Wer dieser Tage Literatur und Zürich denkt, wird unweigerlich mit Ausserirdischem konfrontiert: Seit einiger Zeit betreibt Philipp Theisohn mit seinem Team an der Universität Zürich das Forschungsprojekt “Conditio Extraterrestris – Das bewohnte Weltall als literarischer Imaginations- und Kommunikationsraum 1600-2000”. Neben Seminaren, Podiumsdiskussionen, Lesungen und momentan zwei Dissertationsprojekten, findet im Rahmen von Theisohns Forschung dieses Semester auch ein MOOC (Massive Open Online Course) unter dem Titel “Spacebooks” statt.
Es ist erfreulich zu sehen, dass gerade eine Zweigstelle der hin und wieder als altmodisch verschrienen Literaturwissenschaften sich an dieser fortschrittlichen Form der Lehre beteiligt. Zumal es nicht die einzige ist: Auch die Nordistik hatte früher in diesem Jahr mit “Sagas and Space – Thinking Space in Viking Age and Medieval Scandinavia” bereits ein ähnlich zu verortendes Programm als MOOC angeboten.
Philipp Theisohn, der sich zuletzt auch für Die Zeit zum Thema äussern konnte, hat nun den Orbit der Universität für ein weiteres spannendes Projekt verlassen: Gemeinsam mit Gesa Schneider vom Zürcher Literaturhaus, das als Teil des Vereins “Literaturmuseum Zürich” die Trägerschaft des Museum Strauhof übernommen hat, Rémi Jaccard und den Szenografen SchmauderRohr wurde eine Ausstellung inszeniert: “Mars – Literatur im All”.
Die öffentliche Vernissage findet morgen Abend, den 25.09.2015, um 19 Uhr im Museum Strauhof an der Bärengasse statt. Regulär ist die Ausstellung ab dem 26.09. zugänglich. Stadtpräsidentin Corinne Mauch wird ein Grusswort ausrichten, sprechen wird unter anderen auch der Schriftsteller Lukas Bärfuss, der der Trägerschaft angehört.
Diverse spannende Veranstaltungen ergänzen die Ausstellung, die bis zum 3. Januar 2016 zu sehen sein wird, als Rahmenprogramm. Hierzu die Medieninformation:
“Führungen, Lesungen und Filmabende zum Mars umrahmen die Ausstellung. Am 12. November besucht das Institute of Incoherent Cinematography den Strauhof mit Himmelskibet, der 1918 als erster abendfüllender Weltraumfilm der Filmgeschichte erschien. Das Forschungsprojekt Conditio extraterrestris präsentiert erstmals die Spacebooks, für den Massive Open Online Course produzierte Lernvideos, die sich mit dem Mars in der Literatur befassen. Im Rahmen dieser öffentlichen Lehrveranstaltung im Strauhof können Thesen zur Marsmanie des digitalen Zeitalters mit Experten für alles Ausserirdische diskutiert werden.
An neun Abenden im Herbst rauscht die Strauhof-Raumkapsel mit einem Mars-Klassiker ins All: Schauspieler und Schauspielerinnen, u.a. Lara Körte, Thomas Sarbacher oder Esther Becker, lesen Ray Bradburys Werk Die Mars-Chroniken. Radio Stadtfilter sendet die Aufzeichnungen am jeweils folgenden Dienstagabend. Ausser Haus zeigt das Filmpodium im Oktober zwei Filmadaptionen von H.G. Wells’ Kultbuch The War of the Worlds. Und am 15. Oktober findet in der Sternwarte Urania eine Spezialführung zum Thema Mars statt.”
In der Ausstellung werden neben literarischen Objekten auch einige Stummfilme aus den 1910er- und 1920er-Jahren zu sehen sein, die die Reise zum Mars zeigen. Unter den ausgestellten Objekten sei an dieser Stelle die Erstausgabe von Johannes Keplers “Astronomia Nova” (1609) hervorgehoben, die bisher noch nie in Zürich zu sehen war.
Mit multimedialem Zugang, spannenden Partnerschaften – dank des Projekts “Flex” der Migros bleibt das Museum jeweils donnerstags bis Mitternacht geöffnet! – und fachverständiger Kuratierung belebt das Projekt die herbstliche Zürcher Landschaft ungemein. Bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Begeisterung und ein grosser Besucheransturm nicht ausbleiben werden!