Ihr Lieben,
die kleine folgende Geschichte berichtet uns zwar etwas über das Beten, aber wer die Geschichte genau liest, bemerkt, dass die tiefe Wahrheit der Geschichte auch für das Reden der Menschen miteinander gilt:
Wenn wir immer nur reden, hat unsere Partnerin, unser Partner, unsere Kinder und Enkelkinder keine Möglichkeit, eigene Gedanken einzubringen.
Auch und gerade im Gespräch gilt die goldene Regel: GEBEN und NEHMEN = REDEN und ZUHÖREN. Wenn wir dem Anderen zuhören, kommen wir ihm wirklich nahe.·
"Eine alte Dame beklagte sich bitter:
"Vierzehn Jahre lang habe ich fast ununterbrochen gebetet, doch nie habe ich ein Gefühl von der Gegenwart Gottes gehabt."
Da fragte ich sie: "Haben Sie ihm Gelegenheit gegeben, ein Wort einzuwerfen?"
"Wie das?", entgegnete sie. "Nein, ich habe die ganze Zeit zu ihm gesprochen, ist das nicht etwa Beten?" -
"Nein", sagte ich, "ich glaube nicht, und was ich ihnen empfehle, das ist, dass sie sich täglich eine Viertelstunde nehmen sollten und einfach dasitzen vor dem Angesichte Gottes."
So machte sie es. Und was war das Ergebnis? Schon bald kam sie wieder und sagte:
"Es ist merkwürdig: Wenn ich zu Gott bete, indem ich spreche, fühle ich nichts; doch wenn ich still dasitze, ihm gegenüber, dann fühle ich mich in Seine Gegenwart eingehüllt."
Anthony Bloom
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt