"Gerade von seiner Freundin getrennt, klaut der 19-Jährige Julien das Auto seiner Mutter und fährt in einem Höllentrip an die Front in Kroatien. Er will seinem Leben einen Sinn geben oder ihm ein Ende setzen. Jahre später interviewt ihn dazu der abgehalfterte Journalist Martin, der seine große Chance als Schriftsteller wittert. Eine dunkle Wallfahrt ins ehemalige Jugoslawien."
Drift von Michel Bozikovic319 Seiten, HardcoverRoman/ Krimi
Julien sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er ist jung, aufgewühlt, verzweifelt. Also setzt er sich in das Auto seiner Mutter und begibt sich auf eine gefährliche Reise in einen Krieg, der sich nicht einmal um sein Heimatland dreht. Er will kämpfen, sei es nur um des Todes Willen. Will etwas tun für dieses Land, will die wehrlosen sterbenden Menschen beschützen und sich selbst dafür opfern. Zerstört von Gras und Alkohol, unberührt von den Moralreden der Soldaten, gelangt er nach vielen Unterbrechungen, getrieben von Suizidgedanken, mitten in die Schlachten und setzt dort sein Leben und mehr aufs Spiel.
Auf der anderen Seite Martin, ein ausgebrannter Journalist, der sich lange genug von der Liebe seines Lebens hat bevormunden lassen. Auch er zieht aus, auf der Suche nach dem Durchbruch und trifft dabei auf großmütige Menschen und bemerkt, wie lebenswert das Leben sein kann. Trotzdem verzehrt er sich nach Helena, seiner dominanten Ex-Freundin und seinem Alkoholproblem, dass er nicht in den Griff bekommt.
Juliens Geschichte ist wie von jugendlicher Hand geschrieben. Es stört ihn nicht von dem Polizeiarsch, dem Wichser und dem Koks zu reden, er sagt was er denkt. Und das in ganz gewohnt umgangssprachlichem Ton. Das wird nicht jedem gefallen, war mir stillistisch auch etwas sonderbar, aber es wirkt authentisch. Dabei wird seine ganze Geschichte, die sich scheinbar während des Unabhängigkeitskriegs in Kroatien abspielt, aus einer "man"-Perspektive erzählt. Der Leser fühlt sich ab der ersten Seite integriert, da er förmlich in die Interaktionen Juliens mit einbezogen wird, "man" geht seinen Weg mit ihm und ist stets an seiner Seite.
Anders ist es in Martins Erzählstrang, geprägt von Zeitsprüngen und Erinnerungen. Hier schreibt Bozikovic aus der "er"-Perspektive, wie es die meisten Schriftsteller tun. Das stellt im Lesezusammenhang einen spürbaren Konktrast zu Julien dar, wirkt trotzdem passend. Der Leser begleitet ihn auf seiner Reise, ist aber eher der Zuschauer und nicht direkt in das Geschehen eingebunden.
Insgesamt ergibt sich ein recht stimmiges Werk mit einer packenden Geschichte und der Melancholie zweier zerstörter Männer, deren Leben unterschiedlicher kaum sein könnten und die sich trotzdem so ähnlich sind. Ein wirklich empfehlenswertes Buch. 4,5 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir vom Klett-Cotta Verlag im Rahmen von Blogg dein Buch zur Verfügung gestellt. Bei Interesse am Buch könnt ihr euch >> hier << noch weitere Informationen holen.
Drift von Michel Bozikovic319 Seiten, HardcoverRoman/ Krimi
Julien sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er ist jung, aufgewühlt, verzweifelt. Also setzt er sich in das Auto seiner Mutter und begibt sich auf eine gefährliche Reise in einen Krieg, der sich nicht einmal um sein Heimatland dreht. Er will kämpfen, sei es nur um des Todes Willen. Will etwas tun für dieses Land, will die wehrlosen sterbenden Menschen beschützen und sich selbst dafür opfern. Zerstört von Gras und Alkohol, unberührt von den Moralreden der Soldaten, gelangt er nach vielen Unterbrechungen, getrieben von Suizidgedanken, mitten in die Schlachten und setzt dort sein Leben und mehr aufs Spiel.
Auf der anderen Seite Martin, ein ausgebrannter Journalist, der sich lange genug von der Liebe seines Lebens hat bevormunden lassen. Auch er zieht aus, auf der Suche nach dem Durchbruch und trifft dabei auf großmütige Menschen und bemerkt, wie lebenswert das Leben sein kann. Trotzdem verzehrt er sich nach Helena, seiner dominanten Ex-Freundin und seinem Alkoholproblem, dass er nicht in den Griff bekommt.
Juliens Geschichte ist wie von jugendlicher Hand geschrieben. Es stört ihn nicht von dem Polizeiarsch, dem Wichser und dem Koks zu reden, er sagt was er denkt. Und das in ganz gewohnt umgangssprachlichem Ton. Das wird nicht jedem gefallen, war mir stillistisch auch etwas sonderbar, aber es wirkt authentisch. Dabei wird seine ganze Geschichte, die sich scheinbar während des Unabhängigkeitskriegs in Kroatien abspielt, aus einer "man"-Perspektive erzählt. Der Leser fühlt sich ab der ersten Seite integriert, da er förmlich in die Interaktionen Juliens mit einbezogen wird, "man" geht seinen Weg mit ihm und ist stets an seiner Seite.
Anders ist es in Martins Erzählstrang, geprägt von Zeitsprüngen und Erinnerungen. Hier schreibt Bozikovic aus der "er"-Perspektive, wie es die meisten Schriftsteller tun. Das stellt im Lesezusammenhang einen spürbaren Konktrast zu Julien dar, wirkt trotzdem passend. Der Leser begleitet ihn auf seiner Reise, ist aber eher der Zuschauer und nicht direkt in das Geschehen eingebunden.
Insgesamt ergibt sich ein recht stimmiges Werk mit einer packenden Geschichte und der Melancholie zweier zerstörter Männer, deren Leben unterschiedlicher kaum sein könnten und die sich trotzdem so ähnlich sind. Ein wirklich empfehlenswertes Buch. 4,5 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir vom Klett-Cotta Verlag im Rahmen von Blogg dein Buch zur Verfügung gestellt. Bei Interesse am Buch könnt ihr euch >> hier << noch weitere Informationen holen.