Es gibt Opfer und Opfer, im Fall des Gedenkens der Zerstörung von Dresden durch die Bombenangriffe vom 13. Februar 1945 gibt es besonders viele davon. Nicht nur die nach neueren Schätzungen bis zu 25.000 Menschen, die damals in der brennenden Stadt umkamen und weitere zig Tausend, die zwar nicht ihr Leben, aber Angehörige und ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Es gibt auch noch die unverbesserlichen Anhänger jener faschistischen Ideologen, die den Bombenfuror der Alliierten erst heraufbeschworen haben, in dem sie in ihrem Weltenbeherrscher-Wahn ein Land nach dem anderen angegriffen und unterworfen haben. Die Nazis haben Guernica, Warschau und Coventry bombardiert. Sie haben den Krieg vom Zaun gebrochen, in dessen Verlauf so ziemlich alle bedeutenden deutschen Städte zerstört wurden – unter anderem auch Dresden.
Werbeplakat, gesehen in Berlin
Das macht es auch so unterträglich, dass die Nazis in Dresden jahrelang unbehelligt ihre perverse Geschichtsverdrehung öffentlich zur Schau stellen durften. So traurig, so grässlich, so schrecklich die Angriffe auf die deutschen Städte und die in diesen Städten wohnende Bevölkerung auch waren – sie waren die Konsequenz aus der Tatsache, dass eben dieses nun so furchtbar heimgesuchte Volk es zugelassen hatte, ein Herrenvolk zu werden, das die angeblich minderwertigen Völker in den Ländern ringsum terrorisierte und ausbeutete, ja die besonders gehassten und als minderwertig definierten Menschen millionenfach ermordete. Um so unverständlicher, dass die sächsischen Regierenden sich dermaßen schwer tun, wenn Menschen heute etwas gegen die öffentlich zelebrierten Krokodilstränen der Ewiggestrigen haben und sich entsprechend auf die Straße begeben.
Was Demonstranten gegen die Naziaufmärsche in Dresden passieren kann, hat die Süddeutsche unter dem Titel Operation Willkür beschrieben: Es kann passieren, dass man wie Agnes Scharnetzky für seine Zivilcourage gelobt und vom Bundespräsidenten eingeladen wird. Es kann aber auch passieren, dass man wie Brigitte Fuhrmann ein ärgerliches und teures Verfahren am Hals hat und am Ende nicht nur zu 15 Tagessätzen zu 40 Euro verurteilt wird, sondern für das Verfahren insgesamt mehrere Tausend Euro zahlen muss. Fazit: Wer heutzutage in Deutschland die ständig geforderte Zivilcourage tatsächlich zeigt, hat noch immer gute Chancen, ein Opfer staatlicher Willkür zu werden.
Nicht nur in Dresden.