Zusammenfassung IM Krebsgang von Günther Grass

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Bei dem Buch aus dem Jahr 2002 handelt es sich scheinbar um eine Novelle. Jedoch behauptet der omnipräsente ICH Erzähler des Buches, dass es sich um einen Bericht handelt. Die Familie des Erzählers, welche über drei Gernerationen handelt und leidet bildet eine Rahmenhandlung in der sich zwei weitere Handlungsstränge befinden: Zum Einen wird der Untergang der Wilhelm Gustloff, einem Flüchtlingsschiff das von einem U Boot abgeschossen wurde, dargestellt. Zum Anderen schildert Grass das Attentat, welches der Jude David Frankfurther auf Wilhelm Gustloff verübt hat und somit dem Schiff zu seinem Namen verhalf.

Ein historisches Ereignis wird in die Erzählung eingeflochten, das Attentat auf Wilhelm Gustloff wird erzählerisch mit den anderen historischen und fiktiv-aktuellen Ereignissen verbunden, obwohl es geschichtlich am Beginn der Chronologie stand. Mit Liebe zum Detail und der virtuosen Verpflechtung aller historischen Ereignisse lässt Grass uns nicht nur das Attentat auf den Blutzeugen miterleben, sondern blendet auch immer wieder zum inhaftierten David Frankfurther, während er die anderen Darsteller der anrollenden Untergangstragödie syncronisiert darstellt.

Parallel zu den anderen Handlungssträngen erfahren wir zudem die Biografie des Schiffes Wilhelm Gustloff und der sich damals darauf befindenden Familienbestandteile, sowie die Biographie und aktuellen Lebensstationen des Schützen Alexander Marinesko, welcher sich zunächst durch exsessive Übungseinheiten auf den Abschuss vorbereitet hatte, jedoch dann nicht zu den von ihm gewünschten Ehren kam. So wurde er zwar ausgezeichnet jedoch wurde er erst nach seinem Tod zum Helden der Sowjetunion ernannt.

Die drei Generationenvertreter Tulla, Paul und Konrad sind unmittelbar mit dem Schiffsuntergang verbunden, dessen Geschichte in der Novelle erzählt wird. Tulla war, hochschwanger, auf der Gustloff, als diese von dem russischen U Bootfahrer Alexander Marinenko versenkt wurde. Im Bauch war der ungeborene Paul, welcher Minuten nach dem Untergang, auf dem Rettungsboot Löwe zur Welt kam. Dieses Unglück prägte nicht nur Paul als Erzähler, der sein zerissenes Großwerden zwischen zwei Staaten schildert, sondern auch Tullas Enkel Paul. Er wird zum Sprachrohr der toten und überlebenden Passagiere der Gustloff, indem er eine Internetseite für die Gustloff und den Blutzeugen errichtet. Seine Großmutter drängt ihn wortgetreu und detailreich die Untergangszenarien auf der Internetseite festzuhalten. Diese zieht schon bald auch Anhänger der rechten Szene an,sowie Suchende, wie den Jungen Wolfgang, der sich für David Frankfurter ausgibt. Eine rege Feindfreundschaft entwickelt sich zwischen den beiden verirrten jungen Männern, die sich in Gesalt ihrer historischen Alter Egos virtuelle Wortgefechte liefern. Als die virtuelle Welt auf die reale trifft kommt es zu einem unerhörten Ereignis: Konrad ermordet Wolfgang Als dieser einen Mord begeht, der sich nur aus den Verstrickungen mit der Vergangenheit erklären lässt, wird er im Gefängnis selbst zu einem Mahnmahl und Blutzeugen.

Die Lektüre lässt den Leser beglückt und verstört zurück. Beglückt, weil man so was Gutes lange nicht gelesen haben dürfte, verstört weil es doch nicht das ist was mn lesen will. Man fühlt mit, leidet mit den Opfern und ist doch abgestoßen von der Art wie dieses Unglück instrumentalisiert wurde. So gibt es reale Bemühungen der NPD in Mecklenburg Vorpommern ein Denkmal für die Verunglückten zu errichten. Ein Umstand der eigentlich sehr grotesk ist. Grass vergleicht das Unglück immer wieder mit dem der Titanic und stellt fest, dass beide Unglücke sehr tragisch waren und der Untergang der Gustloff zu den verheerensten der Seefahrtsgeschichte zählt. Im Gegensatz zur Titanic würde sich aber kaum ein deutscher Filmemacher an die Verfilmung des Unglücks wagen. Warum? Dies zu beantworten ist monokausal auch wiederum nicht möglich, jedoch lässt es sich wohl mit der Geschichte erklären. Denn auf dem versunkenen Schiff waren jene Menschen, die von Hitler in den Osten ausgesiedelt worden waren und nun den vorrückenden Truppen der Russen Platz machten müssten, um der Vertreibung zu entgehen. Die Vertriebenenproblematik wird aber von den Nationalen sehr gerne als Thema herangezogen, wenn es um die Grauen des Krieges und die Opferrolle der Deutschen geht, die diese Menschen so gerne herbeibeschwören ohne die Täterrolle hinreichend zu reflektieren.


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