Europa von Süd nach Nord: Norwegen und Finnland zu Fuß
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Norwegen und Finnland zu Fuß
Nun ist es soweit, ich bin tatsächlich am äußersten, oberen Ende Europas, dem Nordkap, angelangt und kann euch auch über die letzten zwei Länder berichten, durch die mich meine Tour geführt hat: Norwegen und Finnland.
Da ich Anfang Juli auf meinem Weg durchs südliche Skandinavien schon einmal für ein paar Tage durch Norwegen gelaufen bin, springe ich zunächst drei Monate zurück in die Hedmark - der Vollständigkeit halber und weil ich euch diesen wunderschönen Landstrich nicht vorenthalten will.
Ich erreiche Norwegen über den interessanten Ort Morokulien (gut 100 Kilometer östlich von Oslo), der zu den sogenannten Peace Parks zählt. Das sind grenzüberschreitende Gebiete, die für die Kooperation zwischen zwei Staaten stehen, aber auch als Friedensbotschaft an die Welt gedacht sind. In Morokulien gibt es ein Friedensdenkmal, dessen eine Säule in Schweden, die andere in Norwegen steht. Außerdem wird die Einheit durch eine kleine Holzbrücke versinnbildlicht, auf der man von einem Land ins andere hinüberlaufen kann.
Die ersten Tage in Norwegen führen mich durch den Finnskogen, ein riesengroßes, dünn besiedeltes Waldgebiet. Auf den unzähligen versteckten Pfaden sind während des Zweiten Weltkriegs viele Menschen aus dem von Deutschland besetzten Norwegen nach Schweden geflohen. Infotafeln erinnern daran, was sich hier, wo man heute gottseidank nur noch idyllische Waldeinsamkeit findet, vor etwa 75 Jahren an tragischen Szenen abgespielt haben muss. Ich finde es gut, zu wissen, was die Wege, die ich gehe, für eine Geschichte haben.
Am nördlichen Ende des Finnskogen tauchen in der Ferne allmählich Berge auf, das Trysil-Fjäll. Im Winter herrscht hier ein turbulenter Ski-Rummel. Im Sommer aber ist nicht viel los, und so gelange ich durch eine ziemlich menschenleere Bergwelt unter blauem Himmel und bei herrlich weitem Blick wieder nach Schweden hinüber.
Jetzt der Sprung nach Finnland, denn von Schweden habe ich euch ja neulich schon erzählt. In Finnland führt mich mein Weg durch den wunderschönen Pallas-Yllästunturi Nationalpark. Anfang September ist es hier oben zwar schon ordentlich kalt, aber irgendwie habe ich trotzdem genau die richtige Jahreszeit erwischt: Die Mücken sind weg, und die Blätter leuchten in den schönsten Herbstfarben. Die Welt ist beinah unnatürlich bunt, und ich kann oft gar nicht glauben, was ich sehe.
Zurück in Norwegen allerdings ist recht bald Schluss mit dieser Pracht. Ich bin jetzt in der Finnmark, der nördlichsten Provinz des Landes. Hier, zwischen dem 68. und 71. Breitengrad Nord, sind die Bäume Ende September schon beinah kahl.
Auf dem Bæskades Gebirge fällt der erste Schnee und mit ihm kommen die kältesten Nächte meiner gesamten Tour. Doch das Frösteln lohnt sich, denn die Landschaft sieht in Weiß getaucht wirklich beeindruckend aus, und zur Krönung fährt auch noch ein Hundeschlittengespann vorbei.
Je weiter ich nach Norden komme, desto kleiner werden die Bäume, irgendwann gibt es nur noch Sträucher und dann nichts als Fels, bedeckt von einem spärlichen Pflanzenteppich. Der Wind pfeift mir völlig ungebremst um die Ohren und ab und zu peitscht mir ein Schneeschauer ins Gesicht. Das Teilstück Norwegen und Finnland zu Fuß geht dem Ende entgegen ...
Am Nordkap selbst ist zu dieser Jahreszeit schon absolut tote Hose. Das war wohl höchste Zeit, um hier anzukommen, denke ich mir so, während ich über den menschenleeren Platz rund um den Metallglobus laufe und mit eingefrorenen Händen mühsam ein paar Fotos mache. Doch eigentlich ist mir das gerade recht so. Ich bin vor neun Monaten allein losgelaufen, und da passt es irgendwie am besten, dass ich auch allein ankomme.
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