Editors
„The Weight Of Your Love“
(Rough Trade)
Böse Stimmen behaupten ja, die Editors könnten bisher nur eine einzige respektable Platte vorweisen. Alles, was die Jungs nach dem Debüt „The Back Room“ abgeliefert hätten, wäre demnach nicht mehr als die traurige Dokumentation des musikalischen Niedergangs einer einstmals so hoffnungsvoll gestarteten Band. Böse, wie gesagt. Und ebenso übertrieben. Natürlich war der Erstling, entstanden im Windschatten der New Yorker Interpol, mehr als nur beachtlich, Tom Smith gab auf den Konzerten im Gegensatz zum eher unterkühlten Sound der Band auf der Bühne den entfesselten Derwisch, Stücke wie „Munich“, „All Sparks“, „Lights“ und „Fall“ bekamen schnell ein großes und begeistertes Publikum – das klang nach mehr. Doch schon „An End Has A Start“ geriet etwas lau, Spinnen, Rattenrennen und Weltgewicht, war die Luft etwa schon wieder draußen? Wer jetzt jedoch den Abgesang anstimmen wollte, war zu früh dran – mit „In This Light And On This Evening“ gelang der Formation aus Birmingham eine so nicht erwartete Kehrtwende hin zu mehr Elektronik, es wurde wieder düsterer und eben auch besser, das Titelstück selbst, „Papillon“ und „Eat Raw Meat = Blood Drool“ erwiesen sich als veritable Achtungszeichen.
Weil aber Tom Smith damals in Interviews nicht müde wurde zu betonen, er könne einzig „Violator“ von Depeche Mode als mögliches Vorbild für das Album vorzuweisen, muss man nun für „The Weight Of Your Love“ befürchten, der Leadsänger habe im heimischen Plattenschrank ein wenig zu oft nach U2 und Coldplay gegriffen. Mit der Dauerhaftigkeit des letzten Schwenks ist es nämlich hier schon wieder vorbei, die Editors wollten offenbar erneut das ganz große Rad drehen. Und so besteht ein überwiegender Teil der neuen Stücke aus lieblich gestimmten, sentimentalen Schmerzgesängen – überall Saiten, auf denen sich statt des Plektrums sanft gestrichenes Rosshaar tummeln darf, Kopfstimme („What Is This Thing…“), schwergewichtige Allgemeinplätze („I don’t trust the government, I don’t trust myself“ – Bono lässt grüßen, „A Ton Of Love“), „Honestly“, „Nothing“ – es will kein Ende nehmen. Vielleicht tut man ihnen Unrecht, vielleicht funktioniert ja jedes der genannten Stücke allein ganz vortrefflich, in dieser Häufung allerdings gehen sie einem mit der Zeit mächtig auf den Zeiger.
Zum Glück hält „The Weight Of Love“ aber auch einige Stücke bereit, die den skeptischen Zuhörer wieder versöhnlicher stimmen können: Der Auftakt mit dem (noch) sparsam arrangierten „The Weight“ vermag sogar an die Qualität der frühen Singles anknüpfen, die angerockten, kratzigen Klänge von „Sugar“ und „Hyena“ fallen ebenfalls aus dem kuscheligen Rahmen, nicht immer frei von Kitsch und Drama zwar, aber doch kraftvoll und weniger überlastet wie der Mittelteil. Dass sie die große Geste auch ohne peinlichen Beigeschmack hinbekommen, beweisen die Editors dann abschließend mit gleich drei Nummern: „Two Hearted Spider“ dreht noch mal eine gefühlvolle Kurve durch’s Stadion, „Sing me a love song, from your heart and from the phone book, it don’t matter to me…“ (The Phone Book“) klingt danach angenehm gelöst und swingt auch recht verführerisch. Und mit „Bird Of Prey“ schließt sich der Kreis der dunkelschönen Anfangsakkorde des Albums – die Stücke haben Herz, Leidenschaft und Energie gleichermaßen (und ohne geht es nun mal nicht). Ausgeglichen am Ende, man hofft, dass die überkandidelten Durchhänger in der Mitte die Ausnahmen waren und nicht der stimmige Rest. Anlass für eine Grabrede jedenfalls ist auch dieses Album noch nicht. http://www.editorsofficial.com/
22.06. Hurricane, Scheessel
23.06. Southside, Tuttlingen
09.08. Taubertal Festival, Rothenburg odT
„The Weight Of Your Love“
(Rough Trade)
Böse Stimmen behaupten ja, die Editors könnten bisher nur eine einzige respektable Platte vorweisen. Alles, was die Jungs nach dem Debüt „The Back Room“ abgeliefert hätten, wäre demnach nicht mehr als die traurige Dokumentation des musikalischen Niedergangs einer einstmals so hoffnungsvoll gestarteten Band. Böse, wie gesagt. Und ebenso übertrieben. Natürlich war der Erstling, entstanden im Windschatten der New Yorker Interpol, mehr als nur beachtlich, Tom Smith gab auf den Konzerten im Gegensatz zum eher unterkühlten Sound der Band auf der Bühne den entfesselten Derwisch, Stücke wie „Munich“, „All Sparks“, „Lights“ und „Fall“ bekamen schnell ein großes und begeistertes Publikum – das klang nach mehr. Doch schon „An End Has A Start“ geriet etwas lau, Spinnen, Rattenrennen und Weltgewicht, war die Luft etwa schon wieder draußen? Wer jetzt jedoch den Abgesang anstimmen wollte, war zu früh dran – mit „In This Light And On This Evening“ gelang der Formation aus Birmingham eine so nicht erwartete Kehrtwende hin zu mehr Elektronik, es wurde wieder düsterer und eben auch besser, das Titelstück selbst, „Papillon“ und „Eat Raw Meat = Blood Drool“ erwiesen sich als veritable Achtungszeichen.
Weil aber Tom Smith damals in Interviews nicht müde wurde zu betonen, er könne einzig „Violator“ von Depeche Mode als mögliches Vorbild für das Album vorzuweisen, muss man nun für „The Weight Of Your Love“ befürchten, der Leadsänger habe im heimischen Plattenschrank ein wenig zu oft nach U2 und Coldplay gegriffen. Mit der Dauerhaftigkeit des letzten Schwenks ist es nämlich hier schon wieder vorbei, die Editors wollten offenbar erneut das ganz große Rad drehen. Und so besteht ein überwiegender Teil der neuen Stücke aus lieblich gestimmten, sentimentalen Schmerzgesängen – überall Saiten, auf denen sich statt des Plektrums sanft gestrichenes Rosshaar tummeln darf, Kopfstimme („What Is This Thing…“), schwergewichtige Allgemeinplätze („I don’t trust the government, I don’t trust myself“ – Bono lässt grüßen, „A Ton Of Love“), „Honestly“, „Nothing“ – es will kein Ende nehmen. Vielleicht tut man ihnen Unrecht, vielleicht funktioniert ja jedes der genannten Stücke allein ganz vortrefflich, in dieser Häufung allerdings gehen sie einem mit der Zeit mächtig auf den Zeiger.
Zum Glück hält „The Weight Of Love“ aber auch einige Stücke bereit, die den skeptischen Zuhörer wieder versöhnlicher stimmen können: Der Auftakt mit dem (noch) sparsam arrangierten „The Weight“ vermag sogar an die Qualität der frühen Singles anknüpfen, die angerockten, kratzigen Klänge von „Sugar“ und „Hyena“ fallen ebenfalls aus dem kuscheligen Rahmen, nicht immer frei von Kitsch und Drama zwar, aber doch kraftvoll und weniger überlastet wie der Mittelteil. Dass sie die große Geste auch ohne peinlichen Beigeschmack hinbekommen, beweisen die Editors dann abschließend mit gleich drei Nummern: „Two Hearted Spider“ dreht noch mal eine gefühlvolle Kurve durch’s Stadion, „Sing me a love song, from your heart and from the phone book, it don’t matter to me…“ (The Phone Book“) klingt danach angenehm gelöst und swingt auch recht verführerisch. Und mit „Bird Of Prey“ schließt sich der Kreis der dunkelschönen Anfangsakkorde des Albums – die Stücke haben Herz, Leidenschaft und Energie gleichermaßen (und ohne geht es nun mal nicht). Ausgeglichen am Ende, man hofft, dass die überkandidelten Durchhänger in der Mitte die Ausnahmen waren und nicht der stimmige Rest. Anlass für eine Grabrede jedenfalls ist auch dieses Album noch nicht. http://www.editorsofficial.com/
22.06. Hurricane, Scheessel
23.06. Southside, Tuttlingen
09.08. Taubertal Festival, Rothenburg odT