Unser neues Zuhause war einfach toll!
Unsere Wohnung hatte einen eigenen Eingang. Wenn man das Gartentörchen passierte, kam man direkt auf unsere doppelflügeligeWohnungstüre zu, die aus dunklem, massivem Holz und wunderschön mit Schnitzereien verziert war. Auch die Türklinke war mit Intarsien versehen.
Hinter der Eingangstüre befand sich eine Art offener Vorraum, der direkt in ein großes, geräumiges Wohnzimmer überging. Der Boden war mit großen, quadratischen Terracottafliesen ausgelegt, die Wände in einem angenehmen Beige-Ton passend gestrichen. Ein 3-flügeliges, großes Fenster mit dunklem Naturholzrahmen ließ viel Licht herein. Der Raum war sehr schön und ich wusste auch sofort, wie ich ihn einrichten wollte.
Eine Türe,die sich gegenüber dem Eingang befand, führte in die große Wohnküche. Hier war anstelle eines Fensters eine große 2-flügelige Glastüre eingebaut, die direkt in den hinteren Garten führte. Der Garten war einfach toll, im Sommer wuchsen hier Tomaten, Paprika, Salat und Zwiebeln.Natürlich durften Kräuter nicht fehlen. Es gab Basilikum- und Rosmarinbüsche, Salbei und Petersilie. Unser Vermieter war sehr freundlich und ich durfte mich im Garten bedienen. Wer einmal in Italien ganz frisch aus dem Garten geerntete Tomaten gegessen hat, der weiß, wie herrlich diese Frucht schmeckt. Ab diesem Moment konnte ich verstehen, warum die Italiener so viele Gerichte mit Tomaten lieben. Es ist ein ganz besonderes Geschmackserlebnis
Ein kleiner Flur führte von der Küche weg ins Kinderzimmer, Schlafzimmer und ins Bad. Alle Räume waren gefliest und sehr geräumig.
Die ersten Tage lebten wir aus den Umzugskisten.Unser Ehebett hatte ich ja aus Deutschland mitgebracht. Und Biancas Bettchen konnten wir nun auch stellen. Ansonsten gab es noch nichts an Möbeln, nur eine Spüle und ein Gasherd in der Küche. Italo's Kollege half uns provisorisch mit einem Gartentisch und Gartenstühlen aus, damit wir eine Sitzgelegenheit hatten.
Ich war einen Tag zuhause, da ging ich mit Nicoletta Möbel einkaufen. Italo hatte in der Zwischenzeit einen Kredit aufgenommen, mit diesem Geld durfte ich alles selbst aussuchen und kaufen. Italo ließ mir komplett freie Hand.
So suchte ich für den Eingangsbereich einen weißen, geräumigen Schuhschrank mit passendem Spiegel aus, für das Wohnzimmer ein weißes Sideboard und eine passende Glasvitrine, eine hellblau-weiß-gestreifte Couch mit passendem Sessel und einen runden Tisch.
Die neuen Küchenmöbel waren ebenfalls weiß, die Schränke hatten einen roten Griff. Dazu gabs einen großen, weißen Esstisch mit roten, weich geschwungenen Stühlen, deren Sitzpolster rot-weiß gestreift waren.
Für das Kinderzimmer hatte ich ein Stockbett in Kieferholz ausgesucht, dazu ein passender 3-türiger Kleiderschrank. Und im Schlafzimmer baute man uns maßgenau einen riesigen weißen Schrank über die ganze Wand auf, der fast bis zur Decke reichte.
Die Möbel wurden recht schnell geliefert und als alles aufgebaut war, die Lampen alle hingen, die Vorhänge, die ich auf dem Markt gekauft hatte, genäht und aufgehängt und die Zimmer liebevoll dekoriert waren, war ich sehr stolz auf unser neues Zuhause. Es war modern, klar in der Linie und doch sehr gemütlich, wir fühlten uns alle sehr wohl darin.
San Marino war ein sehr kleines Dorf mit gerade mal 700 Einwohnern. Wie ein Lauffeuer sprach es sich herum, dass nun eine Deutsche dort wohnte. Als ich Bianca im örtlichen Kindergarten anmeldete, da wurde ich gleich mit :"Ah! Sie sind die Deutsche!" empfangen und neugierig betrachtet. Marco war die Attraktion schlechthin. Ein Baby mit roten Haaren sah man dort nicht alle Tage. Die Leute waren ganz hingerissen, auch von Bianca, die mittlerweile dunkelblondes Haar hatte und meistens "bella bionda" (hübsche Blonde) genannt wurde.
Bianca verkraftete den Wechsel vom Klosterkindergarten in den Kindergarten von San Marino sehr gut. Sie lebte sich noch schneller ein als in Cremona, denn diesmal konnte sie bereits etwas italienisch und fand so noch leichter Anschluss.
Wenn Bianca im Kindergarten war und Italo bei der Arbeit, dann war ich mit Marco alleine. Er war und blieb ein absolut unkompliziertes Baby, das viel lachte. Er war ein Sonnenschein, wie es im Buche stand. Lediglich wenn er Hunger hatte, dann war er nicht mehr zu bremsen und zeigte seinen Missmut sehr deutlich und sehr laut, wenn es ihm zu lange dauerte, bis er sein Fläschchen bekam. Auch Marco konnte ich nur kurz stillen, als er 3 Wochen alt war, da bekam ich 3 Tage lang hohes Fieber und stillte ihn in dieser Zeit nicht. Danach klappte es einfach nicht mehr richtig und ich stellte aufs Fläschchen um.
Von Bianca hatte ich noch Babybodies aus Baumwolle, die ich Marco anzog, nicht wissend, dass diese für das feuchte Klima absolut ungeeignet waren. Die Cremoneser benutzen alle Unterhemden aus reiner Wolle, mit der die Feuchtigkeit viel besser abgehalten wird wie mit Unterwäsche aus Baumwolle, aber das wusste ich nicht. Marco war 3 Monate alt, da bekam er eine sehr schlimme Bronchitis. Er hatte Fieber und sog förmlich nach Luft. Sein kleiner Körper wurde von Hustenanfällen geschüttelt und er wurde stündlich schwächer. Es blieb mir keine andere Wahl, ich musste wieder in das Cremoneser Krankenhaus mit ihm. Durch die Erlebnisse dort hatte ich meine Vorbehalte und vertraute den Ärzten nicht mehr. Als man mir sagte, Marco müsse im Krankenhaus bleiben und ich könne nicht bei ihm bleiben, da entschied ich mich dagegen. Lieber würde ich 2x täglich ins Krankenhaus fahren, aber dort konnte und wollte ich mein Baby nicht alleine zurück lassen. Man sagte mir, Marco brauche morgens und abends je eine Spritze mit Antibiotika. Entweder müsse ich ihn zum Spritzen bringen oder ich wenn ich jemanden kennen würde, der Spritzen verabreichen kann, dann könne man das auch zuhause machen.
Nun war es so, dass die Ehefrau von Italo's Kollegen, der uns gegenüber wohnte, eine gelernte Krankenschwester war. Sie bot uns an, Marco die Spritzen zu geben. Ich musste lediglich im Supermarkt die Spritzen, die Injektionsnadeln, Alkohol und Tupfer besorgen. Richtig gelesen! Diese Dinge werden in Italien im Supermarkt verkauft. Also besorgte ich alles Notwendige und jeden Morgen, bevor unsere Nachbarin Wilma zur Arbeit ging, kam sie erst bei uns vorbei und gab Marco seine Spritze. Das Gleiche machte sie abends, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Der arme Kerl, er war doch erst 3 Monate alt und musste das alles über sich ergehen lassen. Er weinte bitterlich bei jedem Pieks und beruhigte sich nur schwer.
Das ging 2 Wochen so. Dann war Marco wieder gesund und brauchte Gott sei Dank nicht mehr gespritzt zu werden. Ich hatte daraus gelernt und zog Marco nun immer brav die Wollbodies an. Er blieb auch gesund und bekam keine Bronchitis mehr.
Er und Bianca entwickelten sich prächtig. Bianca hatte hervorragend italienisch gelernt und konnte sich in beiden Sprachen sehr gut ausdrücken. Außerhalb sprach sie italienisch und zuhause sprach ich konsequent deutsch mit ihr. Je länger ich von Deutschland weg war, desto wichtiger wurde mir das.
Sie lernte wunderschöne italienische Kinderlieder, doch mich machten diese Kinderlieder traurig. Es war schwer für mich zu akzeptieren, dass meine Tochter nicht die gleichen Kinderlieder lernte wie ich, als ich selbst noch ein kleines Mädchen war. Wenn man fern der Heimat lebt, dann werden einem plötzlich Dinge wichtig, die man vorher gar nicht bewusst wahr genommen hat. Bei mir waren es die Kinderlieder. Ich begann, meiner Tochter zuhause deutsche Kinderlieder wie "Hänsel und Gretel" oder "Ein Männlein steht im Walde" beizubringen. Ein anderes Beispiel waren typisch schwäbische Gerichte. Obwohl ich eigentlich das schwäbische Nationalgericht Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen gar nicht mag, vermisste ich es in Italien. Ich musste es unbedingt haben. Also machte ich mich auf die Suche nach den entsprechenden Lebensmitteln. Linsen gab es , aber keine Spätzle und keine Saitenwürstchen. Anstatt Spätzle kochte ich Nuden. und anstatt der Saiten gab es die in Italien sogenannten "Wuerstel", der klägliche Versuch einer italienischen Saitenwurst-Kopie. Ganz ehrlich, es schmeckte nicht besonders, aber trotzdem kochte ich es immer wieder. Es war meine Art, etwas Heimat nach Italien zu zaubern. Ohne solche Aktionen hätte ich wahrscheinlich noch mehr unter Heimweh gelitten, wie ich es sowieso schon tat.
So schön und beschaulich das Leben in San Marino auch war: ich vermisste immer mehr meine Familie und meine Freunde. Dazu kam, dass Italo's Trinkverhalten nicht besser wurde. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Mittlerweile war er schon so weit, dass er morgens, bevor er zur Arbeit ging, 2 Gläser Weißwein trank. Die Mittagspause verbrachte er zuhause, er aß zu Mittag und trank dazu eine Flasche Wein. Danach war er müde und schlief 1 Stunde. Dann musste er wieder zur Arbeit und wenn er abends nach Hause kam, trank er mindestens noch eine Flasche Wein, bevor er zu Bett ging. Ich konnte zusehen, wie er anfing, morgens zu zittern. Das Zittern wurde erst besser, wenn er seine 2 Gläser Weißwein getrunken hatte. Er war dabei, unsere Existenz aufs Spiel zu setzen. Oft fragte ich mich, wie lange er es noch schaffen würde, 6 Tage in der Woche bis 20 Uhr zu arbeiten. Seine Alkoholabhängigkeit würde früher oder später dafür sorgen. dass er nicht mehr in der Lage sein würde, seiner Arbeit nachzukommen.
Aber noch war es nicht soweit.
Unsere Wohnung hatte einen eigenen Eingang. Wenn man das Gartentörchen passierte, kam man direkt auf unsere doppelflügeligeWohnungstüre zu, die aus dunklem, massivem Holz und wunderschön mit Schnitzereien verziert war. Auch die Türklinke war mit Intarsien versehen.
Hinter der Eingangstüre befand sich eine Art offener Vorraum, der direkt in ein großes, geräumiges Wohnzimmer überging. Der Boden war mit großen, quadratischen Terracottafliesen ausgelegt, die Wände in einem angenehmen Beige-Ton passend gestrichen. Ein 3-flügeliges, großes Fenster mit dunklem Naturholzrahmen ließ viel Licht herein. Der Raum war sehr schön und ich wusste auch sofort, wie ich ihn einrichten wollte.
Eine Türe,die sich gegenüber dem Eingang befand, führte in die große Wohnküche. Hier war anstelle eines Fensters eine große 2-flügelige Glastüre eingebaut, die direkt in den hinteren Garten führte. Der Garten war einfach toll, im Sommer wuchsen hier Tomaten, Paprika, Salat und Zwiebeln.Natürlich durften Kräuter nicht fehlen. Es gab Basilikum- und Rosmarinbüsche, Salbei und Petersilie. Unser Vermieter war sehr freundlich und ich durfte mich im Garten bedienen. Wer einmal in Italien ganz frisch aus dem Garten geerntete Tomaten gegessen hat, der weiß, wie herrlich diese Frucht schmeckt. Ab diesem Moment konnte ich verstehen, warum die Italiener so viele Gerichte mit Tomaten lieben. Es ist ein ganz besonderes Geschmackserlebnis
Ein kleiner Flur führte von der Küche weg ins Kinderzimmer, Schlafzimmer und ins Bad. Alle Räume waren gefliest und sehr geräumig.
Die ersten Tage lebten wir aus den Umzugskisten.Unser Ehebett hatte ich ja aus Deutschland mitgebracht. Und Biancas Bettchen konnten wir nun auch stellen. Ansonsten gab es noch nichts an Möbeln, nur eine Spüle und ein Gasherd in der Küche. Italo's Kollege half uns provisorisch mit einem Gartentisch und Gartenstühlen aus, damit wir eine Sitzgelegenheit hatten.
Ich war einen Tag zuhause, da ging ich mit Nicoletta Möbel einkaufen. Italo hatte in der Zwischenzeit einen Kredit aufgenommen, mit diesem Geld durfte ich alles selbst aussuchen und kaufen. Italo ließ mir komplett freie Hand.
So suchte ich für den Eingangsbereich einen weißen, geräumigen Schuhschrank mit passendem Spiegel aus, für das Wohnzimmer ein weißes Sideboard und eine passende Glasvitrine, eine hellblau-weiß-gestreifte Couch mit passendem Sessel und einen runden Tisch.
Die neuen Küchenmöbel waren ebenfalls weiß, die Schränke hatten einen roten Griff. Dazu gabs einen großen, weißen Esstisch mit roten, weich geschwungenen Stühlen, deren Sitzpolster rot-weiß gestreift waren.
Für das Kinderzimmer hatte ich ein Stockbett in Kieferholz ausgesucht, dazu ein passender 3-türiger Kleiderschrank. Und im Schlafzimmer baute man uns maßgenau einen riesigen weißen Schrank über die ganze Wand auf, der fast bis zur Decke reichte.
Die Möbel wurden recht schnell geliefert und als alles aufgebaut war, die Lampen alle hingen, die Vorhänge, die ich auf dem Markt gekauft hatte, genäht und aufgehängt und die Zimmer liebevoll dekoriert waren, war ich sehr stolz auf unser neues Zuhause. Es war modern, klar in der Linie und doch sehr gemütlich, wir fühlten uns alle sehr wohl darin.
San Marino war ein sehr kleines Dorf mit gerade mal 700 Einwohnern. Wie ein Lauffeuer sprach es sich herum, dass nun eine Deutsche dort wohnte. Als ich Bianca im örtlichen Kindergarten anmeldete, da wurde ich gleich mit :"Ah! Sie sind die Deutsche!" empfangen und neugierig betrachtet. Marco war die Attraktion schlechthin. Ein Baby mit roten Haaren sah man dort nicht alle Tage. Die Leute waren ganz hingerissen, auch von Bianca, die mittlerweile dunkelblondes Haar hatte und meistens "bella bionda" (hübsche Blonde) genannt wurde.
Bianca verkraftete den Wechsel vom Klosterkindergarten in den Kindergarten von San Marino sehr gut. Sie lebte sich noch schneller ein als in Cremona, denn diesmal konnte sie bereits etwas italienisch und fand so noch leichter Anschluss.
Wenn Bianca im Kindergarten war und Italo bei der Arbeit, dann war ich mit Marco alleine. Er war und blieb ein absolut unkompliziertes Baby, das viel lachte. Er war ein Sonnenschein, wie es im Buche stand. Lediglich wenn er Hunger hatte, dann war er nicht mehr zu bremsen und zeigte seinen Missmut sehr deutlich und sehr laut, wenn es ihm zu lange dauerte, bis er sein Fläschchen bekam. Auch Marco konnte ich nur kurz stillen, als er 3 Wochen alt war, da bekam ich 3 Tage lang hohes Fieber und stillte ihn in dieser Zeit nicht. Danach klappte es einfach nicht mehr richtig und ich stellte aufs Fläschchen um.
Von Bianca hatte ich noch Babybodies aus Baumwolle, die ich Marco anzog, nicht wissend, dass diese für das feuchte Klima absolut ungeeignet waren. Die Cremoneser benutzen alle Unterhemden aus reiner Wolle, mit der die Feuchtigkeit viel besser abgehalten wird wie mit Unterwäsche aus Baumwolle, aber das wusste ich nicht. Marco war 3 Monate alt, da bekam er eine sehr schlimme Bronchitis. Er hatte Fieber und sog förmlich nach Luft. Sein kleiner Körper wurde von Hustenanfällen geschüttelt und er wurde stündlich schwächer. Es blieb mir keine andere Wahl, ich musste wieder in das Cremoneser Krankenhaus mit ihm. Durch die Erlebnisse dort hatte ich meine Vorbehalte und vertraute den Ärzten nicht mehr. Als man mir sagte, Marco müsse im Krankenhaus bleiben und ich könne nicht bei ihm bleiben, da entschied ich mich dagegen. Lieber würde ich 2x täglich ins Krankenhaus fahren, aber dort konnte und wollte ich mein Baby nicht alleine zurück lassen. Man sagte mir, Marco brauche morgens und abends je eine Spritze mit Antibiotika. Entweder müsse ich ihn zum Spritzen bringen oder ich wenn ich jemanden kennen würde, der Spritzen verabreichen kann, dann könne man das auch zuhause machen.
Nun war es so, dass die Ehefrau von Italo's Kollegen, der uns gegenüber wohnte, eine gelernte Krankenschwester war. Sie bot uns an, Marco die Spritzen zu geben. Ich musste lediglich im Supermarkt die Spritzen, die Injektionsnadeln, Alkohol und Tupfer besorgen. Richtig gelesen! Diese Dinge werden in Italien im Supermarkt verkauft. Also besorgte ich alles Notwendige und jeden Morgen, bevor unsere Nachbarin Wilma zur Arbeit ging, kam sie erst bei uns vorbei und gab Marco seine Spritze. Das Gleiche machte sie abends, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Der arme Kerl, er war doch erst 3 Monate alt und musste das alles über sich ergehen lassen. Er weinte bitterlich bei jedem Pieks und beruhigte sich nur schwer.
Das ging 2 Wochen so. Dann war Marco wieder gesund und brauchte Gott sei Dank nicht mehr gespritzt zu werden. Ich hatte daraus gelernt und zog Marco nun immer brav die Wollbodies an. Er blieb auch gesund und bekam keine Bronchitis mehr.
Er und Bianca entwickelten sich prächtig. Bianca hatte hervorragend italienisch gelernt und konnte sich in beiden Sprachen sehr gut ausdrücken. Außerhalb sprach sie italienisch und zuhause sprach ich konsequent deutsch mit ihr. Je länger ich von Deutschland weg war, desto wichtiger wurde mir das.
Sie lernte wunderschöne italienische Kinderlieder, doch mich machten diese Kinderlieder traurig. Es war schwer für mich zu akzeptieren, dass meine Tochter nicht die gleichen Kinderlieder lernte wie ich, als ich selbst noch ein kleines Mädchen war. Wenn man fern der Heimat lebt, dann werden einem plötzlich Dinge wichtig, die man vorher gar nicht bewusst wahr genommen hat. Bei mir waren es die Kinderlieder. Ich begann, meiner Tochter zuhause deutsche Kinderlieder wie "Hänsel und Gretel" oder "Ein Männlein steht im Walde" beizubringen. Ein anderes Beispiel waren typisch schwäbische Gerichte. Obwohl ich eigentlich das schwäbische Nationalgericht Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen gar nicht mag, vermisste ich es in Italien. Ich musste es unbedingt haben. Also machte ich mich auf die Suche nach den entsprechenden Lebensmitteln. Linsen gab es , aber keine Spätzle und keine Saitenwürstchen. Anstatt Spätzle kochte ich Nuden. und anstatt der Saiten gab es die in Italien sogenannten "Wuerstel", der klägliche Versuch einer italienischen Saitenwurst-Kopie. Ganz ehrlich, es schmeckte nicht besonders, aber trotzdem kochte ich es immer wieder. Es war meine Art, etwas Heimat nach Italien zu zaubern. Ohne solche Aktionen hätte ich wahrscheinlich noch mehr unter Heimweh gelitten, wie ich es sowieso schon tat.
So schön und beschaulich das Leben in San Marino auch war: ich vermisste immer mehr meine Familie und meine Freunde. Dazu kam, dass Italo's Trinkverhalten nicht besser wurde. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Mittlerweile war er schon so weit, dass er morgens, bevor er zur Arbeit ging, 2 Gläser Weißwein trank. Die Mittagspause verbrachte er zuhause, er aß zu Mittag und trank dazu eine Flasche Wein. Danach war er müde und schlief 1 Stunde. Dann musste er wieder zur Arbeit und wenn er abends nach Hause kam, trank er mindestens noch eine Flasche Wein, bevor er zu Bett ging. Ich konnte zusehen, wie er anfing, morgens zu zittern. Das Zittern wurde erst besser, wenn er seine 2 Gläser Weißwein getrunken hatte. Er war dabei, unsere Existenz aufs Spiel zu setzen. Oft fragte ich mich, wie lange er es noch schaffen würde, 6 Tage in der Woche bis 20 Uhr zu arbeiten. Seine Alkoholabhängigkeit würde früher oder später dafür sorgen. dass er nicht mehr in der Lage sein würde, seiner Arbeit nachzukommen.
Aber noch war es nicht soweit.