Zwei Weltanschauungen: Polarismus vs. Garminismus

Zwei Weltanschauungen: Polarismus vs. Garminismus Die Läufercommunity ist in zwei Lager getrennt: die einen sind die Verfechter von Polar, die anderen können nur mit Pulsuhren von Garmin ihre Runden drehen. Ein Dazwischen gibt es nicht. Kann es nicht geben, denn die Produkte sind ganz verschieden, auch wenn sie beinahe alle dasselbe können. Eine Ansichtssache, die „polarisiert“.
Aufmerksame Leser werden vielleicht schon erkannt haben, dass ich persönlich Anhänger des Polarismus bin, aus vielen Gründen. Einer davon ist auf alle Fälle die Tatsache, dass ich von Beginn an mit Pulsuhren von Polar gelaufen bin. Damals (wie sich das anhört!) hatte man auch nicht wirklich eine Wahl, denn es gab eigentlich nichts anderes am Markt. Diese Markenbindung ist jedenfalls stark, sehr stark! Man bleibt einer bewährten Marke gerne treu, ähnlich wie bei den Smartphones: einmal ein iPhone, nie wieder ein anderes!
Mit der Vorreiterrolle am Markt der Pulsuhren hat Polar wahrscheinlich den Großteil seiner momentanen Anhänger beschert. Denn seit den letzten 15 bis 20 Jahren gibt es unzählige Hersteller, die alle nahezu dieselben Uhren herstellen. Oft nur an ihrem Design zu unterscheiden. Innovativ hingegen ist meiner Meinung nach lediglich Garmin, der zweite Platzhirsch am Markt und die zweite Glaubensrichtung.

Welche Unterschiede haben die Pulsuhren

Prinzipiell können die meisten Uhren, abhängig von der jeweiligen Preisklasse, mehr oder weniger dasselbe. Jeder sollte für sich entscheiden, welche Features er tatsächlich braucht. Spezielle Unterscheidungsmerkmale gibt es eigentlich nur im Detail. Und da hebt sich Garmin etwas ab: Bodenkontaktzeit, Schrittlänge, vertikale Bewegung und andere Detailparameter können mit ihren Uhren aufgezeichnet werden. Das wäre im Prinzip eine gute Sache, wenn man die Daten aber nur auswerten könnte. Denn einerseits bin ich sehr skeptisch, ob die Uhr tatsächlich für eine Analyse brauchbare Werte liefern kann und andererseits gibt es bei Garmin auch keine Möglichkeit, die Daten überhaupt auszuwerten. Eine Zusammenfassung der aufgezeichneten Daten ist noch lange keine Analyse.
Die Plattform „Garminconnect“ war außerdem von Beginn an sehr unübersichtlich und umständlich aufgebaut. Technologisch hat sich diese Plattform in den letzten 10 Jahren, bis auf ein kleines Facelifting nicht verändert. Für die meisten Anhänger des Garminismus ist das kein Problem, denn wenn man sich von Beginn an mit einer komplizierten Software auseinandersetzten muss, dann wird es irgendwann zu einem Normativ. Und mit Gewohnten arbeitet es sich bekanntlich leichter. Ohne aber zu wissen, welche Möglichkeiten andere Anbieter hätten. Eben so wie mit den Smartphones!
Seit Garmin begonnen hat, Pulsuhren zu verkaufen, hatte ich immer den Eindruck, dass sie die gesamte Energie in die technologische Weiterentwicklung ihrer Produkte stecken. Garmin war der erste Anbieter, der den GPS-Empfänger serienmäßig in die Uhr integrierte, sie waren die Ersten, die mit Bewegungssensoren kleine Details aufzeichneten, sie machten die Pulsmessung am Handgelenk zum Standard, sie produzieren Uhren, mit denen man navigieren und gleichzeitig Musik hören kann. Alles Fortschritte und Verkaufsargumente, die in den letzten 15 Jahren den Markt beherrschten. Polar hinkte immer um einige Monate oder sogar Jahre hinterher, aber dann funktionierten diese Features aber nahezu perfekt, was man bei den Einführungen bei Garmin nicht immer behaupten konnte.
Worauf Garmin in den letzten Jahren auch vergessen hatte, ist die Auswertung dieser Daten. Denn eine Trainingsanalyse beinhaltet mehr als nur eine Summenbildung oder eine Auflistung vieler Messdaten: Wer viel misst, misst Mist!
  • Garmin baut Aufzeichnungsgeräte
  • Polar baut Trainingsgeräte

Polar hingegen konzentrierte sich von Beginn an auf das Training und produzierte Uhren, mit denen man Informationen für das Training erhalten kann. Dazu gehören sehr flexible und individuell zu gestaltenden Ansichten, selbsterklärende und einfache Bedienung, Verfolgung der Leistungsentwicklung und vieles mehr. Deshalb stellte sich für mich bisher noch nicht die Frage, zum Garminismus zu konvertieren. Im Gegenteil, in den letzten Jahren verstärkte sich mein Glaube zum Polarismus noch mehr. Denn ich bin zusätzlich auch noch Trainer!

Zusatzfaktor „Trainer“

Ich persönlich ziehe also eine Pulsuhr von Polar einer Garminuhr vor. Ich bin ein Anhänger des Polarismus, bin aber prinzipiell offen für alles. Ich lasse mich gerne bekehren und würde auch konvertieren, wenn der Garminismus vor allem in ihrer Datenauswertung mehr bieten könnte. Doch da müssten sie sich noch einiges einfallen lassen. Ich bin nämlich nicht nur jemand, der selbst sein Training mit einer Pulsuhr aufzeichnet und analysiert, sondern auch ein Trainer, der die Trainingsdaten seiner Sportler auswerten muss. Und da sieht man bei Polar, dass sie zu den „echten“ Trainingscomputern auch die nötige Schnittstelle für Trainer geschaffen hat. Ich kann alle Trainingsaufzeichnungen meiner Läufer problemlos analysieren, Grafiken erstellen, Daten im Detail betrachten und vieles mehr. Dazu hat Polar eine übergeordnete „Trainerebene“ eingerichtet, über die man die Sportler zusammenfassen kann. Selbsterklärend, wie der Rest der Polarphilosophie auch. Bei Garmin kann ich mich zwar auch mit anderen Sportlern verbinden, nicht aber ihre Trainingseinheiten analysieren. Momentan muss ich mich mit den Zugangsdaten des Garmin-Sportler einloggen, damit ich mehr übers Training erfahren kann.
Diese Erfahrungen und die Aufzählung der Vor- und Nachteile sind rein subjektiv von einem Anhänger des Polarismus geschrieben. Ich würde mich freuen, wenn ich mich mit Anhängern anderer Glaubensrichtungen austauschen könnte, damit ich sie besser verstehen kann und ein harmonisches miteinander Laufen auch weiterhin möglich ist.
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