Das Warten auf den Brief aus Griechenland kam mir vor wie das Warten aufs Christkind.
Vor drei Tagen kam der ersten Hinweis auf einen “Brief aus Griechenland” von griechischen Reportern, vorgestern dann die “Bestätigung” durch Zocker Varoufakis himself, dass ein Brief kommt – und danach kamen fast stündlich “Informationen” oder besser “Wasserstandsmeldungen” zum Brief aus Griechenland in den Nachrichtenkanälen.
Er kommt morgen, hieß es zunächst, dann sollte er doch einen Tag später kommen und – oh Wunder – er ist bis heute nicht angekommen. Allerdings kam heute Mittag eine E-Mail zum Thema, wieder eine neue Meldung wert. Was drin steht, wusste zu dem Zeitpunkt ausser dem Absender noch niemand, aber auch das war n-tv & Co. eine Nachricht wert.
Am frühen Nachmittag wusste man immer noch nicht, was drin steht, aber Schäuble hatte es schon als “substanzlos” abgelehnt. Der DAX, der sich im Laufe des Vormittags gerade mal wieder ohne Rücksicht auf das Schreiben aus Griechenland frech auf ein Allzeit-Hoch von 11.022 Punkten geschlichen hatte, knallte direkt wieder hundert Zähler runter.
Inzwischen wird verbreitet: Ja, die Griechen haben weiteres Geld beantragt, aber dass sie sich an die vereinbarten Auflagen dazu halten, geht aus der E-Mail nicht eindeutig hervor. So war es von Varoufakis zu erwarten, und so ist es auch gekommen.
Ich hoffe, dass dem Zocker aus Griechenland endlich sämtliche Kreditlinien komplett gestrichen werden, damit er lernt, mit Realitäten umzugehen. Aber selbst das träfe vermutlich auch nur das griechische Volk, das sowieso schon unter den Folgen der Verbrechen seiner Politiker enorm leidet.
Finanzminister Varoufakis könnte sich dann vermutlich immer noch einen neuen Designer-Schal kaufen (Schlips braucht er ja nicht), während die schuldlos verarmten Menschen in Griechenland reihenweise das Land verlassen, unter den Brücken sterben oder sich selbst umbringen.