Zukunftsprojekte der Kernenergie – Visionen ohne Perspektive?

Ein Veranstaltungshinweis

In diesem Sommer hat die Bundesregierung – mit breiter Zustimmung im Deutschen Bundestag – den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Genau besehen wurde im 13. Änderungsgesetz zum Atomgesetz aber nur geregelt, wann das letzte der bisher betriebenen Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden muss. Ob das automatisch bedeutet, dass jedwede Form der energetischen Nutzung der Kernenergie in Deutschland keine Zukunft mehr hat, ist offen. Genau dieser Frage widmet sich die eine sicherlich sehr interessante Tagung.

Am 14. bis 16. Oktober 2011 (Fr.-So.) an der evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in der Lutherstadt Wittenberg
Diese Tagung findet in Kooperation mit dem Verein Deutscher Ingenieure – Hallescher
Bezirksverein und dem Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin statt.

Dabei stehen drei Zukunftstechnologien im Vordergrund:

  • neue Konzepte für „inhärent sichere“ Kernspaltungsreaktoren
  • innovative Verfahren zur Entschärfung der Endlagerproblematik
    radioaktiver Abfälle (z. B. durch Transmutation)
  • die Stromerzeugung durch Kernfusion

Sowohl bei Befürwortern als auch bei Kritikern der Kernenergie hat das Thema großes Interesse gefunden. Renommierte Experten aus der Kernenergieforschung haben sich bereit erklärt, den aktuellen Stand ihrer Forschungsprojekte zu präsentieren, ihre Perspektiven darzustellen und sich den kritischen Fragen anderer ausgewiesener Experten zu stellen.

So wird Prof. Dr.-Ing. Antonio Hurtado, Direktor des Instituts für Energietechnik und Inhaber der Professur für Wasserstoff- und Kernenergietechnik an der TU Dresden, über innovative Konzepte für „inhärent sichere“ Kernspaltungsreaktoren der dritten und vierten Generation sprechen. Dr. Rainer Moormann, der seit 35 Jahren im Nuklearsektor arbeitet und sich überwiegend mit Sicherheitsfragen beschäftigt, wird die Ausführungen von Professor Hurtado kritisch beleuchten. Dr. Moormann wurde im Sommer dieses Jahres mit dem „Whistleblower-Preis“ der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und der Deutschen Sektion der Juristenvereinigung IALANA („Juristinnen und Juristen gegen atomare, biologische und chemischen Waffen“) ausgezeichnet. Der „Whistleblower-Preis“ wird an Personen vergeben, „die als Insider schwer wiegende Missstände, Risiken oder Fehlentwicklungen aus ihrem beruflichen Umfeld im öffentlichen Interesse aufgedeckt haben“.

Die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle ist ein weiteres wichtiges Zukunftsthema, und zwar selbst dann, wenn in Deutschland 2022 das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet wird. Etwa 127 Tonnen Plutonium, 6 Tonnen Neptunium und 14 Tonnen Americium dürften sich bis dahin angehäuft haben. Wohin damit, kann derzeit niemand verlässlich sagen. Vielversprechend klingt die Lösung, langlebige Radionuklide in weniger langlebige zu spalten. „Transmutation“ heißt hier die Zauberformel. Dr. Arnd Junghans vom Helmholtz-Zentrum in Rossendorf bei Dresden gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet in Deutschland. Er wird über den Stand und die Perspektiven der Transmutation berichten. Dr. Christoph Pistner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Nukleartechnik und Anlagensicherheit des Öko-Instituts Darmstadt, wird das Thema kritisch analysieren. Dr. Pistner ist u. a. Mitglied im Ausschuss Anlagen- und Systemtechnik der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK).

Da die Kernspaltung potenziell mit vielen Risiken verbunden ist, träumen viele Physiker schon lange von einem anderen Weg: der Kernfusion. Seit Jahrzehnten heißt es, der Durchbruch gelinge in „50 Jahren“. Kritiker spotten darüber, aber die beteiligten Wissenschaftler geben nicht auf. Ehrgeizig verfolgen sie ihr Ziel weiter. Einer der renommiertesten Kenner der Kernfusion, Prof. Dr. Ulrich Samm, Leiter des Instituts für Energie- und Klimaforschung / Plasmaphysik am Forschungszentrum Jülich, wird den Stand der Fusionsforschung darstellen und begründen, warum er die Kernfusion nicht für eine „unendliche Geschichte“ hält. Kritisch schätzt dagegen Dr. Wolfgang Liebert die Kernfusion ein. Der Physiker und Philosoph ist Sprecher der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit der TU Darmstadt.

Mit einem Beauftragten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie drei Bundestagsabgeordneten werden wir im Anschluss darüber diskutieren, welchen Stellenwert die genannten Zukunftsprojekte der Kernenergie aus Sicht der Bundesregierung und der verschiedenen Parteien haben. Wie werden ihre Chancen und Risiken eingeschätzt? Wie passen sie in das Konzept der Energiewende? Und sollen sie auch in Zukunft mit großen Summen gefördert werden?

Obwohl über den Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland schon lange debattiert wird, ist zu den genannten Zukunftsprojekten der Kernenergie in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Die Tagung ist ein Beitrag, diese Informationslücke zu schließen und vor dem Hintergrund des Beschlusses der Bundesregierung zum „Atomausstieg“ über die Chancen und Risiken der Zukunftsprojekte der Kernenergie zu diskutieren.

Folgenden Links gibt es zum Programm und zur Anmeldung:
Das Programm als PDF

Die Anmeldung Online



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