Von der Pleite beim ersten Versuch dieser Tour hab ich ja schon geschrieben (oder besser gesagt, gemotzt!). Diese Woche ergab es sich, daß ich einen zweiten Anlauf nehmen konnte. Wetter paßt, zwei Tage ohne Termine – also los!
Diesmal eine Stunde früher gestartet, da die Tage doch schon deutlich kürzer sind und ich nicht in die Finsternis kommen wollte. Nach einem vormittäglichen beruflichen Termin komme ich zeitgerecht weg, fahre wieder mit dem Auto nach Leobersdorf und mit der Bahn nach Weissenbach/Triesting. Weiter jetzt aber nicht mit einem Bus, sondern mit dem Anrufsammeltaxi „Trixi“, das man 1 Std. vor Abfahrt bestellen muß.
Ich habe mit zwei Telefonaten auch rausbekommen, wo das Taxi genau auf mich wartet – am Bahnhof-Vorplatz. Hat doch wirklich funktioniert! Fährt sogar ein bissl früher los, eigentlich wären 20 min. Wartezeit. Aber da der Kleinbus (8 Plätze) nur Leute mitnimmt, die auch bestellt haben, kann er auch früher losfahren. So bin ich auch früher in Kaumberg.
Dort erst mal Schuhe umgezogen (bis jetzt habe ich Trekking-Sandalen angehabt, die auf der Hütte dann als Hüttenpatschen dienen), und los geht’s! Aber wo?
Kirche von Kaumberg
Nach einigem Umschauen strebe ich der Kirche zu, an ihr vorbei hinauf, am Friedhof vorbei, weiter auf einer Asphaltstraße, später Feldweg, dann kurz wieder Asphalt. Vom Parkplatz der Araburg weg geht es nur mehr auf Waldwegen bzw. Forststraßen. Nach 1:10 ab Kaumberg bin ich bei der Araburg.
Araburg
Hier mache ich eine kurze Rast und verdrücke ein Weckerl (für ein Mittagessen ist es sich heute nicht ausgegangen), dann weiter. Der Weg verläuft zunächst auf einer Forststraße, bergauf, wieder bergab, später Waldweg, bergauf, wieder bergab, und immer so weiter. So kommen viele Höhenmeter zusammen! Beim Veiglkogel kommt von links der 04-Weg vom Hocheck dazu.
Den Raingupf, den man früher ca. 80 Höhenmeter unter dem Gipfel links umgehen konnte, muß man nun besteigen, die Markierung geht obendrüber, der untere Weg ist gar nicht mehr erkennbar. Insgesamt muß man über 300 steile Höhenmeter bewältigen, und drüben einige wieder runter, ehe es an den finalen Gipfelanstieg zum Kieneck geht. Getroffen hab ich bisher niemanden, nur ca. 1 Stunde vorm Ziel ein Pärchen, das dort umdreht, weil es zurück zur Araburg muß.
Der Weg zieht sich ziemlich, fordert auch etwas die Geduld – und der Rucksack ist schwerer als normal. Aber dann kommt doch endlich die langgezogene Wiese in Sicht, nach der es links weggeht und die Enzianhütte nur mehr wenige Minuten entfernt ist. Nach genau 4 Stunden Gehzeit lange ich dort ein. Es ist jetzt bereits ca 17:30 und so kann ich gleich einmal mein Nachtmahl einnehmen.
Ziel erreicht - Enzianhütte!
Etwas später darf ich auch mein Lager beziehen, bin über Nacht alleine auf der Hütte (die Wirtsleute sind aber natürlich da, und noch jemand, davon später). Direkt über der Küche kommt ein bißchen Wärme herauf, Platz hab ich natürlich genug, und seit dem Sanitär-Umbau gibt es ein Bad im 1. Stock! Die Dusche benütze ich nicht (bin ja kein Weichei *gg*), aber das WC heroben, und Warmwasser zum Waschen sind schon Luxus!
Ein Pärchen kommt noch zur Hütte, ißt etwas, geht aber heute noch weiter und biwakiert später. Und noch jemand taucht auf: ein Deutscher, der schon seit Wochen auf Wanderschaft ist, und schaut, daß er möglichst gegen Arbeit gratis übernachten kann. Hier bietet sich Holz schneiden für ihn an. Es stellt sich im Lauf des sehr interessanten Gesprächs heraus, daß er ein Zen-Mönch ist und in Asien schon 4 Jahre in einem Kloster gelebt hat.
Nach 20 Uhr bin ich dann müde und verzieh mich in mein Lager – morgen geht’s weiter. Ich habe heute 950 Höhenmeter und ca. 11,5 km absolviert. Das Wetter war eher trüb, aber ganz angenehm, nicht so schweißtreibend bei den Aufstiegen.
—***—
Zweiter Tag, Weiterweg nach Gutenstein! Ich habe leidlich geschlafen, frühstücke ausgiebig, plaudere noch einmal mit dem Mönch, zahle und mache mich dann auf den Weg zum Unterberg. Herrlich ist es in der Früh zu wandern! Ziemlich kalt noch, aber es wird später deutlich wärmer. Heute ist auch das Wetter viel schöner wie gestern.
Unterberg im Morgenlicht
Zunächst gehe ich bergab bis zum Bettelmannkreuz, wo man von links aus dem Ramsental (oberhalb von Pernitz-Muggendorf) und von rechts aus dem Ramsautal (Ramsau bei Hainfeld) aufsteigen könnte.
Bettellmannkreuz
Weiter geht es wieder steil bergauf zum Kirchwaldstein und dann im Wechsel zw. Auf und ab sehr schön bis zum Unterberghaus. Den Gipfel erspare ich mir, ich war schon mehrfach oben. Im Haus mache ich eine Jausenpause.
Unterberghaus
Dann wende ich mich Richtung Gutenstein – hier am Unterberg verlasse ich die Originalroute des 06-Weges. Schon vor ein paar Jahren bin ich von der Haselrast (Steinapiesting) hier heraufgekommen, damals war sehr schlecht markiert, obwohl das ein Teilstück des Piestingtal-Rundweges 231 ist. Daher passe ich jetzt sehr genau auf!
Mittlerweile wurde aber nachmarkiert und es gibt eigentlich keine Unklarheiten mehr – soferne man nicht nur in die Karte, sondern auch in die Natur schaut. Wenn nicht – verhaut man sich trotzdem, so wie ich! Kostet zum Glück nicht viel Zeit, und ein paar unnötige Höhenmeter. Hoffentlich versäume ich dadurch nicht meinen Bus in Gutenstein!
In der Folge geht es dann sehr steil bergab, bis man auf einem breiteren Weg und dann auf einer Forststraße hinaus zur Haselrast-Straße kommt. Hier treffe ich dann doch um einiges früher als geplant ein, und kann so eine kurze Rast auf einer hübschen Bank unter einem großen Baum machen.
Haselrast-Straße - mein Rastbankerl
Nun steht mir noch eine Stunde auf der Straße hinaus nach Gutenstein bevor. Solche Landstraßen haben aber oft einen begehbaren Wiesenstreifen, und so muß ich erst ganz am Schluß auf Asphalt gehen. Auch diese Strecke geht etwas flotter als gedacht, sodaß ich noch genug Zeit bis zur Abfahrt meines Busses habe.
Ich bin jetzt doch schon ziemlich müde, aber sehr zufrieden, daß ich es gut bis hierher geschafft habe! Ich war heute 4:50 unterwegs, es sind doch wieder 430 Höhenmeter zusammengekommen – hauptsächlich am Weg vom Kieneck zum Unterberg – und es waren stolze 18 km!
Per Bus fahre ich nun bis nach Wr. Neustadt, und mit der Bahn weiter nach Leobersdorf, von dort mit dem Auto heim. Schon recht mühsam und zeitaufwendig, 2 Stunden brauche ich für eine Strecke, die ich mit dem Auto in ca. 1 Stunde schaffen würde. Aber bei einer Streckenwanderung geht es nur so. Ob ich heuer noch hier weitergehe? Mal sehen. Zwei Tage gehen sich eher nicht mehr aus, aber ich könnte noch in einem Tag nach Puchberg gehen, von dort komme ich noch gut nach Hause.