Konten weiter offen lassen. „Es reicht ja nicht nur zu sagen: Wir sind fertig“, sagt Tamim. „Wir wollen so viel Hilfe zukommen lassen, wie möglich.“

In ein paar Wochen geht es für die beiden an die ersten Vorbereitungen für ihre Reise. Mit im Gepäck: Die Revolutionsflagge Syriens.


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