Zu viele Motherfucks, Flashbacks und Musik machen KILLER’S BODYGUARD zur Qual

An seinem Leitspruch hat sich Killer’s Bodyguard anscheinend selbst ein bisschen zu sehr orientiert: “Boring is always best” gibt Aufpasser Michael Bryce immer wieder von sich, während er auf den Hauptzeugen in einem wichtigen Gerichtsfall aufpassen muss. Regisseur Patrick Hughes (The Expendables 3) wollte mit Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson eine Großmaul-Buddy-Actionkomödie erschaffen, die aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als dass auch nur ein Funke Spaß auf uns überspringen könnte.

In Killer’s Bodyguard soll der erbarmungslos-diktatorische Vladislav Dukhovich (Gary Oldman) aus Weißrussland vor dem Internationalen Gerichtshof für seine grausamen Taten an seiner Bevölkerung verurteilt werden. Aber es fehlt an wirklichen Beweisen, denn Dukhovich hat seinen Männern aufgetragen, jeden möglichen Zeugen aus dem Weg zu räumen. Die letzte Hoffnung liegt auf dem Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson), der sich bereit erklärt hat gegen Dukhovich auszusagen, wenn seine Frau Sonia (Salma Hayek) aus dem Gefängnis entlassen wird.

Zuerst beauftragt Interpol die Jung-Agentin Amelia Roussel (Elodie Yung) mit der sicheren Eskortierung Kincaids. Schon bald muss Roussel aber auf die Hilfe ihres früheren Lebensgefährten und Berufs-Bodyguards Michael Bryce (Ryan Reynolds) zurückgreifen, um den wichtigen Zeugen lebend in den Gerichtssaal zu bekommen.

Zu viele Motherfucks, Flashbacks und Musik machen KILLER’S BODYGUARD zur Qual

Killer’s Bodyguard

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Michael Bryce (Ryan Reynolds) muss Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) beschützen.

Die Formel ist recht einfach gestrickt. Zuerst zeigt uns der Film wie unser Held Ryan Reynolds in Ungnade fällt, bevor es zu Gary Oldman in den Gerichtssaal geht und zu guter Letzt mit Samuel L. Jackson der scheinbar heimliche Star des Films in den Fokus gerückt wird. Der Bodyguard, der Böse und der Bad Boy, der etwas Gutes tun möchte. Dann gesellen sich noch Salma Hayek und die wunderbare Daredevil und The Defenders-Darstellerin Elodie Yung (die im Netflix Marvel Universum als Elektra zu sehen ist) hinzu und fertig ist die episodenhafte erste halbe Stunde von einem viel zu langen fast zwei Stunden andauernden Film.

Das liegt gar nicht so sehr an den Darstellern, sondern vielmehr an der Struktur des Films, die jedes Aufkommen eines Drives verhindert. Ständig – fast alle zehn Minuten – erleben wir irgendwelche Rückblenden, weil sich Jackson und Reynolds immer wieder darin verlieren, sich ihre Lebens-, Liebes- und Leidensgeschichten zu erzählen.

Immer wieder kommen Frauengeschichten auf den Tisch. Jacksons Kincaid erzählt von Sonia, Reynolds von Amelia – wie sie sich kennengelernt haben, welche Schwierigkeiten es gab – Blah Blah Blah – und ganz schnell wird aus Killer’s Bodyguard eine Actionromanze statt die erwartete Actionkomödie.

Hierdurch verliert sich der Film in seiner eigenen Handlung, die immer wieder ausgesetzt werden muss, um solche Rücksprünge zu machen. Diese sorgen für eine unnötige Verlangsamung, die bei einem ähnlichen Film wie The Nice Guys von Shane Black nie stattgefunden hat. Dort wurde vielmehr das Charisma von Ryan Gosling und Russell Crowe ausgespielt, um niemals an Fahrt zu verlieren. Zugleich wurde ein amüsantes Schnell-Feuerwerk von Dialogen abgefeuert, während man in Killer’s Bodyguard gar nicht witzig sein möchte, sondern auf Kraftausdrücke setzt, die lediglich für witzig empfunden werden.

Darüber hinaus driftet Regisseur Patrick Hughes immer wieder ins Lächerliche ab. Jackson und Reynolds müssen auf alberne Situationen reagieren, während die wirklich gute Buddy-Komödie ganz herkömmliche Momente erschafft – minus der over-the-top Action – und die Akteure in diesen ihr Comedy-Talent ausspielen lässt. In Killer’s Bodyguard wurden aber eher die Situationen, nicht aber die Darsteller auf lustig getrimmt.

Zu viele Motherfucks, Flashbacks und Musik machen KILLER’S BODYGUARD zur Qual

Killer’s Bodyguard

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Vladislav Dukhovich (Gary Oldman)

Dann schwingt auch noch das Leid mit, dass der große Erfolg des Musik-Einsatzes in James Gunns Guardians of the Galaxy mit sich gebracht hat. Auf einmal möchte jeder Actionfilm seine Adrenalin fördernden Szenen mit guter, alter Musik unterlegen. In Guardians hat das gepasst, weil es wohl überlegt aus der Leidenschaft des Regisseurs heraus entstanden ist. In Filmen wie Suicide Squad oder jetzt Killer’s Bodyguard wirkt das schlicht nervend, vor allem wenn ein Song direkt auf den nächsten folgt, ohne dass wir dabei eine musikalische Ruhepause bekommen würden. Die Musik ist ein Mittel zum Zweck, nicht zum Storytelling. 

Ein Film, der darüber hinaus Gary Oldman als Gegenspieler hat, diesen aber zwei Stunden lang fast stumm in einen Gerichtssaal steckt, kann einfach nicht gut sein. Das macht Oldmans Vladislav Dukhovich zu einem langweiligen Bösewicht, der es niemals mit seinem eigenen Alter-Ego Ivan Korshunov (Oldman in Air Force One) aufnehmen könnte.

Wie es einem Film mit Samuel L. Jackson, Ryan Reynolds und Gary Oldman gelingt, nicht die Sommer-Actionkomödie des Jahres zu werden, ist ein Mysterium. Aber Killer’s Bodyguard ist ein Vorzeigebeispiel dessen, dass gute – achwas, grandiose! – Darsteller keine Garanten für einen unterhaltsamen Film sind.


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